Janko Ferk: Ulrich Habsburg-Lothringen. Aristokrat, Demokrat, Grüner.
Klagenfurt: styria regional Carinthia 2011.
176 Seiten, Euro 24, 95. -
ISBN 978-3-7012-0054-2
Was bringt einen Juristen und Schriftsteller dazu, ein Buch über einen Abkömmling der Familie Habsburg zu verfassen? Ist es die heimliche Sehnsucht nach dem Verfassungsrecht, das ja jedem Juristen das Höchste ist? Waren es die slowenischen „Connections", denn Ulrich Habsburg-Lothringen wurde vom slowenischen Rechtsanwalt Vouk vertreten? Oder ist es die Freude, dass sich jemand einen selber als Biograf wünscht? Das Kapitel „Ein Kämpfer zieht vor den Verfassungsgerichtshof" ist auf jeden Fall emotional, flüssig und mit eigenen Wertungen geschrieben, im Gegensatz zu der deskriptiv neutralen, leicht amüsiert angehauchten Schreibweise der anderen Kapitel.
Warum will der grüne Gemeinderat Ulrich Habsburg-Lothringen aus Wolfsberg im schönen Kärnten eigentlich gerade Bundespräsident werden und nicht Bundeskanzler, Minister oder anderes? Wo sich doch sogar Hans Kelsen, der Schöpfer der österreichischen Verfassung, speziell dazu äusserte, dass sich der Absatz 3 gegen die „in der Geschichte ja schon beobachteten Versuche von Mitgliedern ehemals regierender Familien richte, auf dem Weg über die Präsidentschaft der Republik die Monarchie wieder aufzurichten." Und Habsburgs eigene Frau Friederike drohte, sich scheiden zu lassen, falls er wirklich Bundespräsident würde?
„Der verhinderte Präsident" wünschte sich der Beschriebene als Buchtitel, als ob es nur das geltende Gesetz gewesen wäre (das Verbot wurde im Juni aufgehoben) und nicht auch die vermutlich fehlende Stimmenmehrzahl, um wirklich das höchste Amt im Staate ausüben zu dürfen. Das passive Wahlrecht steht auch schon sehr lange in Österreich lebenden Menschen aus anderen Ländern nicht zu - nur allen StaatsbürgerInnen. Welche Rolle die Mittel im Familienversorgungsfonds der Habsburger oder mögliche „Entschädigungszahlungen" spielten, kommt im Buch nicht heraus.
Bleibt noch zu fragen, warum „David" diese Biografie besprechen lässt? Friederike Habsburg trat als geborene Klinkowström nach einer Prüfung in Israel dem orthodoxen Judentum bei und fühlt sich mit der jüdischen Gemeinde sehr verbunden.