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Intensives Opernerlebnis in der Grazer Synagoge

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Mit einfachsten Mitteln - einem Klavier, einem Sopran und acht jungen Tänzern - wurde im Juni in Graz die gefühlvolle Monooper „Das Tagebuch der Anne Frank" von Grigori Frid szenisch realisiert.

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Mit feuchten Augen sucht eine betagte Dame den Weg zum Ausgang der Grazer Synagoge: „So schön ist das Stück, aber so traurig." Tatsächlich erzählt das einstündige Werk in eindringlicher Weise von Annes Visionen, Träumen und Erinnerungen, und zwar nicht nur mithilfe jener berühmten Texte aus Anne Franks Tagebuch, die von der Sopranistin Temi Raphael-Kamburova überzeugend vorgetragen werden. Sieben junge Tänzerinnen und ein Tänzer des Austrian Youth Ballet füllen das dezente Bühnenbild im Betraum der Synagoge mit Leben und verkörpern Annes Emotionen: ihre Ängste, ihre Hoffnungen und ihre Schmetterlinge im Bauch. Getragen werden Tänzer und Sängerin von Donald Brooks sensiblem Klavierspiel.

Die Kammeropern von Grigori Frid, für die er weltbekannt wurde, behandeln die seelischen Nöte der Hauptpersonen und die moralischen Fragen der Menschheit. Der Komponist unterrichtete unter anderem von 1936 bis 1939 am Moskauer Konservatorium und leitete den Moskauer „Musik-Klub", in dem Konzerte und Seminare stattfanden.