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Opfergedenken

Ilse GERHARDT

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Kärnten ist besser, als sein Ruf : Zum Opfergedenken des Vereins " Memorial Kärnten - Koroska" am 29. April haben sich zahlreiche Teilnehmer im Hof der Klagenfurter Burg versammelt.
Dieses zentrale Gebäude war von den Nazis zum GESTAPO - Hauptsitz erkoren worden und hier landeten auch die von der Geheimpolizei verhafteten Regimegegner und Juden, wurden hier verhört und drangsaliert Die Situation, in der sich diese Opfer befanden, führte die Theatergruppe SPZ aus St. Johann im Rosental eindrucksvoll vor Augen, LHStv Dr. Peter Kaiser ( SPÖ) vergegenwärtigte den Mut der Widerstandskämpfer und zwei slawische Chöre brachten den Zuhörern den emotionalen Stress der Opfer und deren Familienin gefühlvoll in Erinnerung. Memorial-Obmann Horst Ogris, der diese Veranstaltung zusammengestellt und organisiert hatte, erinnerte seinerseits, dass die Verhafteten nach den Verhören, die unter physischer und psychischer Folter geschahen, ins Gefangenenhaus des Landesgerichts überstellt wurden. Hier kamen sie am 6. Jänner 1945 vor den "Volksgerichtshof". Zum Prozess war Roland Freisler, der " Blutrichter" der Nazis und bekannt auch durch seine verbalen Exzesse, eigens nach Klagenfurt gekommen. Ohne Federlesens verurteilte Freisler an jenem Tag 13 Widerstands - und Freiheitskämpfer - darunter waren auch mehrere Frauen - zum Tode durch Enthaupten und Erhängen. Die Urteile wurden dann gnadenlos  in Graz vollstreckt.

Memorial Kärnten-Koroska, Plattform gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus, sorgte für eine eindringliche Veranstaltung mit Gedenkgehen von der Burg zum Landesgericht. Schweigend wurden Tafeln mit den Fotos der Hingerichteten mitgetragen. Ein roter Faden, gezogen von der Burg bis zum Gericht, symbolisierte die Blutspur der Opfer. Memorial-Obmann Horst Ogris zeigte sich beeindruckt vom emotionalen Feedback der Teilnehmer:

"Immerhin sind rund 400 Menschen unserer Einladung zum Gedenken gefolgt. Aus ihren Reaktionen und vielen positiven Kontakten post festum leite ich ab, dass wir dieses Gedenken alljährlich durchführen sollten. Nicht zuletzt deshalb, weil es die einzige Veranstaltung in Klagenfurt ist, die -zeitnah - auch an das Ende des NS-Terror-Regimes erinnert .- Nimmt man die Initiative des Musil-Instituts aus, am 8. Mai eine Veranstaltung - diesmal mit dem grossartigen fast 98-jährigen  slowenischen Schriftsteller Boris Pahor aus Triest, der vier ( ! ) Nazi-Lager - Gott sei Dank - überlebt hat."

Vor dem Gerichtsgebäude angekommen, empfing der neue Kärntner Landesgerichtspräsident Dr. Bernd Lutschounig die Gedenkenden. Er bot ihnen einen Rückblick auf die Nazijustiz und hob die Bedeutung des Widerstands gegen Diktaturen hervor. Weiters stellte Lutschounig fest, dass in Demokratien derlei Rechtsverbrechen nicht möglich wären und plädierte für demokratische und menschliche Auslegung von Recht und Gesetz.

Dr. Augustin Malle, Direktor des slowenisch-wissenschaftlichen Instituts, hob die Erinnerungskultur der Slowenen hervor, die schmerzhaft an Ereignisse und Daten des Dritten Reiches gebunden sind und sich von der kaum vorhandenen Erinnerungskultur der Deutschsprachigen enorm unterscheide : Hier erlittenes Schicksal - da Verdrängung und Vergessen.