Franz Werfel war der einzige der legendären Prager deutschsprachigen Schriftsteller, der es zum mehrfachen Bestsellerautor schaffte, oder (wie Werfel selber meinte) zum erfolgreichen Schriftstellereibesitzer, so, wie sein Vater ein erfolgreicher Handschuhfabrikant gewesen war.
Doch er war nicht der „Kunstgewerbler“, wie ihn seine Gegner riefen. Er war, wie es die Instanz Marcel Reich-Ranicki formulierte, „ein Frühvollendeter und ein ewiger Neubeginner, ein naiver Sänger – und trotzdem ein raffinierter Artist; ein religiöser Rebell und doch ein Lebenskünstler und Geniesser; ein Enthusiast und Skeptiker in einem, ein Mystiker, der dennoch mitten im Leben stand.“ Und weiter, könnte man sagen, ein durch und durch musischer Mensch und Musikliebhaber, der Verdis Briefe herausgab und dem Komponisten mit Verdi – Roman einer Oper ein Denkmal setzte.
Grabmal für Franz Werfel auf einem Ehrengrab der Stadt Wien, Zentralfriedhof, von Anna Mahler, 1975. Foto: skINMATE, gemeinfrei. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ZentralfriedhofWerfelFranz.jpg
An der Hand seines tschechischen Kindermädchens hatte Werfel das hunderttürmige Prag kennen gelernt, und in seinen unzähligen Kirchen das Christentum, für das er sich noch als Erwachsener begeistern konnte – ohne zu konvertieren, ohne sein Judentum zu vergessen. Als er 1940 die Küste Amerikas erreichte, erfüllte er als Dank für die Errettung sein im französischen Wallfahrtsort Lourdes gemachtes Gelübde und schrieb über die dort verehrte Heilige sein erfolgreichstes Buch: Das Lied von Bernadette.
Gedenktafel für Franz Werfel an seinem Geburtshaus in Prag 1, Havlíčkova 1043/11, von Ladislav Janouch, Bronze, 1990. Foto: Juandev, gemeinfrei. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ladislav_Janouch_-_pamětn%C3%AD_deska_France_Werfla.jpg
Auf seiner zweiten Palästina-Reise mit dem Schicksal der Armenier konfrontiert, verfasste Werfel sein nicht minder bekanntes Werk Die vierzig Tage des Musa Dagh, zu Deutsch des Moses-Berges, einen Roman über Vertreibung und Ermordung, gerade 1933 erschienen – was doch wohl als Parabel auf das jüdische Schicksal zu lesen ist.
Werfel erlag, erst 55-jährig, seinem Herzleiden. Fünfundvierzig Jahre ist es nun her, dass sein Grab von Beverly Hills nach Wien verlegt wurde. Seine Stieftochter, Anna Mahler, schuf dazu den Grabstein.