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Die fortschrittliche Galeristin Edith Halpert, die schon sehr früh afro-amerikanische Kunst kaufte, wurde im New Yorker Jüdischen Museum präsentiert, einem wundervollen Museum, in dem hauptsächlich zeitgenössische Kunst im Kontext von Ritualgegenständen gezeigt wird.
Sie öffnete ihre Galerie „Our Galery“ immer am Abend, damit auch die Berufstätigen kommen konnten, und sie war die erste Galeristin, die in Downtown New York ausstellte. Ihr Assistent war ein Afroamerikaner, der Jahrzehnte lang für sie arbeitete. Edith Halpert war eine ungewöhnliche Frau, die ständig Zigaretten rauchte, wie auf mehreren gemalten Porträts zu sehen. Ihre Galerie war als demokratischer Ort gedacht.
Durch die Fenster des Jewish Museums in New York sieht man auf den Central Park. Im zweiten Stock gab es, vor dem Einbruch des Corona-Virus, eine Ausstellung zu den Erwerbungen der erfolgreichen Kunsthändlerin und Sammlerin Edith Halpert. Halpert war die erste Galeristin, die afro-
amerikanische Kunst verkaufte. Nach der Migration wuchs sie in Harlem auf und half ihrer Mutter mit deren Candy Shop, in dem sie schon erste Verkaufstechniken erlernte. Ihr Vater war in einem osteuropäischen Pogrom gestorben. Eigentlich wollte Edith selbst Künstlerin werden, heiratete dann aber den Maler Sam Halpert, mit dem sie nach Paris ging. Dort lernte sie die sehr lebhafte europäische Galerie-Szene kennen. Als sie zurückkam, sperrte sie selbst eine Galerie „in the drinking part of the town“ auf. In dieser Zeit arbeiteten Frauen eigentlich nicht, denn es herrschte gerade die US-Wirtschaftsdepression.
Edith Halpert in der Downtown Gallery, neben einigen jener neuen amerikanischen Künstler, die sie in jenem Jahr förderte, Life Magazine, 1952. Foto: Estate of Louis Faurer. Mit freundlicher Genehmigung Jewish Museum New York.
Cabinet of Wonders
Das Konzept des Jewish Museum am New Yorker Central Park geht voll auf. Religiöse Symbole oder Ritualgegenstände sind moderner Kunst gegenübergestellt, Seite an Seite. Ein ganzer Raum voll mit Glaskästen auf rotem Samt und schönen Dingen in Silber und Gold. Amulette, Thora Binder oder Ehekontrakte sind so präsentiert, dass sie an die „Cabinets of Wonders“ erinnern sollen, die Renaissance-Vorläufer des modernen Museums. Dazwischen „Oddities“ – unerwartete und exzentrische Kreationen. Lee Krasner, Louise Nevelson oder Eva Hesse, die als Kleinkind für die Flucht vor den Nazis verschickt wurde, finden sich hier. In dem Film „Ocean Avenue” (1999) von Shari Rothfarb Mekonen nimmt eine ältere Frau ihre letzte Mikveh. Wasserbilder sind mit Aufnahmen der bekannten Strasse vermischt. Die Musik des Films hört man in der ganzen Ausstellung.
Kehinde Wiley: Alios Itzhak. (The World Stage: Israel, 2011). Mit freundlicher Genehmigung Jewish Museum New York.
Auf der einen Seite ein junger Mann, auf dekorativem Grund gemalt, direkt daneben steht ein hoher Holzschrank mit geschnitzten Vögeln. Der afroamerikanische Künstler Kehinde Wiley malte alle möglichen jungen israelischen Männer, um die Vielfalt Israels darzustellen, auf dem ausgestellten Bild „Alios Itzhak (The World Stage: Israel, 2011)“ beispielsweise einen jungen Israeli äthiopischer Herkunft, sehr dekorativ, im lila T-Shirt vor einem ukrainischen Papercut aus dem 19. Jahrhundert. In Konversation mit dem Bild befindet sich der „Torah Ark from Adath Yeshurun Synagogue“ aus 1899, den der russische Holzschnitzer Abraham Shulkin geschaffen hatte. Eine wunderschöne Kombination.
Folk Art Galery
Edith Halpert schaffte es, ihre Galerie in schwierigen Zeiten wirtschaftlich durchzubringen. Die Frau des konservativen John Rockefeller kaufte bei ihr: Abby Rockefeller erhielt eine Allowance von 40.000 Dollar von ihrem Mann, die sie für Kunst ausgeben durfte. Die Hälfte davon gab sie bei Edith Halpert aus. Sie kaufte Drucke und unterstützte Künstler finanziell. Das war auch sehr wichtig, denn in Folge dieser ganzen Kunst-Anreize wurde Abby Rockefeller, die Kunstgeschichte studiert hatte, später eine der drei Frauen, die das Museum of Modern Art (MOMA) gründeten. Um finanziell zu überleben, gründete Halpert im ersten Stock zusätzlich die „Folk Art Gallery“, die erste Galerie, die im Kontakt mit zeitgenössischen KünstlerInnen stand und auch Skulpturen, Möbel und Kunst-Handwerk verkaufte. Sie unterstützte zum Beispiel den jungen Afroamerikaner Jacob Lawrence, dessen „Migration Series“ heute im MOMA zu sehen sind. Bilder, die die Massenmigration von Schwarzen aus dem Süden in den Norden begleiteten, waren ihr sehr wichtig. Sie versuchte ständig, ihre Künstler in Museen und Sammlungen zu platzieren.
Die Ausstellung im Jewish Museum war deswegen so speziell, weil es keinen Ort gibt, an dem die Edith Halpert Sammlung gezeigt wird. Als sie 1971 starb, gab es eine riesige Verkaufsschau sowie dreiundsiebzig Auktionen, ihre Sammlung wurde leider aufgeteilt und in der ganzen Welt zerstreut.
Informationen: https://thejewishmuseum.org/