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Die Sprachen eines Flüchtlings Zum Tod von Natan Zach s. A. (1930 – 2020)

NACHRUF

Inhalt

Natan Zach wurde am 13. Dezember 1930 als Harry Seitelbach in Berlin geboren. Seine italienische Mutter war Katholikin und der Vater stammte aus einer jüdischen Familie. 1936 konnte die Familie über Frankreich und Italien nach Palästina emigrieren. Bald nach der Ankunft in Haifa verstarb der Vater. Natan Zach wurde 1948 Soldat der Israelischen Armee, wo er zwei Jahre als Offizier diente. Während seines Studiums an der Hebräischen Universität in Jerusalem war er unter anderem Schüler von Martin Buber und Ernst Simon. 1952 zählte er zu den Initiatoren der Literatengruppe Likrat (hebr.: Entgegen). Natan Zach beherrschte sieben Sprachen, doch er meinte dazu lakonisch: „Wer sieben Sprachen spricht, ist kein Genie, sondern ein Flüchtling.“1 Er übersetzte Werke von Else Lasker-Schüler, Paul Celan, Bertold Brecht und Max Frisch ins Hebräische. Mit Emil Habibi2 gründete er eine jüdisch-arabische Dichtergruppe und übersetzte gemeinsam mit dem palästinensischen Dichter Rashid Hussein (1936–1977) arabische Volkslieder.

Von 1968 bis 1979 lebte Natan Zach in Grossbritannien und nach seiner Rückkehr nach Israel wurde er zum Professor der Universität Haifa berufen. Seine Gedichte wurden in 20 Sprachen übersetzt. So erschien 2013 bei Suhrkamp im Jüdischen Verlag der Gedichtband Verlorener Kontinent. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Am 6. November verstarb Natan Zach in Ramat Gan. Israels Präsident Reuven Rivlin fand bewegende Worte: „Ruhe in Frieden, lieber Natan, Dichter des Alltagslebens, Dichter des Jetzt. “ 3