Ausgabe

Joseph Pulitzer zum 175. Geburtstag

Tina Walzer

Am 10. April 1847 kam in der ungarischen Kleinstadt Makó der später in den U.S.A. erfolgreiche

Publizist Joseph Pulitzer zur Welt. Nach ihm ist der weltbekannte, seit 1917 vergebene Pulitzer-Preis für

Autoren benannt.

Inhalt

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1907 fertigte Auguste Rodin eine Marmor-Büste des inzwischen vollkommen erblindeten Joseph Pulitzer an. Missouri Historical Museum, Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marble_Bust_of_Joseph_Pulitzer,_Sr._by_Auguste_Rodin.jpg

 

Die Familie des Rechtsanwalts, Politikers, Zeitungs-Verlegers und Journalisten Joseph Pulitzer stammte aus der mährischen Ortschaft Police u Jemnice (dt. Pullitz) nahe Třebíč (dt. Trebitsch, Tschechische Republik). Nach dem frühen Tod seines Vaters Fülöp Politzer 1858 musste der Sohn Arbeit suchen und wurde schliesslich in Hamburg für die Unions-Armee im Amerikanischen Bürgerkrieg angeworben. Im Alter von siebzehn Jahren zog er mit Lincoln‘s 1. New Yorker Kavallerie-Regiment, das hauptsächlich aus deutschen Emigranten zusammengesetzt war, in den Krieg. Anschliessend liess er sich in St. Louis nieder, wo seine Deutschkenntnisse gefragt waren; nach der Revolution 1848 hatten sich viele Deutsche in der Stadt angesiedelt. Pulitzer wurde eine der führenden Persönlichkeiten der Demokratischen Partei, Abgeordneter im U.S. Repräsentantenhaus und setzte sich besonders gegen Korruption und für die Errichtung der Statue of Liberty in New York ein. Er gilt als einer der Pioniere auflagenstarker Boulevardmedien, die in erster Linie über Inserateneinnahmen finanziert werden. Für seine Zeitung New York World liess er 1890 in Manhattans Park Row The World Building (oder Pulitzer Building) erbauen. Das 1955/56 abgerissene Gebäude galt eine zeitlang als das höchste der Welt. An der Columbia University begründete er die Columbia School of Journalism, die 1912 eröffnet werden konnte. Am 29. Oktober 1911 verstarb Joseph Pulitzer in Charleston und wurde auf dem Woodlawn Cemetery bestattet. Der Mount Pulitzer im Bundesstaat Washington ist nach ihm benannt.

Testamentarisch bedachte er die Columbia University, die im Jahr 1917 den nach ihm benannten Pulitzer-Preis für aussergewöhnliche Autorenleistungen ins Leben rief.

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Die Pulitzer-Preis-Medaille 1917 aus Gold, angefertigt vom amerikanischen Bildhauer Daniel Chester French, Quelle: Wikimedia Commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pulitzer_Prizes_(medal).png?uselang=de

 

Der jährlich ausgeschriebene Preis wird in mehreren Kategorien vergeben, darunter Biografie und Autobiografie, erzählende Literatur, Gedichtkunst sowie Drama, Journalismus, Geschichte, Fotografie, Musik und Sachbücher. Zu den Drama-Preisträgern zählen Ira Gershwin und Oscar Hammerstein ebenso wie Thornton Wilder und Tennessee Williams, Arthur Miller, Eugene O’Neill, Edward Albee, Sam Shepard, Neil Simon oder Stephen Sondheim. Den Literaturpreis erhielten unter anderem John Steinbeck, Ernest Hemingway, William Faulkner, Upton Sinclair, Saul Bellow, Harper Lee, Norman Mailer, Jeffrey Eugenides, Michael Cunningham, Philip Roth und Bernard Malamud sowie die Autorinnen Edith Wharton, Alice Walker und Margaret Mitchell. In der Kategorie Sachbücher wurden neben Erik Erikson und Saul Friedländer auch Douglas Hofstadter, Will Durant, Carl Sagan und Barbara Tuchman mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Die bekanntesten Preisträger auf dem Gebiet der Musik sind George Gershwin, Duke Ellington, Samuel Barber, Ornette Coleman, John Coltrane, Aaron Copland, Wynton Marsalis und Steve Reich.

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Joseph Pulitzer-Briefmarke zu seinem 100. Geburtstag, U.S.A. 1947. Foto: Bureau of Engraving and Printing, Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Joseph_Pulitzer_3c_1947_issue_U.S._stamp.jpg

Pulitzers in Ungarn verbliebener Familie entstammten die Schwestern Aranka Munk, Serena Lederer und Jenny Steiner. Die drei Frauen zählten in Wien zu den bedeutendsten Förderinnen von Gustav Klimt. Ihre Gemälde-Sammlungen waren legendär, sie wurden unter dem nationalsozialistischen Regime enteignet. Während Jenny in die U.S.A. fliehen konnte und Serena 1943 in Budapest starb, wurde Aranka 1941 im KZ Łódź ermordet.

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Joseph Pulitzer. Statue, Liberty Island, New York, Foto: Lesekreis, Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NYC_Liberty_Island_Pulitzer_1.JPG