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Vom Staatsgrundgesetz 1867 zur Russischen Revolution 1917

Tina WALZER

Jüdische Integration, Masseneinwanderung und der Anstieg von Antisemitismus in Wien

 

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Wiens jüdische Gemeinde zählte in der Zwischenkriegszeit nach Warschau und Budapest zu den grössten Europas. Das rasante Anwachsen der jüdischen Bevölkerung in der Stadt hängt eng mit vereinfachten Zuwanderungsbedingungen dank des Staatsgrundgesetzes von 1867 einerseits, dem Phänomen der Massenflucht - vor Judenverfolgungen in Russland und Polen – seit den 1870er Jahren andererseits zusammen. Im Zuge des Ersten Weltkriegs und der Russischen Revolution entleerten sich schliesslich die jüdischen Gemeinden ganzer Landstriche, viele tausend weitere Flüchtlinge kamen nach Wien. Parallel dazu stieg der Antisemitismus im Wiener Alltag in nie gekanntem Ausmass an.

 

Das Verhältnis der christlichen Mehrheitsbevölkerung zu ihrer jüdischen Minderheit war unbeschadet eines mehr oder weniger engen Zusammenlebens in der Habsburgermonarchie über Jahrhunderte von erheblichen Ambivalenzen geprägt. Judenverfolgungen hatten in der Habsburgermonarchie bereits im Mittelalter stattgefunden, in der Neuzeit setzen sie sich fort; über die Motive, Juden zu berauben und zu vertreiben, ist viel bekannt. Ausschlaggebend waren ökonomische wie auch innenpolitische Überlegungen: von der Judenverfolgung als Werkzeug zur Schuldentilgung in Finanzkrisen geratener staatsnaher oder staatstragender Persönlichkeiten beziehungsweise Institutionen oder innenpolitischen Ablenkungsmanövern angesichts aussenpolitischer Misserfolge bis hin zur Befriedung sozialer Unruhen, die aufgrund von überzogenen Kriegsleistungen der Untertanen, überhöhter Steuerlast, Nahrungsmittel-Versorgungsengpässen bis hin zu Hungersnöten und damit in Zusammenhang stehenden epidemisch auftretenden Krankheiten zu befürchten oder bereits eingetreten waren, reichte die Aktionsspanne. 

Dazu zählen die Vertreibungen im Zuge von Pestepidemien, deren Ausbruch einem vorgestellten G‘ttesurteil als Reaktion auf behauptete Verfehlungen von Juden zugeschrieben wurde (die stereotypen Anschuldigungen lauteten Brunnenvergiftung, Hostienschändung, Ritualmord1); zu den bekanntesten Vertreibungen aus politischen Motiven zählen das gewaltsame Ende der Ersten Wiener jüdischen Gemeinde 1420/21 und die Vertreibung der Zweiten Wiener jüdischen Gemeinde 1670, Pogrome gegen den Oberhoffaktor Samuel Oppenheimer, oder Vertreibungen wie jene der Juden  aus Prag unter Maria Theresia2. Weniger intensiv beschäftigte sich die historische Forschung mit dem weiteren Verbleib der überlebenden Verfolgten, den Flüchtlingen. Hier liegt in erster Linie eine Überlieferung von Generation zu Generation innerhalb der betroffenen jüdischen Familien selbst vor - beispielsweise der aus Wien 1670 vertriebenen Familien, die nach Berlin flohen, nach Nikolsburg, oder in die Schewa Kehilot. Für die Schicksale der Flüchtlinge sowie gesellschaftliche, soziale, politische und ökonomische Auswirkungen von Massenfluchtbewegungen ist allerdings die Entwicklung der jüdischen Gemeinde Wiens zwischen 1867 und 1917 ein Musterbeispiel.

Gleichheit für Eliten

Jahrhundertelang änderten sich in weiten Teilen Europas weder die Haltung christlicher Machthaber noch nichtjüdischer Mehrheitsbevölkerungen der von ihnen beherrschten Länder gegenüber Juden. Den Tenor hatte die diskriminierende kirchliche Judengesetzgebung vorgegeben - vorrangig ist hier auf das Vierte Lateranum 1215 zu verweisen, während die weltliche Gesetzgebung sich auf den Standpunkt einer Nützlichkeit für den Herrschaftserhalt beziehungsweise für Staat und Gesellschaft zurückzog. Der Bogen reicht von der mittelalterlichen Rechtsvorstellung der Kammerknechtschaft über die Institution der Hofjuden bis zum Konstrukt der Türkischen Kaufleute als wirtschaftsfördernde Massnahme - unter Umgehung des Zuwanderungsverbots für Juden. Erst die Französische Revolution mit dem napoleonischen Code Civil, der Zivilgesetzgebung, legte sechshundert Jahre später europaweit eine Basis für Veränderungen im Umgang mit sozialen Aussenseitern, gesellschaftlichen Randgruppen und religiösen Minderheiten. Das meist religionsideologisch begründete Ausgrenzen, klein Halten und regelrechte Einsperren der Juden im Ghetto (in Mähren beispielsweise mithilfe des Familiantengesetzes von 1726) sollte durch ein von beiden Seiten angestrebtes Zusammenleben ersetzt werden, um den altbekannten Vorteil einer Nützlichkeit für die Allgemeinheit, nunmehr mit den politischen Idealen der Aufklärung, mit Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit argumentiert, auf der Ebene einer Verbürgerlichung der Gesellschaft fortzusetzen (Toleranzpatent).

 

Im Wesentlichen reduzierte sich die Vorstellung der vollständigen Integration allerdings auf ein Ideal bürgerlicher Schichten, die im Zuge der Industriellen Revolution neu entstanden waren, und blieb damit ein Wohlstandsphänomen. Diese blieben lange Zeit vorrangig auf Städte beschränkt und waren betont säkular, neuerungswillig, politisch liberal orientiert, durch das aufgekommene Medium Zeitung breit informiert, unternehmerisch denkend und ökonomisch verhältnismässig unabhängig. Die Mehrheit der übrigen gesellschaftlichen Gruppen verharrte in der zweckorientiert ambivalenten Haltung des Feudalstaats gegenüber Juden. Letztlich blieb das Bürgertum des 19. Jahrhunderts eine kleine Gruppe im gesamtgesellschaftlichen Kontext der Habsburgermonarchie, die sich nicht durchsetzen konnte und durch den Ersten Weltkrieg und das Wegbrechen der Produktionsstätten und Absatzmärkte marginalisiert wurde.

 

Hier entstand eine Zweigleisigkeit in der gesellschaftlichen Landschaft, die sich über 150 Jahre hinzog und enorme Spannungen aufbaute: bis zur sozialen Umwälzung in Form der NS-Herrschaft, die einzelne Schichten wieder gleichzumachen und das der Aufklärung geschuldete und verpflichtete Bürgertum abzuschaffen behauptete. Dies war auch eine der Folgen der restaurativen Herrschaftsvorstellungen, mit denen die habsburgische Politik den befürchteten Auswirkungen der Französischen Revolution und den Veränderungen in den westeuropäischen Staaten zu begegnen versuchte, indem der Prozess der Verbürgerlichung, der ja durchaus den Anspruch politischer Partizipation stellte, möglichst unterdrückt werden sollte. Dass Juden am Machterhalt der Habsburger eine wesentliche Rolle spielten, wurde so lange akzeptiert, als der Nutzen soziale Konflikte überstrahlte. Die Missstände im Gefolge der Industrialisierung wurden reflexartig wieder Juden angelastet, obwohl diese aussergewöhnlich sozial engagiert waren und bemerkenswerte Infrastrukturen zur Versorgung der Arbeiter und Angestellten schufen – wie beispielsweise die Todeskos in Marienthal.

 

Flüchtlingsproblem, Integrationsversuche und klientelorientierter Antisemitismus

Im städtischen, religiös indifferenten Bürgertum der späten Habsburgermonarchie suchten parallel dazu aufgeklärte, innovationsfreudige und säkular orientierte Juden die Nähe der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung. Man empfing einander kooperativ. In kleinem, aber gestaltungsstarkem Rahmen funktionierte das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden von der josephinischen Zeit bis hinauf zur Amtsperiode Karl Luegers ganz ausgezeichnet, war höchst produktiv und prägte Infrastruktur und Aussehen der Stadt dermassen nachhaltig, dass Wien und Österreich bis heute damit werben und aus den Touristenströmen wesentliche Einnahmen lukrieren können. Die Blütephase blieb, trotz eines in die nächste Generation ausstrahlenden Beharrungsvermögens, kurz.

 

Die josephinische, utilitaristisch ausgerichtete Toleranzpolitik mit ihrer gesteuerten Zuwanderung hatte sich als erfolgreich erwiesen, und die dort verankerte Zwangsverpflichtung zu moderater Integration bot für die Entwicklung der Dritten Wiener jüdischen Gemeinde einen schützenden Rahmen, von der alle Teile der Wiener jüdischen Bevölkerung profitierten - von reformorientierten bis zu orthodoxen Gruppierungen. Das Staatsgrundgesetz 1867, das mit seiner rechtlich verankerten Gleichstellung der Staatsbürger gerade von Juden so sehr herbeigesehnt worden war, ermöglichte schliesslich auch eine unbeschränkte Zuwanderung. Der Zeitpunkt, zu dem die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Niederlassung in Wien gelockert wurden, konnte allerdings ungünstiger nicht sein. 

 

Die politische Situation in den habsburgischen Ländern war seit der Niederschlagung der Revolution von 1848 wegen des nicht zu unterdrückenden Natio-nalismus instabil, und der als Befriedung gedachte Ausgleich mit Ungarn von Juni 1867 brachte weitere Unruhe, die das im Gefolge erlassene Staatsgrundgesetz (sog. Dezemberverfassung) nur ungenügend zu besänftigen vermochte. Die weltweite Finanzkrise von 1873 destabilisiere den innergesellschaftlichen Zusammenhalt weiter, und mitten in die aufgeheizte Stimmung platzten die Flüchtlingsströme von massenweise einreisenden jüdischen Flüchtlingen aus Russland und Polen, die dort vor Pogromen flohen. Ihre Bedürfnisse und die Bemühungen um ihre Inte-gration brachten das bürgerliche jüdisch-nichtjüdische Zusammenleben aus dem Gleichgewicht. Probleme im Lebensalltag aller Juden, alteingesessener wie Neuankömmlinge, entstanden, denen die führenden Familien der Kultusgemeinde mit persönlichem sozialem Engagement zu begegnen versuchten – die Kuffners mit ihren Ausspeisungs- und Kleiderversorgungsquartieren, die Gutmanns mit ihren Fürsorge- und Gesundheitseinrichtungen, und viele andere. 

 

Die Flüchtlinge in ihren Massenquartieren wurden von der Wiener Stadtpolitik umgehend und zusammenhanglos als Sündenböcke für  verschiedenste soziale Strukturprobleme instrumentalisiert, und in zunehmendem Masse verschwammen in der Wahrnehmung der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung infolge der anhaltenden antisemitischen Polemik die Grenzen zwischen den verschiedenen jüdischen Bevölkerungsgruppen. Rasch wurde die Ausgrenzung aller Juden aus der Gesellschaft als Lösung völlig anderer sozialer Konflikte vorgeschlagen und, wo möglich, umgesetzt. Studentische Organisationen und Sportvereine spielten hier eine Vorreiter-Rolle. Die Juden reagierten mit der Gründung eigener Verbindungen und Clubs: Hakoah, Makkabi, Kadimah gehören in diesen Kontext. 

 

Innerjüdische Reaktionen und die Position der IKG Wien

In dem Masse, in dem die Gesamtgesellschaft sich nationalistisch radikalisierte und zunehmend antisemitisch agierte, traten innerhalb der jüdischen Gemeinde strenger  religiöse Persönlichkeiten und Gruppen in den Vordergrund (ohne jedoch in die Schutz suggerierende, nach aussen hin hermetische Abgeschlossenheit der osteuropäischen Ghetto-Lebenswelt zu verfallen). Viele Juden reagierten auf die neue, betont religiöse Strenge mit Abwendung: seit Generationen an das Bildungsbürgertum akkulturiert, wollten sich die Nachkommen der josephinischen Toleranzjuden nicht wieder einer Lebenswelt zuwenden, die sie in ihrer Enge für immer vergangen hofften und für altmodisch hielten. Die Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft mit ihrem behaupteten, pejorativ besetzten „Anders-Sein“ von Juden gegenüber dem Rest der Bevölkerung rief jedoch zwangsweise auch bei ihnen eine verstärkt jüdische Identitätswahrnehmung  hervor. Aus der weltlich-aufgeklärten Orientierung, in der Religion durch Geschichte ersetzt worden war, entwickelte sich im Verband mit einer Verteidigungshaltung und der allgegenwärtigen, auch für Juden offensichtlich anziehenden Idee des Nationalismus, ein Volk im Sinne einer Nation zu sein, eine neue, dezidiert politisch definierte Bewegung: der Zionismus. Die Attraktivität der Sozialdemokratie für Juden in Wien wiederum erklärt sich nicht zufällig aus deren Abneigung gegenüber jedem expliziten Judentum: der Wunsch, sich politisch zu engagieren, traf hier auf eine unter aller Aufgeklärtheit unterschwellig weiterlaufende kulturelle Kontinuität, die das religiöse Gebot der Wohltätigkeit (hebr. Zedakah)  in weltliches Sozialengagement wendete. 

 

Es gehört zu den grossen Leistungen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und ihrer Führungspersönlichkeiten, das Auseinanderbrechen der einander zunehmend entfremdeten innerjüdischen Gesellschaften – orthodoxe Kleingruppen, religiös mehr oder weniger zu interessierendes Massenpublikum,  religionsindifferente Zionisten, Sozialdemokraten und Liberale – zu verhindern und ein allen zugängliches soziales Netz zur Verfügung zu stellen (und auch aufrecht zu erhalten).

 

Die Bemühungen waren nicht uneigennützig, ging es doch um den Erhalt der eigenen lang erkämpften Position in der Wiener Gesellschaft. Gerade unter den in Wien bereits mindestens drei Generationen lang ansässigen Juden dominierte daher ein Reaktionsmuster auf die Flüchtlinge: Panik und Abgrenzung. Konflikte sollten nicht nach aussen dringen, um die Frage, wer denn nun das Judentum in der Stadt darstelle, gar nicht aufkommen zu lassen. Die gut inte-grierten Nachkommen der Toleranzjuden sahen sich einer vorrangig streng religiösen Masse an armen Flüchtlingen ohne nennenswerte säkulare Schulbildung gegenüber, aus katastrophalen humanitären Verhältnissen kommend, die der Ausgegrenzheit seit Generationen mit einer Abkapselung gegenüber der Aussenwelt begegnet waren und sich mit ihren Alltagsbesonderheiten deutlich erkennbar absetzten. Noch dazu drohten sie innerhalb der jüdischen Bevölkerung bald die demografische Mehrheit zu bilden. Im Kontrast dazu, in bildungsbürgerlicher Identität und sozialer Integriertheit, die unbedingt bewahrt und verteidigt werden sollten, wurzelte das Phänomen des „innerjüdischen Antisemitismus“. Letztlich ist die Reaktion ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Juden seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Wien vorgefunden hatten: ihre erfolgreiche Integration verdankte sich in nicht geringem Mass dem Wirtschaftsboom der Industriellen Revolution, dem gegenüber die überaus kleinräumig organisierten religiösen Sonderentwicklungen - etwa der verschiedenen chassidischen Dynastien - an der Peripherie des Habsburgerreichs als Folge von Ausgrenzung und Armut erscheinen.

Die Kultusgemeinde schaffte es in Reaktion auf den drohenden Akzeptanzverlust und inneren Gruppendruck, den Gesetzgeber 1890 zum Erlassen eines Israelitengesetzes zu bewegen. Das Gesetz sollte als Instrument des Führungsanspruchs im Interesse der alteingesessenen sozial abgesicherten Familien dienen, um trotz unterschiedlichster Gruppierungen und Zersplitterung der innerjüdischen Landschaft die Einheitsgemeinde aufrecht zu erhalten, als Schutzschild gegen antisemitische Attacken, um damit gegenüber Behörden und politischen Vertretern geschlossen auftreten zu können und zumindest als Religionsgemeinschaft offiziell anerkannt zu werden. Es erwies sich als wesentlicher und notwendiger Schritt zur Absicherung der Lebenssituation für Juden in Wien, diente der Abwehr von Angriffen und sorgte für eine Stabilisierung der jüdischen Position zumindest innerhalb der städtischen Gesellschaften, vor allem in Wien und insgesamt in Ostösterreich mit den vielen dort ansässigen jüdischen Provinzgemeinden.

 

Der Erste Weltkrieg brachte den Zusammenbruch der gesellschaftstragenden Schichten und jenen der politischen Ordnung in den Ländern Osteuropas – in Polen, aber vor allem in Russland mit der Russischen Revolution – und brachte erst recht jüdische Flüchtlingsmassen nach Wien. Diesmal waren aber das säkulare Bürgertum wie auch die Beamtenschaft durch den Krieg marginalisiert, pauperisiert, arbeitslos und nicht imstande, helfend einzuspringen. In dieser gesellschaftlich, wirtschaftlich, sozial und politisch hochinstabilen Situation erreichte die Wiener jüdische Bevölkerung ihren Höchststand: Wien war nun die drittgrösste jüdische Gemeinde Europas mit mehr als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die IKG strebte weiterhin nach Integration, dem einzigen Weg, ihre eigene Position zu bewahren, und weiterhin danach, Differenzen innerhalb der Wiener jüdischen Bevölkerungsteile zu nivellieren. Sie blieb gut integriert und vorbildlich im inneren Zusammenhalt. Durch enorme Wohltätigkeitsinitiativen konnte das soziale Netz noch weiter aufgespannt werden. Unzählige Unterstützungsvereine, Ausbildungsinitiativen, medizinische Versorgungseinrichtungen wurden durch die Gemeinde wie auch durch Privatpersonen weiter aufrechterhalten sowie zusätzlich neu eingerichtet. Die gesamtgesellschaftliche politische und gesellschaftliche Krise blieb zur gleichen Zeit ungelöst und führt zur Radikalisierung, zu einer autoritären Staatsform und schliesslich zum NS-Regime und einer Judenverfolgung bisher nie dagewesenen Ausmasses: der Shoa.

 

1  Der letzte Ritualmordprozess der Habsburgermonarchie fand 1899 statt – Leopold Hilsner im böhmischen Polna wurde wegen angeblichen Ritualmordes zum Tod verurteilt; begnadigt wurde er erst im März 1918 nach einer ganzen Serie antisemitisch geführter Prozesse. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Wien unter dem Namen Heller. Seine Grabstelle liegt in Wien am neuen jüdischen Friedhof beim 4. Tor des Zentralfriedhofs.

2  Vgl. auch den Beitrag in diesem Heft: Tina Walzer, Die Lebensbedingungen Wiener Juden in der Zeit Maria Theresias. Eine Welt der Hofjuden und Türkischen Kaufleute.