404: Not Found Die Fahne der Zweistaatenlösung David - Jüdische Kulturzeitschrift

Ausgabe

Die Fahne der Zweistaatenlösung

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Uri Avnery: Israel und Palästina auf dem Weg zu einer Zweistaatenlösung. Betrachtungen zu einer notwendigen Lösung der Krise. Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler. Klagenfurt: Kitab Verlag 2016.

247 Seiten, Euro 22,62

ISBN 978-3-902878-70-0

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Rachel und Uri Avnery
(© Uri Avnery)

 

In diesem Sammelband werden 51 Artikel Uri Avnerys präsentiert, die aus dem Jahre 2015 stammen. Grösstenteils befassen sich die Beiträge mit der Situation im Nahen Osten und Avnery stellt anschaulich historische, geographische und aktuelle Zusammenhänge dieser Region dar. So äussert er sich kritisch zum Thema BDS, die Abkürzung für Boykott, Divestment (= Kapitalabzug), Sanctions (= Sanktionen),  gegenüber Israel. Die BDS-Bewegung „will den Staat Israel an sich boykottieren. Ich habe das immer als einen grossen strategischen Fehler betrachtet. Anstatt die Siedlungen zu isolieren und die Siedler von den regulären Israelis zu trennen, treibt ein allgemeiner Boykott die Israelis den Siedlern in die Arme.“

Avnery widmet sich in seinem Buch nicht nur der Situation im Nahen Osten sondern auch der schwierigen sozialen und ökonomischen Situation in Griechenland im Jahre 2015. „Die Krise ist enorm kompliziert. (...) Was ist also zu tun? Jeder Kommentator – vom mit einem Nobelpreis bedachten Wirtschaftswissenschaftler bis zu einem Taxifahrer in Tel Aviv – hat eine Lösung parat. Nur leider hört keiner auf ihn.“ Avnery ist der Meinung, dass EU-Staaten ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgeben sollten: „Jedes Land kann seine kostbare Fussballmannschaft und sogar seine geheiligte Fahne behalten, aber sein National-Budget muss der gemeinsamen  Wirtschaft der Supra-Regierung unterworfen sein.“

Wie der Titel des Buches zeigt, befasst sich Avnery auch mit der Zweistaatenlösung. Im Artikel Isratin oder Palestrael? plädiert er dafür: „Vom ersten Tag an, als wir, eine winzige Gruppe, vor 66 Jahren die Fahne der Zweistaatenlösung  hissten, war uns klar, dass die beiden Staaten, die in einem kleinen Land zusammenleben, in enger Zusammenarbeit leben müssten. Die Grenzen müssen für Personen und Waren offen sein, die Wirtschaften  beider Länder müssen ineinandergreifen. (...) Die Menschen werden zusammenarbeiten und einander allmählich mögen. Wie die Araber sagen: Inschallah. Wenn man mich fragt, ob das die beste Lösung sei, ist meine Antwort: »Es ist die einzige Lösung.«“

 

Zum Autor

Uri Avnery wurde am 10. September 1923 in Beckum (Westfalen) als Helmut Ostermann geboren. Er wuchs in einer liberalen und säkularen Familie in Hannover auf. Im Jahre 1933 floh die Familie nach Palästina, wo Uri Avenry von 1938 bis 1942 Mitglied der Untergrundbewegung Irgun war und sich später am Unabhängigkeitskrieg von 1948 beteiligte. Zwischen 1965 und 1981 war er zehn Jahre hindurch Mitglied der Knesset, 1975 wurde er Gründungsmitglied des Israelischen Rates für Israelisch-Palästinensischen Frieden und 1993 des Friedensblocks Gusch Schalom. 1982 schloss er in Beirut Bekanntschaft mit dem damaligen PLO-Führer Yassir Arafat.

Uri Avnery verfasste zahlreiche Bücher und erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, wie zum Beispiel den Aachener Friedenspreis, den Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte und den Alternativen Nobelpreis. Seine zahlreichen Bücher erschienen in mehreren Sprachen. Im Kitab Verlag (Klagenfurt) erschienen: Von Gaza nach Beirut, Uri Avnery Israelisches Tagebuch (2006) und Israel im arabischen Frühling (2013).

Immer an seiner Seite war seine Frau Rachel (1932, Berlin – 2011, Tel Aviv), eine Lehrerein und Fotografin, die sich sehr in der Friedensbewegung engagierte und zu den MitbegründerInnen von Gusch Schalom zählt. Uri Avnery erinnert sich: „WENN EIN Mensch mit einem Wort gekennzeichnet werden könnte, dann war es bei ihr: Empathie. Sie hatte eine unheimliche Fähigkeit, die Gefühle anderer nachzuempfinden. (...) Keiner konnte seine innersten Gefühle vor ihr verbergen. Ihre Empathie berührte jeden, den sie traf. Sogar noch in den letzten Monaten. Ihre Pflegerinnen erzählten ihr bald ihre Lebensgeschichten.“ (http://www.uri-avnery.de/rachel)

 

Homepage: http://www.uri-avnery.de/

 

Monika Kaczek