Werner RINGITSCHER
Die Reformsynagoge von Stanislau (Ostgalizien; heute Ivano-Frankivsk in der West-Ukraine) wurde 1894 auf Bitten der lokalen jüdischen Gemeinde vom in Wien tätigen Architekten Wilhelm Stiassny (1842 - 1910) geplant und vom ortsansässigen Ingenieur Maksimilian Schloss bis 1899 ausgeführt.
Die Synagoge von Stanislau stellt die östlichste Synagoge im Repertoire Wilhelm Stiassnys dar und wurde in einem zurücknehmenden maurischen Stil erbaut. Der Tempel wurde mit Elementen wie beispielsweise den vier Ecktürmen bestückt, die nicht typisch für Stiassnys bisheriges Schaffen im Synagogenbau waren und Fragen nach deren Ursprung aufwerfen.
Ivano-Frankivsk/Stanislau/Stanioslawów (Ukraine), Synagoge. Foto: Henryk Poddebski 1933. Neg.nr. 23938 Instytut Sztuki Polskiej Akademii Nauk, mit freundlicher Genehmigung.
Nach den zwei Weltkriegen, welche die Hülle der Synagoge weitgehend unbeschadet überstanden hat, und einem grossen Umbau in den 1950er Jahren, wurde das Raumprogramm durch die UdSSR, in deren Besitz das Gebäude überging, stark abgeändert, die Ecktürme wurden abgetragen. Weitere bauliche Veränderungen fanden dann in den 1990er Jahren nach der Rückgabe des Gebäudes an die lokale jüdische Gemeinschaft statt. Diese verwendet seitdem die Synagoge wieder als Bethaus, muss aber zur Finanzierung der Erhaltungskosten auch Teile des Gebäudes vermieten.
Synagoge Stanislau. Innenraumfoto um 1900. Foto: M. Katz. Quelle: Leon Streit, Geschichte der progressiven Synagoge zu Stanislau, 1939.
Der äussere Zustand der Synagoge ist über die Zeit durch zahlreiche Fotografien und Postkarten bestens dokumentiert, vom originalen Innenraum der Synagoge ist dem Autor aber nur eine einzige Schwarz-Weiss-Fotografie in geringer Qualität bekannt, die wenige Informationen und Details über die mögliche Ausgestaltung preisgibt.
Visualisierung Innenraum, Richtung Apsis. W. Ringitscher, mit freundlicher Genehmigung.