Ausgabe

Durch die Gassen von Djerba

Ilan BERESIN

Die La Ghriba-Synagoge und die Geschichte des tunesischen Judentums

 

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Auf Einladung der tunesischen Tourismusministerin Selma Elloumi Rekik und des Tunesischen Fremdenverkehrsamts in Österreich fand heuer vom 11. bis 14. Mai eine Pressereise statt, die zu den jüdischen Spuren Djerbas führte. Das Programm umfasste auch einen Spaziergang durch die Medina von Tunis, ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinde und einen Empfang mit Tunesiens Tourismusministerin und Kulturminister Mohamed Zine al-Abidine.

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Ein Hotel in der Altstadt von Tunis in osmanischer Architektur. Foto: Fatma Deniz, mit freundlicher Genehmigung.

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Impression aus der Altstadt von Tunis - osmanische Architektur. Foto: Fatma Deniz, mit freundlicher Genehmigung.

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La Ghriba-Syna-goge, digitale Projektion. Foto: Touristik Ministerium Tunesien, mit freundlicher Genehmigung.

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La Ghriba-Syna-goge, Blick in den Innenraum. Foto: Touristik-Ministerium Tunesien, mit freundlicher Genehmigung.

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Vorhof der La Ghriba-Synagoge. Foto: Fatma Deniz, mit freundlicher Genehmigung.

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Gedenkstein zum Gedenken an die Opfer des Terror-Anschlages vom 11. April 2002. Foto: Fatma Deniz, mit freundlicher Genehmigung.

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Beginn des Marktes in der Altstadt von Tunis. Foto: Fatma Deniz, mit freundlicher Genehmigung.

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In der La Ghriba-Synagoge. Foto: Touristik-Ministerium Tunesien, mit freundlicher Genehmigung.

 

Die Geschichte des tunesischen Judentums soll bis in die punische Zeit zurückreichen, wobei die frühesten jüdischen Siedlungen erst in der römischen Zeit ab der Zerstörung des Tempels in Jerusalems 70 n.u.Z. nachweisbar sind. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde den Juden ein eigenes Stadtviertel innerhalb der Mauern von Tunis zugeteilt. Im Anschluss an die Reconquista im Jahre 1492 flohen viele Juden von der iberischen Halbinsel nach Tunesien und in andere nordafrikanische Gebiete. Heute leben noch rund 800 Juden im Grossraum Tunis und rund 1.000 auf der Insel Djerba im Süden des Landes, wo sich mit der La Ghriba-Synagoge („die Wundertätige“) eine wichtige Pilgerstätte für Juden aus aller Welt befindet. Das grosse jüdische Viertel Djerbas, Hara Kebira,
liegt nur wenige Minuten vom Hara Sghira, dem kleinen jüdischen Viertel, entfernt. Innerhalb des Viertels gibt es elf Synagogen, die von aussen betrachtet unscheinbar wirken, doch durch wunderbare Innenausstattungen beeindrucken. Drei Polizei-Stationen beschützen die Einwohner und vor allem seit dem Anschlag im Jahre 2002 werden die Sicherheitsvorkehrungen seitens der tunesischen Behörden noch verstärkt.

Die La Ghriba-Synagoge soll laut Überlieferungen mit Steinen aus dem Tempel Salomos erbaut worden sein. Forschungen beweisen, dass an diesem Ort seit fast 2.000 Jahren eine Synagoge steht. Jedes Jahr pilgern Juden aus ganz Europa und dem Maghreb zur „Wundertätigen“. Die Wallfahrt beginnt am 33. Tag des Omer-Zählens zwischen Pessach und Schawuot und erinnert an Rabbi Meir Baal ha-Ness. Die Feierlichkeiten enden zu Lag ba-Omer am 18. Ijjar im Gedenken an Rabbi Schimon ben Jochai.1 In der Synagoge zünden die Pilger Kerzen an und schreiben mit einem Stift Wünsche für Freunde und Familie auf hartgekochte Eier, die in eine kleine Höhle unterhalb der La Ghriba gelegt werden. Am nächsten Tag kommen die Gläubigen zurück. Das nun gesegnete Ei wird gegessen und soll die damit verbundenen Wünsche erfüllen. Der Ort verwandelt sich in ein Zentrum geselligen Lebens; im benachbarten Gebäude finden Konzerte und eine Versteigerung zum Erhalt von La Ghriba statt. Es wird aus der Thora gelesen und die Gläubigen singen und tanzen.

Der besondere Reiz Djerbas entfaltet sich bei Spaziergängen durch die engen Gassen des jüdischen Viertels. Auf kleinen Plätzen findet man Cafés und Restaurants. Im Laufe des Freitagnachmittags schliessen allmählich die Geschäfte, wobei einige Kunden noch rasch Besorgungen für den anbrechenden Schabbat erledigen. Mit dem Sinken der Sonne ist der Beginn des Feiertags spürbar – und die Königin Schabbat hält Einkehr.

 

Informationen

Tunesisches Frendenverkehrsamt Wien

Tel.: +43.1.585.34.80

mail: office@tunesieninfo.at

www.discovertunisia.at

 

Tunisair Wien

Tel.:+43.1.581.42.06/07

mail: resa@tunisair.co.at

www.tunisair.com

 

1  Rabbi Meir Baal ha-Ness (auch Rabbi Meir) war einer der Verfasser der Mischnah, einer der wichtigsten Sammlungen religionsgesetzlicher Überlieferungen des rabbinischen Judentums. 

Rabbi Schimon ben Jochai war ein Tanna (Gesetzeslehrer), der im 2. Jh. N.u.Z. lebte. Seine Grabstätte, die sich in Meron (Galiläa) befindet, ist ein jährliches Wallfahrtsziel für jüdische Pilger.