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Übergange und Begegnungen

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Tobias Ebbrecht-Hartmann: Übergänge. Passagen durch eine

deutsch-israelische Filmgeschichte

Berlin: Neofelis Verlag 2014

300 Seiten, Softcover

Euro 26,80 [A] | 26,00 Euro [D] | Sfr. 36,35 [CH]

ISBN: 978-3-943414-51-6

Auch als E-Book (PDF) erhältlich:

Euro 26,00

ISBN: 978-3-943414-35-6

  

Die Geschichte des israelischen Kinos reicht bis ins damalige Palästina zurück, das von der Faszination des neuen Mediums der bewegten Bilder erreicht wird. Bereits um 1900 werden in Cafés oder provisorischen Spielorten Filme präsentiert. Die ersten modernen Kinos, die ab den 1920er Jahren entstehen, werden zu beliebten Treffpunkten der Bevölkerung. Wie in der britischen Mandatszeit (1920-1948) werden in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung des Staates Israel 1948 hauptsächlich Dokumentarfilme produziert, die sowohl erzieherische als auch propagandistische Themen behandeln. Die wenigen Spielfilme sind meist von durchschnittlicher Qualität. Bis in die 1960er Jahre präsentieren israelische Filmproduktionen ein Spiegelbild von dem Israel, das durch die Brille von aussen stehenden FilmemacherInnen gesehen wird. Die Situation ändert sich, als im Land selbst erste Filmstudios und Filmschulen entstehen. Die Drehbücher verlassen nun oft den Weg des Pathos und wenden sich täglichen Bereichen zu, vor allem dem Humor und der Unterhaltung. Nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg 1973 versucht die israelische Gesellschaft dem tristen sowie bedrohlichen Alltag zu entkommen. Ablenkung findet das Publikum im Kino bei den so genannten Bourekas-Filmen, deren Bezeichnung vom Teiggericht Bourek stammt. Die Hauptthemen dieser eher simpel gestrickten und klischeelastigen Komödien kreisen um die kulturellen sowie sprachlichen Unterschiede zwischen den Misrachim, den orientalischen Jüdinnen und Juden, und den europäisch geprägten Aschkenasim. Ab den 1980er Jahren zeigt das israelische Kino kräftigere Lebenszeichen. Während zuvor teilweise „Hollywood-Reisser", die ihrem Vorbild nicht standhalten konnten, oder simple Komödien produziert werden, widmen RegisseurInnen sich nun den kleinen, eigenen Geschichten des Alltags und werfen auch einen kritischen Blick auf die Gesellschaft. Der Filmwissenschaftler

Tobias Ebbrecht-Hartmann, der an der Hebrew University of Jerusalem lehrt, beleuchtet in den neun Kapiteln seines Buches die Geschichte deutsch-israelischer Filmbeziehungen von den Anfängen der Mandatszeit bis in die Gegenwart. Hier wird auch ein geplantes, aber nie realisiertes Filmprojekt von Thomas Harlan vorgestellt. Veit Harlan war ein berüchtigter Star-Regisseur des NS-Regimes und sein Sohn Thomas wollte durch eine in Israel gedrehte Produktion „die Sünden das Vaters wiedergutmachen". Bei seiner Reise Ende Februar 1953 wird Thomas Harlan von einem jungen Schauspieler namens Klaus Kinski nach Israel begleitet, wo sie mit Dreharbeiten beginnen. Tobias Ebbrecht-Hartmann schreibt: „Die Spuren dieser Vergangenheit, die die Entkommenen und die jungen Deutschen gleichzeitig trennte und verband, suchten Harlan und Kinski in Israel." In seinen Schlussbetrachtungen schreibt Tobias Ebbrecht-Hartmann über das Kino als „Ort, an dem die Grenze, die die Leinwand bildet, durchlässig werden kann, an dem Begegnungen möglich werden. (....) Auch die Grenze ist immer ein Übergang. Sie trennt nicht nur, sondern verbindet auch."