Die Teilnehmer des fünften Zionistenkongresses in Basel stimmten am 29. Dezember 1901, nach tagelangen heftigen Debatten, mit 105 zu 82 Stimmen für die Gründung eines Jüdischen Nationalfonds, der zum Arbeitsinstrument der zionistischen Organisation in Eretz Israel werden sollte.
Johann (Jonah) Kremenezky, der erste Weltvorsitzende des KKL in Wien.
Schon am ersten Zionistenkongress 1897 hatte Zwi Hermann Schapira, Mathematikprofessor an der Universität Heidelberg, den Vorschlag unterbreitet, einen populären Nationalfonds zu gründen mit dem Ziel Boden in Eretz Israel zu kaufen. Der Kongress hatte damals den Vorschlag begeistert angenommen und hielt fest, dass «eine besondere Notwendigkeit für die Gründung eines Nationalfonds» bestand. Die zionistische Exekutive wurde beauftragt, für den nächsten Kongress dazu einen detaillierten Vorschlag auszuarbeiten. Theodor Herzl war sehr eingenommen von Schapiras Idee, beeilte sich aber nicht, das Thema an den folgenden Kongressen zur Diskussion zu stellen. Vielleicht hatte er gehofft, zuvor noch vom türkischen Sultan die Konzession für die Gründung eines Judenstaates zu bekommen.
Als im Winter 1901 der 5. Zionistenkongress zusammentrat, war der Traum einer solchen Bewilligung jedoch noch in weiter Ferne. Deshalb drängte Jonah Kremenezky, ein Unternehmer und Ingenieur aus Wien, Herzl und die Anführer der neuen zionistischen Bewegung, den Fonds zu gründen, der dem Volk ohne Rücksicht auf irgendwelche politischen Schritte seine Erde zurückerstatten würde.
Nachdem der Kongress die Bildung des Fonds genehmigt hatte, gab ein sichtlich bewegter Kremenezky bekannt, dass er zehn Pfund Sterling spenden würde - die erste Spende, die auf dem Konto des Fonds verbucht wurde. Kremenezky wurde zum Leiter des Fonds gewählt. Viele Kongressteilnehmer sahen in ihm, der sich so hartnäckig für die Verwirklichung der Vision Schapiras eingesetzt hatte, den richtigen Mann zur richtigen Zeit. Kremenezky richtete in Wien ein Hauptbüro ein und begann nach Wegen zu suchen, wie der Fonds den Herzen der Zionisten näher gebracht werden könnte. Aus diesem Grund schlug er drei spezielle Instrumente vor, die den Fonds seit seinem ersten Jahr begleiten:
Zum einen das Goldene Buch. Die Idee war, dass sich darin Leute eintragen, die einen freudigen Anlass feierten und zu diesem Anlass würden diese Leute bzw. die Gratulanten zugunsten des Bodenerwerbs in Eretz Israel spenden. Die zweite Idee war es, eine Briefmarke zu entwerfen, um damit die Symbole und Bilder des Keren Kayemeth in der ganzen jüdischen Welt zu verbreiten. Die erste Marke, die Zions- Marke, wurde 30 Millionen Mal gedruckt. Viele Juden klebten sie damals neben den offiziellen Briefmarken auf ihre Briefe und Postkarten. Die KKL-Briefmarken haben 1948 auch provisorisch als Marken des neu gegründeten Staates Israel gedient. Die dritte ldee, die Krernenezky von Chaim Kleinmann, einem Juden aus Galizien, erhalten hatte, war, in jeden jüdischen Haushalt eine blaue Büchse zu stellen, welche die Aufschrift «Nationalfonds» tragen sollte. Die Wichtigkeit der Büchse lag nicht unbedingt in den Spenden, die sie generieren würde, sondern im erzieherischen Wert und in der Herstellung einer Verbindung und Identifizierung zwischen den Juden der Diaspora und Eretz Israel.
Gründungsfoto, Saal in Basel.
Die ersten eingegangenen Spenden erlaubten die ersten Bodenkäufe in Eretz Israel zu tätigen, und 1904 - drei Jahre, nachdem der KKL zum Zweck des Erwerbs des Bodens in Eretz Israel gegründet worden war - erwarb der KKL das Land von Kfar Chittim im unteren Galiläa. Der erste Kauf war eine Tatsache geworden. Im Wiener Hauptbüro begann man, auf der Landkarte einen erworbenen Punkt um den anderen einzuzeichnen. Gemäss den am 6. Zionistenkongress verabschiedeten Statuten des Fonds aber verpflichtete dieser sich nicht nur, «in Eretz-Israel Baugrund, sowie Boden für Landwirtschaft, Obstplantagen und Aufforstung» zu kaufen, sondern auch «die erworbene Erde zu bearbeiten oder sie zur Bearbeitung weiter zu geben, bzw. sie an Juden zu verpachten, wobei diese sie nicht weiter verpachten dürfen. Ferner sollen verschiedene Werke gegründet oder unterstützt werden, welche diesen Zielen förderlich sind.» Von seinem Büro in Wien aus setzte Kremenezky sich nicht nur für den Bodenkauf .ein, sondern auch für die Verwirklichung eines weiteren seiner Träume: Für Aufforstung des Landes. «Wir müssen», sagte er zu Herzl sofort nach der Lektüre von dessen Buch «Der Judenstaat», eine nationale Waldgesellschaft gründen, die Bäume im Lande zu pflanzen hat.» Laut seinem Vorschlag würde jeder Jude einen Baum oder mehrere spenden - sogar zehn Millionen Bäume. Herzl selber, der von der Idee begeistert war, hätte sich nie vorstellen können, dass der erste vom Keren Kayemeth gepflanzte Wald schon bald seinen Namen „Herzl-Wald" tragen würde.
1907 wurden die Büros des Keren Kayemeth von Wien nach Köln verlegt, womit in der Geschichte des Fonds die «Wiener Periode» ihr Ende fand. Der 8. Zionistenkongress beschloss ferner die Bildung des Eretz Israel Büros als Arm der zionistischen Bewegung im Lande, mit dessen Hilfe der KKL seine Bodenkäufe tätigen und sein Siedlungswerk im Lande vorantreiben würde.
Am Ende der ersten zehn Jahre war der KKL nicht nur Bodenbesitzer in Eretz Israel, sondern auch jene Organisation, welche den erlösten Boden besiedelte sowie Besitzer des ersten Waldes und Förderer zionistischer Erziehung. Diese Aktivitäten setzte er auch in den kommenden Jahrzehnten fort, wobei immer wieder andere Aufgaben hinzukamen: Strassenbau, Aufforstung, das Trockenlegen von Sumpfgebieten etc. Später kamen die Aktion «Baum für Baum» hinzu, in der man Wälder aufforstete, die zum Teil Opfer feindlicher Brandanschläge geworden waren, sowie die Hilfe bei der Absorption der Alija aus der ehemaligen UdSSR und Äthiopien.
Infrastrukturarbeiten für den Tourismus erfolgten, wie der künstliche See im Timna Park, Strände am See Genezareth, Wiederherstellung der antiken Berg Landwirtschaft Sataf bei Jerusalem, Erholungszentren in Wäldern und Parks, Spazier-Fahrrad- sowie Wander- und Panoramawege, Aussichtswarten, Rast- und Picknickplätze, das Naturschutzgebiet Hula Agmon See mit einer Vogelwarte etc.
In den ersten Jahrzehnten hat sich der KKL dem Begrünen des Landes durch Aufforstung gewidmet, aber in den letzten Jahren hat der Fonds begonnen seine Bemühungen, in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Menschen und dem Land, auf zusätzliche Bereiche zu fokussieren: Landerschliessung und Infrastruktur, Kampf gegen das Vordringen der Wüste (Desertifikation), Errichtung von Wasserreservoiren und Sanierung von Flüssen.
Der KKL hat mehr als 240 Millionen Bäume gepflanzt und mehr als 220 Wasserreservoire errichtet.
Die wichtigsten Schwerpunkte für die Zukunft sind die Lösung lokaler wie globaler ökologischer und umweltbedingter Herausforderungen.
Quelle: Keren Kayemeth Leisrael
Alle Abbildungen: Mit freundlicher Genehmigung KKL.