Ausgabe

Ein ganzes Leben

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Michel Bergmann: Weinhebers Koffer. Roman

Herausgegeben von Nikolaus Hansen

Zürich: Dörlemann Verlag, Edition Kattegat 2015

144 Seiten, Halbleinen

Euro 17,50 [A] | Euro 17,00 [D] | Sfr. 23,50 [CH]

ISBN 9783038200161
Auch als eBook erhältlich:

Euro 11,99 | SFr. 15,00
ISBN eBook 9783908778660

Auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für seine Freundin findet der junge Journalist Elias Ehrenwerth bei einem Berliner Trödler einen alten Lederkoffer, der die Initialen L. W. trägt. Ehrenwerth kauft das gute Stück und entdeckt, dass es einem Dr. phil. Leonard Weinheber aus Berlin-Wilmersdorf gehörte. Aus Neugierde schaut der Journalist  zum ehemaligen Wohnhaus Weinhebers und findet dort Stolpersteine mit der Aufschrift „Hier wohnte Samuel Weinheber, Jahrg. 1871, ermordet in Auschwitz 1943, und Cilly Weinheber, geb. Stiller, Jahrg. 1878, ermordet in Auschwitz 1943". Der Hinweis einer Bewohnerin des Hauses führt den Journalisten zu Hamed, einem jungen Araber, der in Berlin studiert und von einer palästinensischen Familie in Jaffa abstammt. Als Hamed aus Israel nach Deutschland zog, bekam er Weinhebers Koffer von seinem Grossvater mit den Worten „So reist ein arabischer Gentleman!" geschenkt. Die Geschichte beschäftigt Ehrenwerth immer stärker: „ Wenn ich über meinem Rechner schaute, sah ich ihn: Weinhebers Koffer! Er hatte sich mich ausgesucht, nicht ich mir ihm. Jetzt stand er da, ein stummer Gast aus einer vergangenen Zeit. Hör zu, sagte ich ihm, kein Grund vorwurfsvoll zu sein. Wir werden das Rätsel lösen, okay?" Die Spur führt nach Israel, wo Ehrenwerth von Hameds Grossvater Gibril Briefe Weinhebers in die Hand gedrückt bekommt. Gibril fand den herrenlosen Koffer, der im Frühling 1939 mit einem Schiff nach Palästina gelangte und nahm ihn nach Hause mit. Die Briefe, die sich darin befanden, wurden von Gibril aufgehoben. Sie erzählen von einem Leben, das von Liebe und Flucht geprägt ist. Leonhard Weinheber ist Schriftsteller, der sich nach einem Berufsverbot und Schikanen Anfang 1939 gezwungen sieht, sein Vaterland Deutschland zu verlassen. Er entscheidet sich, nach Palästina zu emigrieren, wo seine Geliebte bereits lebt. Weinheber begibt sich in Marseille auf ein Schiff, um nach Jaffa auszureisen. Doch lediglich sein Koffer kommt dort an. Autor Michel Bergmann, der 1945 in Basel als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde und in Berlin lebt, verfasste einen kostbaren Roman - voller Traurigkeit, Humor und Menschlichkeit. Ein Kleinod, das an die Schicksale von Flüchtlingen erinnert. „Es ist Michel Bergmanns altes Thema, das hier noch einmal mit Wehmut und Trauer erzählt wird: Was es bedeutet, aus seiner Heimat vertrieben zu werden. Geschrieben ist das sozusagen stilistisch gestreift, zum einen mit einer ganz heutigen Schnoddrigkeit, in den schönen Passagen des Buches, aber auch mit grosser Anmut und Würde." (Annemarie Stoltenberg, NDR)