Vor zehn Jahren wurde im Rahmen der Feierlichkeiten zum 700-Jahr-Jubiläum des Kremser Stadtrechts am 20. Dezember 2005 in Anwesenheit von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll das Steiner Tor in Krems nach der Restaurierung wiedereröffnet.
Dieses Tor, das um 1480 auf Anordnung von Kaiser Friedrich III. errichtet wurde, ist das letzte noch verbliebene der ursprünglichen vier Kremser Stadttore. Pläne für einen Abriss im 19. Jahrhundert konnten durch die K.K. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, der Vorgängerorganisation des Denkmalamtes, und engagierte Geschäftsleute der Kremser Landstrasse verhindert werden. Im Jahre 1995 wurde durch ein Kunstprojekt von Leo Zogmayer, einem gebürtigen Kremser, eine Erklärung gegen Rassismus und Antisemitismus in zwei Bronzekuben eingemauert, die von rund 500 Menschen unterzeichnet worden war. Eingelassen in den Boden des Steiner Tors entstand an den beiden einander gegenüberliegenden Seiten je ein Gedächtnisschrein, je ein Metallquader (40 x 40 x 20 cm), der im sichtbaren Bereich die Aufschrift „1932 - 1939" beziehungsweise „IN DIESER STADT" trägt.1
Bronzekubus 1, Mit freundlicher Genehmigung: Stadt Krems.
Ausgangspunkt für diese Gedenkstätte war das Wohnhaus in der Schwedengasse 2, wo die Jüdin Anna Lambert, der 1939 mit zwei Kleinkindern die Flucht nach Grossbritannien gelang, lebte.2 Der Kremser Historiker Robert Streibel, der ausführlich über die jüdische Geschichte seiner Heimatstadt forscht, über die Errichtung von Denkmälern und ihre Bedeutung als Orte des Erinnerns: „Denkmäler alleine sind zu wenig. Das Denkmal der Zukunft heisst Information. Denkmäler können vor Ort oder ortsunabhängig errichtet werden. Während Ersteres nur Vorbeigehende anspricht, sind virtuelle Denkmäler in Zeiten des Internet von jedem Platz der Erde abrufbar. Das Denkmal »Information« ist daher ein Denkmal für die Zukunft."3
Anna-Lambert-Denkmal: Bronzekubus 2, Mit freundlicher Genehmigung: Stadt Krems.
1 http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/kunst/kunstdetail.asp___ID=2147111192 ; 14.10.2015
2 Weiterführende Literatur:
Anna Lambert: „Du kannst vor nichts davonlaufen". Erinnerungen einer auf sich selbst gestellten Frau (Herausgegeben und mit einem Nachwort von Robert Streibel), Picus Verlag, Wien 1992
Christoph Lind: »Der letzte Jude hat den Tempel verlassen«. Juden in Niederösterreich 1938 - 1945, Mandelbaum Verlag 2004
3 Robert Streibel: Steine für den Tempel der Erinnerung. Der jüdische Friedhof in Krems: ein besonderer Ort des Gedenkens und der Kunst. In: Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung, Mandelbaum Verlag, Wien 2011, S.92
Gedenktafel für Anna Lambert neben dem Steiner Tor, Mit freundlicher Genehmigung: Stadt Krems.