Ausgabe

Fast wie Geschichten aus 1001 Nacht.

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Die jüdischen Textilkaufleute Mayer zwischen Europa und dem Orient.

Von Adelheid Mayer und Elmar Samsinger.

Wien: Mandelbaum Verlag 2015. 318 S. Euro 19,90 ISBN 978-3-85476-463-2

 

Die Firmengeschichte der Familie Mayer beginnt um 1830 im Ghetto von Pressburg. 1852 trat dessen Sohn Sigmund Mayer (1831 - 1920) in das Textilgeschäft seines Vaters ein. 1863 eröffnete er in Wien ein Konfektionsgeschäft. Sigmund Mayer war auch Wiener Bezirks- und Gemeinderat. 1884 war er einer der Gründer der österreichisch-israelitischen Union; er war Leiter ihres Rechtsbüros, ihr Vize und später ihr Ehrenpräsident.1911 veröffentlichte er seine Lebenserinnerungen „Ein jüdischer Kaufmann", 1918 folgte das Buch „Die Wiener Juden 1700-1900." 

Sein Bruder Albert eröffnete 1866 ein Geschäft in Kairo und 1882 ein erstes Konfektionsgeschäft in Konstantinopel. Georg Mayer, der 1904 in dieser Stadt geboren, führte das dortige Geschäft seines Vaters Sigmund Mayer jun. bis 1971 weiter. Über seine jüdische Identität schrieb er: „Ein liberales, unreligiöses Elternpaar, das nichts tat, um mich mein Judentum tiefer empfinden zu lassen - sie haben es offenbar selbst nur sehr mangelhaft empfunden [...]."

Georgs Witwe Adelheid ist die Mitautorin des vorliegenden Buches, das sie zusammen mit dem Richter und Orientspezialisten Elmar Samsinger schrieb. Der Geschäftsführer des Geschäftes in Istanbul in den zwanziger Jahren war Erich Landstein (später Eran Laor), der Enkel von Sigmund Mayers Schwester Regine, der in seinen Lebenserinnerungen ausführlich diesen Abschnitt seines Lebens beschrieb.

Das Buch ist eine sehr gelungene, gut geschriebene und recherchierte Familien- und Wirtschaftsgeschichte. In einem zweiten Teil wurde Georg Mayers Buch „Türkischer Basar" mit Geschichten aus Istanbul nachgedruckt.