Ausgabe

Vor 70 Jahren: Das Ende des Israelischen Unabhängigkeitskrieges 1949

Erwin A. Schmidl

2018 feierte Israel bekanntlich sein 70-jähriges Bestehen:
Am 14. Mai 1948 – einen Tag, bevor Grossbritannien das Mandat über Palästina an die UNO übergeben wollte – verkündete der Exekutiv-Vorsitzende der Jewish Agency, der aus Polen stammende Rechtsanwalt David Ben-Gurion (geboren als David Grün, 1886–1973), in Tel Aviv die Unabhängigkeit des neuen Staates Israel.1

 

Inhalt

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Das Hauptquartier der UNTSO in Jerusalem,
das „Government House“, einst praktisch
im Niemandsland zwischen dem israelischen
und dem jordanischen Gebiet, befindet sich
heute im dichtverbauten Gebiet. 

Foto Schmidl

Die Sowjetunion erkannte Israel schon am 17. Mai an, die USA zwar de facto ebenfalls schon im Mai 1948, formal aber erst (nach den ersten Wahlen in Israel) am 31. Jänner 1949. Israel hatte schon am 15. Mai 1948 um die Mitgliedschaft in der UNO angesucht, doch befürwortete der UN-Sicherheitsrat diese erst am 4. März 1949, und am 11. Mai 1949 stimmte die UN-Generalversammlung zu. Etwa gleichzeitig, bis Juli 1949, beendeten die Waffenstillstandsabkommen mit den Nachbarstaaten auch formal den israelischen Unabhängigkeitskrieg. Daher kann man eigentlich durchaus auch heuer – 2019 – von einem 70-jährigen Gedenken an die Entstehung des Staates Israel sprechen. 

Mit sowjetischer Unterstützung und deutschen Waffen 

Dass ausgerechnet die Sowjetunion der erste Staat war, der Israel im Mai 1948 anerkannte (dicht gefolgt von der seit Februar 1948 kommunistischen Tschechoslowakei), ist kein Zufall: Anders, als wir es ab den 1960er Jahren gewohnt sind, war es 1948 vor allem der kommunistische Ostblock, der Israel unterstützte, während der Westen, vor allem Grossbritannien, aus strategischen Interessen eher der arabischen Seite zuneigte. 

Daher gelang es den jüdischen Untergrund-Organisationen 1948 vor allem über die Tschechoslowakei, Waffen für die Hagana ins Land zu schmuggeln (Operation Balak). Dazu gehörten über 5.000 Maschinengewehre und 24.500 Gewehre – grossteils waren dies deutsche Modelle wie das MG 34 oder der Karabiner 98k. Auch wenn es fast paradox anmutet, zeigen die Fotos aus dem Unabhängigkeitskrieg klar, dass die entstehende israelische Armee vor allem mit deutschen Waffen ausgestattet war. (Während des Zweiten Weltkrieges hatten die Fabriken im annektierten und deutsch verwalteten Protektorat Böhmen und Mähren eine wichtige Rolle für die deutsche Rüstungsindustrie gespielt.) 

Doch es waren nicht nur leichte Waffen: Bekannt sind vor allem die Avia S-199, eine Weiterentwicklung des deutschen Standard-Jagdflugzeugs Messerschmitt Bf-109, von denen Israel 25 Stück erwarb. Die arabischen Staaten hingegen flogen überwiegend westliche Typen, wie die Supermarine „Spitfire“. Aber auch israelische Piloten (viele von ihnen Freiwillige aus den USA oder Grossbritannien und dem Empire) flogen ehemals britische „Spitfires“ und amerikanische P-51 „Mustang“ oder T-6A „Texan“ („Harvard“) in diesem Krieg. Dazu kamen unterschiedliche Transporter und Verbindungsflugzeuge. Die drei viermotorigen Bomber B-17 „Flying Fortress“, die israelische Agenten in Florida aufgetrieben hatten, wurden in der Tschechoslowakei ausgerüstet (und bombardierten beim Überstellungsflug nach Israel im Juli 1948 Kairo). Ausgangspunkt dieser Operation war der Flugplatz von Žatec (dt. Saaz) bei Ústí nad Labem (dt. Aussig), für die Israelis „Base Zebra“. 

Aus Frankreich kamen Kanonen und H-35 Panzer sowie zahlreiche M-3 Halbketten-Transporter, die – teilweise getarnt als „landwirtschaftliches Gerät“ – ab 1947 nach Palästina geschmuggelt wurden. Nicht zuletzt dank dieser Waffenhilfe gelang es den israelischen Kräften, 1948/49 die oft schlecht geführten und schlecht ausgestatteten, zahlenmässig stellenweise unterlegenen arabischen Streitkräfte zurückzudrängen und das im UN-Teilungsplan vorgesehene jüdische Territorium Palästinas massiv zu erweitern. 

Die ersten UN-Beobachter 

Schon am 20. Mai 1948 war der schwedische Diplomat Folke Bernadotte, Graf von Wisborg (1895–1948) als Mediator bestellt worden. Er sollte gemäss der Sicherheitsrats-Resolution 50 vom 29. Mai durch UN-Beobachter unterstützt werden; daraus entstand die United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO). Dies ist eine der ältesten UN-Operationen und besteht bis heute. Das Hauptquartier der UNTSO war zuerst in Kairo, dann von Juni bis Oktober 1948 in Haifa und befindet sich seither in Jerusalem. 

Die ersten unter UN-Vermittlung ausgehandelten Waffenstillstände (vom 11. Juni bzw. 18. Juli) hielten bekanntlich nicht lange. Am 17. September 1948 wurden Bernadotte und der französische Oberst André Sérot von jüdischen Extremisten der Gruppe Lehi – der auch der spätere Ministerpräsident Yitzhak Shamir (1915–2012) angehörte – ermordet. Sérot war ein erfahrener Geheimdienstoffizier, der mit Bernadotte befreundet war, seit dieser 1945 seine Frau Berthe (geb. Grünfelder, 1898–1971) aus dem KZ Ravensbrück befreit hatte. Schon im Mai war der US-Konsul Thomas C. Watson (1896–1948) als Mitglied der UN-Waffenstillstandskommission ums Leben gekommen (es ist unklar, ob der Schütze Jude oder Araber war), und im Juli starb der französische UNTSO-Major René de Labarrière (1899–1948) bei einem Minenunfall. Bis heute fielen 52 Beobachter der UNTSO, zu der Österreich seit 1967 Beobachter stellt. Bekannt wurde vor allem der Zwischenfall am 25. Juli 2006, als vier UNTSO-Beobachter (unter ihnen der österreichische Major Hans-Peter Lang) bei Khiam im Südlibanon durch israelischen Artilleriebeschuss des UN-Postens starben. 

Bernadottes Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter, der amerikanische Diplomat Ralph J. Bunche (1904–1971). Ihm gelang es schliesslich 1949, die Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und den Nachbarstaaten zu vermitteln; 1950 erhielt er dafür den Friedensnobelpreis. Bunche war Afroamerikaner und seit 1928 Professor für Politikwissenschaft an der Harvard University, hatte im Zweiten Weltkrieg für den US-Kriegsgeheimdienst OSS gearbeitet und war früh in die Arbeit der UNO involviert. Mit dem Ende der Kampfhandlungen endete die Funktion des UN-Mediators im August 1949; UNTSO wird seither von einem militärischen Kommandanten, dem Chief of Staff, geführt. (Derzeit ist die norwegische Generalmajorin Kristin Lund UNTSO-Stabschefin.) 

Der junge Staat zwischen Ost und West 

Die Niederlage im Krieg 1948/49 förderte die anti-britische Stimmung, die sich in den arabischen Staaten seit 1918 wegen der imperialistischen britischen Politik, dann angesichts der jüdischen Einwanderung nach Palästina in den 1920er und 1930er Jahren und wegen der Niederschlagung des Aufstandes von 1936 bis 1939 gebildet hatte. Während des Zweiten Weltkrieges hatte sich diese Haltung – nicht zuletzt wegen der britischen Intervention im Irak 1941 – noch verstärkt. In der Folge begünstigte dies die Hinwendung der arabischen Staaten zur Sowjetunion, während Israel die Beziehungen zur westlichen Welt, vor allem zu den USA, festigte. 1956, nur acht Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, sollte Israel bereits an der Seite Grossbritanniens und Frankreichs gegen Ägypten kämpfen.2

Für Israel bedeutete das Ende der Kampfhandlungen 1949, an den Aufbau des neuen Staates zu schreiten. Dazu gehörte die Aufnahme rund 700.000 jüdischer Einwanderer aus Europa und den arabischen Staaten, wodurch sich die jüdische Bevölkerung Israels verdoppelte. Parallel wurden 1948/49 um die 700.000 der 900.000 arabischen Bewohner des nunmehrigen israelischen Staatsgebietes vertrieben oder flüchteten – nicht grundlos spricht die arabisch-palästinensische Historiographie von „an-Nakba“, der Katastrophe. (Heute hat Israel rund 9 Millionen Einwohner; davon sind 74,5% Juden, 20,9% – meist muslimische – Araber und 4,6% Sonstige.) 

Die im Krieg massiv verstärkten Streitkräfte – 1949 über 100.000 Männer und Frauen, in zwölf Brigaden, mit eigenen Luftstreitkräften und Marine – wurden abgerüstet. Der israelische Militärhistoriker Netanel Lorch meinte dazu, dass dies keine Demobilisierung, sondern eine effektive Auflösung war. Nur ein kleiner Kern blieb, aus dem sich in den folgenden Jahren die auf einem Reserve- oder Milizsystem basierenden israelischen Streitkräfte (Zahal) neu formierten. Dass dies gelang, war vor allem dem zweiten Generalstabschef, Yigael Jadin (1917–1984), zu verdanken. 

Denn es zeigte sich bald, dass die Waffenstillstandsabkommen von 1949 (am 24. Februar 1949 mit Ägypten, am 23. März mit dem Libanon, am 3. April mit Jordanien und am 20. Juli mit Syrien) zwar die Kämpfe beendet hatten, dem neuen Staat aber noch lange nicht einen echten Frieden brachten. Auch nach 1949 kam es immer wieder zu Grenzzwischenfällen und Überfällen.

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Am 10. März 1949 erreichten die Negev- und Golani-Brigaden bei Um Rashrash (heute Eilat) das Rote Meer. Da sie keine entsprechende Flagge dabeihatten, improvisierten sie mit Tinte und dem einem Erste-Hilfe-Kit entnommenen Davidstern die „Tintenflagge“; Micha Perry hielt dieses Ereignis im Bild fest. Quelle: Micha Perry/Israeli Government Press Office via Wikimedia Commons 

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Neben britischen und amerikanischen Flugzeugen – wie Spitfires, Mustangs oder drei viermotorigen B-17 Bombern (bekannt als „Fliegende Festungen“) – verwendeten die entstehenden israelischen Luftstreitkräfte auch tschechoslowakische Jagdflugzeuge vom Typ Avia S-199, eine Weiterentwicklung des bekannten deutschen Jagdflugzeugs Messerschmitt Bf-109 aus dem Zweiten Weltkrieg. 

Quelle: Wikimedia Commons, abgerufen am 16.03.2019.

 

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Ein kanadischer „Otter“-Panzerspähwagen der „Arabischen Befreiungsarmee“, 1948 von israelischen Truppen in Galiläa erbeutet. Kommandeur der „Arabischen Befreiungsarmee“ war Fawzi al-Qawuqji (auch Kaukji, 1890–1977), der schon 1917 als junger osmanischer Offizier bei Be'er Sheva gekämpft und 1941 vom Irak ins Deutsche Reich gekommen war. 1947 gelangte Oberst al-Qawuqji aus sowjetischer Gefangenschaft nach Ägypten; 1948 betraute ihn die Arabische Liga – gegen den Wunsch des Muftis von Jerusalem, Haj Amin Husseini – mit dem Befehl über arabische Freiwilligen-Verbände in Palästina. Das Abzeichen der Arabischen Befreiungsarmee (ein Dolch durch den Davidstern) wurde möglicherweise erst später in das Bild hineinretuschiert. 

Quelle: Hagana Museum via Wikimedia Commons.

D

ie Sowjetunion erkannte Israel schon am 17. Mai an, die USA zwar de facto ebenfalls schon im Mai 1948, formal aber erst (nach den ersten Wahlen in Israel) am 31. Jänner 1949. Israel hatte schon am 15. Mai 1948 um die Mitgliedschaft in der UNO angesucht, doch befürwortete der UN-Sicherheitsrat diese erst am 4. März 1949, und am 11. Mai 1949 stimmte die UN-Generalversammlung zu. Etwa gleichzeitig, bis Juli 1949, beendeten die Waffenstillstandsabkommen mit den Nachbarstaaten auch formal den israelischen Unabhängigkeitskrieg. Daher kann man eigentlich durchaus auch heuer – 2019 – von einem 70-jährigen Gedenken an die Entstehung des Staates Israel sprechen. 

Mit sowjetischer Unterstützung und deutschen Waffen 

Dass ausgerechnet die Sowjetunion der erste Staat war, der Israel im Mai 1948 anerkannte (dicht gefolgt von der seit Februar 1948 kommunistischen Tschechoslowakei), ist kein Zufall: Anders, als wir es ab den 1960er Jahren gewohnt sind, war es 1948 vor allem der kommunistische Ostblock, der Israel unterstützte, während der Westen, vor allem Grossbritannien, aus strategischen Interessen eher der arabischen Seite zuneigte. 

Daher gelang es den jüdischen Untergrund-Organisationen 1948 vor allem über die Tschechoslowakei, Waffen für die Hagana ins Land zu schmuggeln (Operation Balak). Dazu gehörten über 5.000 Maschinengewehre und 24.500 Gewehre – grossteils waren dies deutsche Modelle wie das MG 34 oder der Karabiner 98k. Auch wenn es fast paradox anmutet, zeigen die Fotos aus dem Unabhängigkeitskrieg klar, dass die entstehende israelische Armee vor allem mit deutschen Waffen ausgestattet war. (Während des Zweiten Weltkrieges hatten die Fabriken im annektierten und deutsch verwalteten Protektorat Böhmen und Mähren eine wichtige Rolle für die deutsche Rüstungsindustrie gespielt.) 

Doch es waren nicht nur leichte Waffen: Bekannt sind vor allem die Avia S-199, eine Weiterentwicklung des deutschen Standard-Jagdflugzeugs Messerschmitt Bf-109, von denen Israel 25 Stück erwarb. Die arabischen Staaten hingegen flogen überwiegend westliche Typen, wie die Supermarine „Spitfire“. Aber auch israelische Piloten (viele von ihnen Freiwillige aus den USA oder Grossbritannien und dem Empire) flogen ehemals britische „Spitfires“ und amerikanische P-51 „Mustang“ oder T-6A „Texan“ („Harvard“) in diesem Krieg. Dazu kamen unterschiedliche Transporter und Verbindungsflugzeuge. Die drei viermotorigen Bomber B-17 „Flying Fortress“, die israelische Agenten in Florida aufgetrieben hatten, wurden in der Tschechoslowakei ausgerüstet (und bombardierten beim Überstellungsflug nach Israel im Juli 1948 Kairo). Ausgangspunkt dieser Operation war der Flugplatz von Žatec (dt. Saaz) bei Ústí nad Labem (dt. Aussig), für die Israelis „Base Zebra“. 

Aus Frankreich kamen Kanonen und H-35 Panzer sowie zahlreiche M-3 Halbketten-Transporter, die – teilweise getarnt als „landwirtschaftliches Gerät“ – ab 1947 nach Palästina geschmuggelt wurden. Nicht zuletzt dank dieser Waffenhilfe gelang es den israelischen Kräften, 1948/49 die oft schlecht geführten und schlecht ausgestatteten, zahlenmässig stellenweise unterlegenen arabischen Streitkräfte zurückzudrängen und das im UN-Teilungsplan vorgesehene jüdische Territorium Palästinas massiv zu erweitern. 

Die ersten UN-Beobachter 

Schon am 20. Mai 1948 war der schwedische Diplomat Folke Bernadotte, Graf von Wisborg (1895–1948) als Mediator bestellt worden. Er sollte gemäss der Sicherheitsrats-Resolution 50 vom 29. Mai durch UN-Beobachter unterstützt werden; daraus entstand die United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO). Dies ist eine der ältesten UN-Operationen und besteht bis heute. Das Hauptquartier der UNTSO war zuerst in Kairo, dann von Juni bis Oktober 1948 in Haifa und befindet sich seither in Jerusalem. 

Die ersten unter UN-Vermittlung ausgehandelten Waffenstillstände (vom 11. Juni bzw. 18. Juli) hielten bekanntlich nicht lange. Am 17. September 1948 wurden Bernadotte und der französische Oberst André Sérot von jüdischen Extremisten der Gruppe Lehi – der auch der spätere Ministerpräsident Yitzhak Shamir (1915–2012) angehörte – ermordet. Sérot war ein erfahrener Geheimdienstoffizier, der mit Bernadotte befreundet war, seit dieser 1945 seine Frau Berthe (geb. Grünfelder, 1898–1971) aus dem KZ Ravensbrück befreit hatte. Schon im Mai war der US-Konsul Thomas C. Watson (1896–1948) als Mitglied der UN-Waffenstillstandskommission ums Leben gekommen (es ist unklar, ob der Schütze Jude oder Araber war), und im Juli starb der französische UNTSO-Major René de Labarrière (1899–1948) bei einem Minenunfall. Bis heute fielen 52 Beobachter der UNTSO, zu der Österreich seit 1967 Beobachter stellt. Bekannt wurde vor allem der Zwischenfall am 25. Juli 2006, als vier UNTSO-Beobachter (unter ihnen der österreichische Major Hans-Peter Lang) bei Khiam im Südlibanon durch israelischen Artilleriebeschuss des UN-Postens starben. 

Bernadottes Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter, der amerikanische Diplomat Ralph J. Bunche (1904–1971). Ihm gelang es schliesslich 1949, die Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und den Nachbarstaaten zu vermitteln; 1950 erhielt er dafür den Friedensnobelpreis. Bunche war Afroamerikaner und seit 1928 Professor für Politikwissenschaft an der Harvard University, hatte im Zweiten Weltkrieg für den US-Kriegsgeheimdienst OSS gearbeitet und war früh in die Arbeit der UNO involviert. Mit dem Ende der Kampfhandlungen endete die Funktion des UN-Mediators im August 1949; UNTSO wird seither von einem militärischen Kommandanten, dem Chief of Staff, geführt. (Derzeit ist die norwegische Generalmajorin Kristin Lund UNTSO-Stabschefin.) 

Der junge Staat zwischen Ost und West 

Die Niederlage im Krieg 1948/49 förderte die anti-britische Stimmung, die sich in den arabischen Staaten seit 1918 wegen der imperialistischen britischen Politik, dann angesichts der jüdischen Einwanderung nach Palästina in den 1920er und 1930er Jahren und wegen der Niederschlagung des Aufstandes von 1936 bis 1939 gebildet hatte. Während des Zweiten Weltkrieges hatte sich diese Haltung – nicht zuletzt wegen der britischen Intervention im Irak 1941 – noch verstärkt. In der Folge begünstigte dies die Hinwendung der arabischen Staaten zur Sowjetunion, während Israel die Beziehungen zur westlichen Welt, vor allem zu den USA, festigte. 1956, nur acht Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, sollte Israel bereits an der Seite Grossbritanniens und Frankreichs gegen Ägypten kämpfen.2

Für Israel bedeutete das Ende der Kampfhandlungen 1949, an den Aufbau des neuen Staates zu schreiten. Dazu gehörte die Aufnahme rund 700.000 jüdischer Einwanderer aus Europa und den arabischen Staaten, wodurch sich die jüdische Bevölkerung Israels verdoppelte. Parallel wurden 1948/49 um die 700.000 der 900.000 arabischen Bewohner des nunmehrigen israelischen Staatsgebietes vertrieben oder flüchteten – nicht grundlos spricht die arabisch-palästinensische Historiographie von „an-Nakba“, der Katastrophe. (Heute hat Israel rund 9 Millionen Einwohner; davon sind 74,5% Juden, 20,9% – meist muslimische – Araber und 4,6% Sonstige.) 

Die im Krieg massiv verstärkten Streitkräfte – 1949 über 100.000 Männer und Frauen, in zwölf Brigaden, mit eigenen Luftstreitkräften und Marine – wurden abgerüstet. Der israelische Militärhistoriker Netanel Lorch meinte dazu, dass dies keine Demobilisierung, sondern eine effektive Auflösung war. Nur ein kleiner Kern blieb, aus dem sich in den folgenden Jahren die auf einem Reserve- oder Milizsystem basierenden israelischen Streitkräfte (Zahal) neu formierten. Dass dies gelang, war vor allem dem zweiten Generalstabschef, Yigael Jadin (1917–1984), zu verdanken. 

Denn es zeigte sich bald, dass die Waffenstillstandsabkommen von 1949 (am 24. Februar 1949 mit Ägypten, am 23. März mit dem Libanon, am 3. April mit Jordanien und am 20. Juli mit Syrien) zwar die Kämpfe beendet hatten, dem neuen Staat aber noch lange nicht einen echten Frieden brachten. Auch nach 1949 kam es immer wieder zu Grenzzwischenfällen und Überfällen.

 

1 (Vgl. dazu auch den Beitrag „Die Gründung Israels“, in: David Nr. 117, Juli 2018, 24-26.)

2  (Vgl. dazu auch den Beitrag „Die Suezkrise und der Krieg von 1956“, in: David Nr. 110,
September 2016, 74f.)