Ausgabe

Eine Stimme, die uns fehlt

Monika Kaczek

In Memoriam Elizabeth T. Spira s. A. (1942 – 2019)

Inhalt

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Elizabeth T. Spira. 

Foto: Roman Zach-Kiesling. ORF, mit freundlicher Genehmigung.

Von ihr wurden viele Österreicher in der Reportagereihe Alltagsgeschichte porträtiert und manche fanden durch Liebesg’schichten und Heiratssachen ihr Lebensglück. Die TV-Journalistin Elizabeth T. Spira ist in der Nacht auf den 9. März mit 76 Jahren nach langer Krankheit in Wien gestorben. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte sie als „grosse Chronistin der heimischen Gesellschaft und der einzelnen Menschen. Spira hatte einen schonungslosen Blick auf die österreichische Wirklichkeit, der immer von Respekt geprägt war.“

Elizabeth Toni Spira – den zweiten Vornamen verdankte sie dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität – wurde am 24. Dezember 1942 als Tochter der österreichisch-jüdischen Emigranten Eva (1921-2007) und Leopold Spira (1913-1997) im schottischen Glasgow geboren. Als Kommunist kämpfte Leopold Spira auf Seiten der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Nach seiner fast einjährigen Internierung im „Ständestaat“ konnte er ins Exil nach Grossbritannien fliehen, wo er 1940 Eva (geborene Zerner) heiratete. 1946 kehrte die junge Familie mit Elizabeth und der um ein Jahr jüngeren Margaret nach Wien zurück.

Nach ihrem Studium der Publizistik begann Elizabeth T. Spira ihre journalistische Laufbahn 1972 beim Wochenmagazin profil. Ein Jahr später wurde sie Redakteurin beim ORF, wo sie von 1974 bis 1984 Beiträge für Claus Gatterers Sendereihe teleobjektiv produzierte. Nach Gatterers Tod schuf Elizabeth T. Spira bis 2006 die Dokumentarfilmreihe Alltagsgeschichte und 1997 startete die Serie Liebesg’schichten und Heiratssachen.

Seit 1980 war sie mit dem ehemaligen Burgschauspieler und Regisseur Hermann Schmid verheiratet und das Paar adoptierte Tochter Hannah.

Doris Priesching im Standard: 

„Elizabeth T. Spira war eine aufrechte und politisch bewusste Journalistin mit einem hohen Interesse an der Volksmeinung. Die Stimmen gingen ihr ins Ohr, ihre Stimme ging uns ins Ohr, und sie hielt sich kein Blatt vor den Mund. Sie bezeichnete sich als »Linke«. Ihre Abneigung gegen die türkis-blaue Regierung verheimlichte sie nicht. Den Kanzler hielt sie für einen »Blender«, in Attacken der FPÖ auf den ORF sah sie eine neue Dimension. Sie hasste die Gescheitmeier unter Politikern und Journalisten. Jene Beileidsbekundungen, die am Tag des Bekanntwerden ihres Todes von Amtsträgern des Staates dargebracht wurden, hätte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit mit spöttischen Grinsen beantwortet.“ 

 

Quellen

Priesching, Doris: Frau Elizabeth T. Spiras Gespür für die „guade G‘schicht“. In: Der Standard, 9. März 2019, https://derstandard.at/2000099242581/Frau-Elizabeth-T-Spiras-Gespuer-fuer-die- guade-Gschicht (abgerufen: 12.03.2019); Eine taffe Frau und beeindruckende TV-Journalistin. Elizabeth. T. Spira zum 76. Geburtstag. In: David Nr. 119 -12/2018.