Ruth Yu-Szammer: Über.Leben. Das Tagebuch des B. Kaufmann. Nachwort Gerald Lamprecht. Illustriert mit Aquarellen von Cornelia Liebscher
Graz: Leykam 2013
112 Seiten, Euro 14,50
ISBN 978-3-7011-7874-2
Die Zeitzeugen des Holocaust werden immer weniger, einer von diesen ist Berthold Kaufmann, der Vater der Autorin. Daher sah diese es als Verpflichtung, ihn über seine Vergangenheit genau zu befragen. Nach langen emotionalen Gesprächen schrieb sie schliesslich seine Erinnerungen in Form eines Tagebuches nieder.
In Graz verlebt Berthold Kaufmann eine glückliche Kindheit, aber er ist einigen antisemitischen Übergriffen bereits vor der Zeit des Nationalsozialismus ausgesetzt. Als Vierzehnjähriger muss er das Novemberpogrom erleben, wird Zeuge sowohl der Verhaftung seines Vaters wie schwerer Misshandlungen an Juden, darunter auch an seinem Lehrer Oberrabbiner David Herzog.
Mit vielen Schwierigkeiten kann seine Familie schliesslich ausreisen und gelangt nach Zypern, wird aber von dort 1941 von den Engländern kurz nach Israel und schliesslich nach Ostafrika verbracht. Wenn Berthold Kaufmann und seine Schwester als Jugendliche vielleicht Gefallen an einigen Abenteuern haben, so ist diese Zeit von vielen Entbehrungen und vor allem für den Vater mit sehr schwerer Arbeit verbunden.1943 meldet sich Kaufmann freiwillig zur Englischen Armee und bleibt dort als Sergeant bis zu seiner Rückkehr mit den Eltern 1948 nach Graz. Dort erfahren sie von der Ermordung von Familienangehörigen, dazu fehlt das Unrechtsbewusstsein der Bevölkerung und zusätzlich gestaltet es sich schwierig, das geraubte Wohnhaus wieder zurück zu erhalten.
Aber Berthold Kaufmann ist glücklich - er, seine Schwester und die Eltern haben überlebt. Es ist lobenswert, dass Ruth Yu-Szammer, Psychotherapeutin und bis vor kurzem Präsidentin der Grazer Kultusgemeinde, ihrer Verpflichtung nachgekommen ist.