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Wer kennt ihr Schicksal, erinnert sich ihrer Namen?

Alexander BARTHOU

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In ganz Europa wird heuer des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges sowie den auf den Schlachtfeldern gefallenen Soldaten gedacht und in zahlreichen Kriegerfriedhöfen an ihr Schicksal erinnert. Doch kaum jemand in Österreich weiss heute, dass im Jahre 1917 in Palästina im Rahmen der Ottomanischen Armee „Unternehmen Yldirim (Blitz)" auch das 1. Deutsche Expeditionskorps unter Führung des Generals Erich von Falkenhayn mit einer unterstellten Gebirgshaubitzendivision der k.u.k. Armee zum Einsatz gekommen ist.

 

Kaiser Franz Josef I. war skeptisch über diese Abstellung und meinte dazu: "Die sehen wir nie wieder!" Gegen die vorrückenden Engländer unter General Edmund Allenby und den mit ihnen verbündeten arabischen Stämmen unter dem legendären Lawrence von Arabien verteidigten sie vorerst Palästina am Suez-Kanal und führten danach einen Verzögerungskampf über Gaza nach Jerusalem bis in den Raum Damaskus und Aleppo.

Einer der Batteriekommandanten war der k.u.k. Artilleriehauptmann Wladimir Ritter von Truszkowski, der beim Kampf um Gaza sein Leben gelassen hat. Er liegt in einer Gruft im Jerusalemer Kloster der Assumptionisten begraben. Mit ihm haben weitere 40 deutsche und 16 österreichisch-ungarische Soldaten in einem Friedhof am Zionsberg in Jerusalem ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die Gräber wurden im Jahre 1977 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Teddy Kollek zugänglich gemacht, durch Soldaten des österreichischen UN-Bataillons saniert und durch den Militärpfarrer Hans Duller neu eingeweiht. Der Tag der Einweihung fiel auf den 8. Dezember, der damals zugleich der 60. Jahrestag der kampflosen Übergabe der Stadt aus Rücksichtnahme und Respekt vor dem religiösen Hintergrund dreier Weltreligionen an die Engländer gewesen ist.

Übrigens, Kaiser Franz Josef I. hat seinerzeit nicht recht behalten. Ein Grossteil der bei diesem Unternehmen eingesetzten österreichischen Soldaten, darunter auch Hauptmann Rudolf Schaffer, der Vater des nachmaligen Generals Rudolf Schaffer im Österreichischen Bundesheer der Zweiten Republik, ist nach Kriegsende wieder in die Heimat zurückgekehrt.

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K.u.k. Kriegsgräber in Jerusalem. Foto: Wildberger. Mit freundlicher Genehmigung ÖSK.

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Der Frontverlauf in Palästina 1917. Foto: Barthou. Mit freundlicher Genehmigung ÖSK.

Die Gräber in Jerusalem selbst hat bis zum Abzug im Juni 2013 das österreichische UN-Bataillon betreut. Massgeblich beteiligt daran war der im UN-Hauptquartier in Damaskus eingesetzte Oberst Wolfgang Wildberger, der als Kurator des Österreichischen Schwarzen Kreuzes - Kriegsgräberfürsorge (ÖSK) für die österreichischen Kriegsgräber im Nahen Osten verantwortlich zeichnet. Die Grabpflege und das Totengedenken werden nunmehr von den zuständigen Botschaften, dem Friedhofseigentümer "Church of Redeemer" (Erlöserkirche) und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) wahrgenommen. So ist sichergestellt, dass die "vergessenen" Soldaten nicht im Dunkel der Geschichte untergehen.

Ein Besuch dieses Friedhofes am Südwesthang des Mt. Zion ist unter vorheriger Anmeldung im University College Jerusalem möglich. Der Zugang selbst führt über den Universitäts-Campus.

Oberst i. R. Alexander Barthou ist Generalsekretär des Österreichischen Schwarzen Kreuzes (ÖSK) - Kriegsgräberfürsorge.