Ausgabe

Jura Soyfer gestern und heute

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Alexander Emanuely: Ausnahmezustand. Jura Soyfers Ausnahmezustand. 

Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz 2013.

278 S. Euro 24

ISBN 978-3-99028-184-0.

Jura Soyfer, der bedeutendste Dramatiker und Lyriker der österreichischen Linken in der Zwischenkriegszeit, starb mit nur 26 Jahren an Typhus im KZ Buchenwald. Er hat ein umfangreiches Werk  hinterlassen und blieb  auch im Österreich der Nachkriegszeit nicht vergessen. 20 Jahre lang gab es das Jura Soyfer Theater, es gibt  eine bis heute aktive Jura Soyfer Gesellschaft; neben Werkausgaben erschien 1987 auch eine umfangreiche Biographie von Horst Jarka.

Heute wird Soyfer aber nur wenig verlegt, gespielt und erinnert, findet Alexander Emanuely, derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der  Theodor Kramer Gesellschaft und  vorher Mitarbeiter der psychosozialen  Ambulanz  Esra. Sein eindrucksvolles Buch sollte diesem Umstand wieder Abhilfe verschaffen.

Emanuely stellt in vielen biographischen Skizzen nicht nur Soyfers vergessene Freunde und Mitstreiter vor, über die es, wie er schreibt, noch vieles zu entdecken gab und weiterhin gäbe. Mit Empathie und Akribie rekonstruierte er weiters die Lebenswelt und Lebensumstände der Familie in Charkow in der Ukraine, Juras Geburtsstadt. Der Vater Wladimir Soyfer  gehörte zur kommerziellen Elite der Stadt über 200 000 Einwohnern, in der in den zwanziger Jahren 65 000 Juden lebten. Mittelpunkt der Gemeinde war die prunkvolle Choralsynagoge, die als Gebäude überlebte und seit 2003 wieder  ihrem ursprünglichen Zweck dient. Vor der russischen Revolution, vor Pogrome und Bürgerkrieg floh die Familie 4000 Kilometer über Georgien und Konstantinopel nach Wien. Hier wurde Wladimir Soyfer wieder kommerziell tätig und  1925 einer der Gründer des Hilfsvereins für russische Juden, der Wohltätigkeitsbälle mit prominenten Künstlern veranstaltete. Der Familie gelang die Flucht in die USA, wo Juras Schwester Tamara 1983 starb. 

Das Buch ist in einem wunderbar originellen, komplexen, manchmal ironischen und doch leserfreundlichen Stil geschrieben; assoziationsreich mit Verbindungslinien oft bis zur Gegenwart, ihren Problemen und Zuständen. Die wissenschaftliche Zitierweise, auch der Internetquellen, ist vorbildlich. Ergänzt wird das Buch von einer Chronik. Unter den 18 Bänden der Enzyklopädie des Wiener Wissens, herausgegeben  von Hubert Christian Ehalt, ist es sicher eines der gelungensten.