Victoria Kumar: In Graz und andernorts. Lebenswege und Erinnerungen vertriebener Jüdinnen und Juden
Graz: Clio Verlag 2013
228 Seiten, Euro 19
ISBN 978-3-902542-38-0
Präzision und Sensibilität zeichnen dieses Buch aus. Die Grazer Historikerin Victoria Kumar stellt über 30 Lebensgeschichten von Jüdinnen und Juden vor, die aus Graz beziehungsweise aus der Steiermark vor den Nationalsozialisten nach Palästina flüchteten. Kumar hat für das am Centrum für Jüdische Studien in Graz unter Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht durchgeführte Projekt in Israel zwei Monate lang Interviews geführt mit Fragen nach der Herkunft der Familien, der jüdischen Identität und der Verbindung zur früheren Heimat. Für die Darstellung der Biographien hat sie zahlreiche zusätzliche Quellen, Dokumente, Fotos und früher geführte Interviews in den Archiven (darunter jene der Austrian Heritage Collection des Leo Baeck Instituts in New York und des Visual History Archives des USC Shoah Foundation Institute, archiviert und zugänglich über die Freie Universität in Berlin) eingearbeitet. Ein Zitat von Gideon Röhr, der 1956 von Israel nach Schweden übersiedelte, wo er 2006 starb, zeigt die Komplexität von Begriffen wie Heimat und Zugehörigkeiten: „Es gibt drei Heimaten für mich: eine ideologische, eine praktische und eine gefühlsmässige. Die ideologische ist Israel, die praktische ist Schweden und die gefühlsmässige ist Österreich."