Ausgabe

Jüdische Kultur und Tradition in Österreich pflegen

Die Redaktion

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„Zielsetzung und Rahmenbedingungen des DAVID sind die Pflege jüdischer Kultur und Tradition, die kritische Auseinandersetzung mit zeitgeschichtlichen Fragen und nicht zuletzt der jüdisch-christliche Dialog. Unsere neue Zeitschrift soll ein Forum für ein möglichst breites Meinungsspektrum sein, wobei nicht nur bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Kunst, Kultur, Literatur und Wissenschaft zu Wort kommen sollen, sondern auch jungen engagierten Autoren die Möglichkeit gegeben werden soll, sich darzustellen und somit zur Meinungsvielfalt beizutragen." (DAVID Nr. 1, Jg.1/1989)

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Das Herz der Redaktion, von links: Alfred Gerstl, Michael Friedmann, Monika Kaczek, Tina Walzer, Ilan Beresin, Turgut Mermertas. Evelyn Ebrahim-Nahooray, unsere Paris-Korrespondentin, zählt ebenfalls dazu.

Mit diesen Worten stellte der Chefredakteur der jüdischen Kulturzeitschrift DAVID, Regierungsrat Ilan Beresin, in der ersten Nummer 1989 seinen jüdischen und nichtjüdischen Lesern die neue Zeitschrift vor. Das Programm erwies sich als erfüllbar, und so können Herausgeber und Redaktion heute stolz auf ein Vierteljahrhundert erfolgreicher Publikationsgeschichte im Zeichen des jüdisch-christlichen Dialogs zurückblicken.

Innenpolitische Auseinandersetzungen in der IKG Wien führen immer wieder zu Überraschungen: Beresin, als Chefredakteur der Zeitschrift Zentrum nach jahrelangem Engagement in der Partei der Allgemeinen Zionisten politikverdrossen, beschloss, eine parteiunabhängige, neue Zeitung zu gründen und rief den Kulturverein DAVID ins Leben. Just ins Jahr 1989 fiel dieser Schritt. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen, die jüdische Gemeinde reagierte mit verstärkter Präsenz auf die Auseinandersetzungen um den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim. Doch dem war bei weitem nicht so, jedenfalls nicht bei dieser Zeitschriftengründung. Begonnen hatte alles mit einer Idee Pierre Genées, der zur selben Zeit emsig an der Dokumentation der österreichischen Synagogen arbeitete. Bald kam es zu einer denkwürdigen Begegnung im jüdischen Gemeindezentrum. Nach der Veranstaltung ging man ins benachbarte Lokal Ma Pitom, um Ideen auszutauschen und Pläne zu schmieden. Ilan Beresin, Dr. Pierre Genée, MedRat i.R., Dr. Barbara Löwy S.A. und Michael Friedmann waren sich bald einig, eine neue Zeitschrift musste her. Damit war das Herzstück der Unternehmung, die Redaktion, geboren.

Pierre Genée sorgte für passende Titelbilder und fand über Jahrzehnte immer wieder neue, bis dahin unbekannte Darstellungen historischer Synagogen. Ilan Beresin gelang und gelingt es mit unermüdlichem Einsatz - von dem wohl alle Angesprochenen ein Liedchen singen können -, Ausgabe für Ausgabe erneut, genügend Inserate und Spenden einzutreiben, um den Druck der Zeitschrift bezahlen zu können. Die Herausforderung meisterte er neben seiner Tätigkeit im Bundesdienst durch besonderen Fleiss und Hartnäckigkeit in den Nachtstunden des Arbeitsalltags. Seine Mama, Nelly-Gertrude Beresin, einst aus Wien vertrieben und nach dem Krieg aus Israel in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, kümmerte sich um das leibliche Wohl der freien Mitarbeiterinnen. Beim Versand der Zeitschrift half sie, zusammen mit dem Ehepaar Mermertas, energisch und unermüdlich mit, bis kurz vor ihrem Tod. Evelyn Ebrahim-Nahooray sprang bereits 1989, von Chile aus, als Auslandskorrespondentin des DAVID ein, und bis heute, nunmehr aus Frankreich, begleitet sie jede Ausgabe gewissenhaft. Monika Kaczek meisterte die Mehrfachbelastung als Programmdirektorin der Jüdischen Filmwochen, Mitarbeiterin der Wiener Universität für angewandte Kunst und Redaktionsmitglied des DAVID immer bravourös. Seit vielen Jahren sorgen Alfred Gerstl und Tina Walzer im Lektorat verlässlich für den letzten Schliff. Der IT-Techniker hingegen, dem heute die Produktion der Zeitschrift obliegt, Turgut Mermertas, ist buchstäblich seit Kindheitstagen dabei. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren half er im Versand mit und begleitete den Chefredakteur beim Transport heikler Fracht - der Druckfahnen - in die Druckerei. Die Entstehung der ersten Ausgaben war, scheint‘s, abenteuerlich, erinnern sich die länger dienenden Redakteure noch heute. Am Anfang wurden noch handgeschriebene Zettel als Druckvorlagen in der Redaktion abgegeben, beim Abtippen wechselte  man sich ab. An seinem Wohnzimmertisch, mit Uhu und Schere bewaffnet, stellte Beresin schliesslich die Seiten zusammen. Die Redaktion jener Tage war chaotisch: Korrekturen einzuarbeiten, bedeutete jedes Mal stundenlanges Zusammensitzen bis spät in die Nacht. Ort der Redaktion war die Beresin‘sche Wohnung, zu der es unglücklicherweise keine gute öffentliche Verkehrsanbindung gab. Nach den kräfteraubenden Korrekturen zog der Chefredakteur sich hin und wieder für ein kleines Schläfchen zurück, bevor er die Damen und Herren Redakteure im Morgengrauen mit dem Wagen zurück in die Stadt, nach Hause brachte. Diese nahmen es nicht krumm, überstrahlt doch die Begeisterung, wenn man das erste Exemplar der frisch gedruckten Nummer in Händen hält, jede vorangegangene Mühsal.

Viele helfende Hände erfuhr die Zeitschrift seit ihren Gründungstagen, alleine die Mitglieder der Redaktion sind Legion - besonders hervorgehoben seien hier Professor DDr. Ferdinand Dexinger s.A., Peter Eggenhofer, Johann Straubinger s.A., Susanne Eisler und Hofrat Dr. Christoph Tepperberg, in späteren Jahren auch noch Eszter und Dora Bekefi, Mag. Shoshana Duizend-Jensen, Mag. Dr. Susanne Swantje Falk, DI Isabella Marboe, Mag. Silvia Perfler und Gabriele Anderl. Ihnen allen, und den Herausgebern, Mitarbeitern, Helfern, und nicht zuletzt den Financiers - allen Spendern und Inserenten: all jenen nämlich, die das Entstehen dieser Publikation erst möglich machen und damit den jüdisch-christlichen Dialog so entscheidend fördern, sei an dieser Stelle für ihre oft jahrzehntelange Treue sehr herzlich gedankt!