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Matinée in Klagenfurt zum Internationalen Holocaust-Gedenktag

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Mit einer würdigen Gedenkveranstaltung erinnerte die Stadt Klagenfurt am 26. Jänner 2014 an die Millionen Opfer der Nazis in den Konzentrationslagern. Auch zwei Zeitzeugen waren dabei.

Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der russischen Armee eingenommen; 7.500 Insassen in unvorstellbar schlimmer körperlicher Verfassung wurden befreit. Der 27. Jänner ist der Internationale Holocaust-Gedenktag, an dem in vielen Staaten, Ländern und Städten, der Opfer des Rassenwahns der Nazis gedacht wird.

Am Sonntag, den 26. Jänner, einen Tag davor, gab es zum zweiten Mal eine Gedenkmatinée der Landeshauptstadt Klagenfurt, initiiert von Bürgermeister Christian Scheider, dem Erinnerung und Gedenken ein besonderes Anliegen ist. „Wir müssen und sollen die jungen Menschen über die Vergangenheit informieren, sie müssen und sollen die Geschichte weitertragen, um zu garantieren, dass das, was passiert ist, nie mehr vergessen oder verdrängt wird," stellte das Klagenfurter Stadtoberhaupt in seinen Grussworten fest.

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Die Zeitzeugen Ernst Grube und Marko Feingold bei der Gedenk-Matinée in Klagenfurt mit Bürgermeister Christian Scheider, Mag. Sieglinde Trannacher und Univ.Prof. Dr. Peter Gstettner. Mit freundlicher Genehmigung: StadtPresse/Fritz

„Über sechs Millionen Menschen wurden entrechtet, auf unvorstellbare Weise gequält und ermordet, es wurde ein Krieg entfesselt, der einen ganzen Erdteil verwüstet hat. Nie wieder darf so etwas passieren", sagte Scheider und betonte, dass es ihm deshalb sehr wichtig sei, Schulen in alle Erinnerungsinitiativen einzubinden.

Scheider erinnerte an die Aktion Stolpersteine, die durch eigens verlegte Messing-Pflastersteine mit Namen und Daten von deportierten und ermordeten Klagenfurter Männern, Frauen und Kindern die Opfer aus der Vergessenheit in den öffentlichen Raum holt. Am 26. Jänner wurden weitere Stolpersteine verlegt.

Ausserdem wird es eine Gedenkstätte beim zerstörten jüdischen Bethaus in der Platzgasse geben, und gemeinsam mit dem Zeitzeugen Marko Feingold werden Jugendliche aus Klagenfurter Schulen das Konzentrationslager Auschwitz besuchen.

Bewegende Gedenkmatinée

Bürgermeister Christian Scheider konnte bei der Gedenkmatinée zahlreiche Ehrengäste begrüssen, unter ihnen Vizebürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, Stadträtin Mag. Andrea Wulz, die slowenische Generalkonsulin Dragica Urtelj, den Leitenden Staatsanwalt Dr. Friedrich Borotschnik, Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger, die Präsidentin des Hilfswerkes Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler und viele andere.

Das Publikum im vollbesetzten Saal des Napoleonstadls folgte berührt und teilweise erschüttert den Biographien von ermordeten KZ-Häftlingen, gelesen von Schülern des Ingeborg-Bachmann-Gymnasiums, den historischen Begleittexten von Moderator Mag. Vinzenz Jobst, den Gedanken zum Holocaust von Univ.Prof. Dr. Peter Gstettner, auch Vorsitzender des Klagenfurter Erinnerungs-Beirates,  dem Gedenkvortrag von Ernst Grube, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Dachau, Zeitzeuge und Überlebender des KZ Theresienstadt.
Im Hintergrund der Lesungen und Vorträge waren die Zeichnungen von Manfred Bockelmann zu sehen, die in den Konzentrationslagern ermordete Kinder zeigen.

Dr. Gstettner sprach über die Partnerschaft Dachau - Klagenfurt, deren 40-jähriges Jubiläum, über die Erinnerungskultur und die Parallelen in beiden Städte. Zu einer Zeit, als der Dachauer Oberbürgermeister die Gedenkstätte des KZ Dachau als wichtigen Lernort bezeichnete, war es in Kärnten und Klagenfurt noch ziemlich unbekannt oder verdrängt, dass es am Loibl und in der Stadt Aussenlager des KZ Mauthausens gegeben hat. „Jetzt hat es einen beachtenswerten Prozess der Erinnerungskultur in Klagenfurt gegeben", so Gstettner.

Nie wieder

Die Erinnerungskultur und sein persönliches Schicksal standen im Mittelpunkt des Hauptvortrages von Ernst Grube. Auch er thematisierte, wie lange es in Deutschland und Österreich gebraucht habe, bis man mit der Aufarbeitung begonnen habe: „Das gesellschaftliche Erinnern ist notwendig, die Wissensvermittlung, das Aufzeigen, dass diese Verbrechen einen Ausgangspunkt, einen Anfang und einen gesellschaftlichen Nährboden gehabt haben."

Dem wachsenden Rechtsextremismus, dem Antisemitismus, dem menschenverachtenden Umgang mit Flüchtlingen („das Wort Überfremdung kommt aus der Nazi-Terminologie", so Grube) könne man nur durch die Stärkung der Menschenrechte für alle  entgegnen. „Unser Erbe heisst Nie wieder Krieg und Nie wieder Faschismus" appellierte der 82-jährige, der als Kind ins KZ kam und dieses überlebte.

Marko Feingold, 101 Jahre, Überlebender von vier Konzentrationslagern, bezog die Bockelmann-Zeichnungen in seine Grussworte ein („Diese Gesichter von Kindern, die einfach ermordet wurden") und dankte dem Klagenfurter Bürgermeister, dass er nun mit vielen Initiativen Vergessenes wieder bewusst macht. Marko Feingold war auch Gast im ausverkauften Burgtheater in Wien bei der Gedenkveranstaltung „Die letzten Zeugen".

Rückfragen: Veronika Meissnitzer, StadtPresse, Abteilung StadtKommunikation, Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee, Neuer Platz 1, 9010 Klagenfurt. am Ws.  Telefon +43 (0)463 537-2271, Mobil +43 (0)664 32 00 183, E-Mail:  presse@klagenfurt.at