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Einmal in der Woche: Einzug der Königin

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Nea Weissberg-Bob (Hg.): Nea Weissberg-Bob & Jalda Rebling: Schabbat ha-Malka. Königin der Jontefftage. Eine Erzählung über den Schabatt.

Denise Bendrien: Git Schabbes, Dvorale!

Zwei Bücher in einem; Nachwort: Rachel Herweg, Vignetten: Anna Adam, Fotos: Veronika Urban.

Berlin: Lichtig-Verlag 2010.

Hardcover, bibliophile Ausgabe, handgebunden, Euro 14,90

ISBN: 3-929905-24-8

Wie bringe ich meinem Kind jüdische Werte näher, wenn ich selbst kaum etwas darüber weiss, weil meine Eltern mir nichts erzählt und - ja, auch das gibt es - nicht vorgelebt haben, was jüdisches Leben ist?

Zumindest für den Schabbath gibt es inzwischen eine schöne Lösung. Mit ihrer Erzählung Schabbat ha-Malka, Königin der Jontefftage entführen die beiden Autorinnen Nea Weissberg-Bob und Jalda Rebling in die nur scheinbar längst vergessene Welt jüdischer frommer Bräuche.

Es beginnt ganz profan mit dem Besuch der sieben Jahre alten Deborah bei ihrer Grossmutter. An einem Freitagnachmittag. Und es beginnt doch etwas anders. Denn Deborah bringt ihrer Grossmutter einen kleinen Blumenstrauss mit. Keine Selbstverständlichkeit für eine Siebenjährige. Und auch der Empfang der Grossmutter für ihre Enkelin ist etwas anders. Denn wohlduftende Gerüche grüssen bis an die Eingangstür und locken sie in die Küche: eine dampfende Hühnersuppe, gefillte Fisch, gehackte Leber und die Lokschen, Nudeln, sind beinahe schon gar, und es fehlen auch nicht ein Salat, ein Kugel, ein Auflauf aus Kartoffeln und Möhren, sowie ein schmackhafter Lejkach, ein Kuchen. Dank Deborahs Hilfe ist der Schabbath-Tisch schnell festlich gedeckt: Auf die weisse Tischdecke kommen weisse Stoffservietten, das gute weisse Geschirr, Wasser- und Weingläser und auch das bessere Besteck. Den Mittelpunkt bildet das Holzbrett mit den beiden Zopfbroten, über die eine bunt bestickte Barches-Decke sowie ein Barches-Messer zum Schneiden der Zöpfe kommt. Auf dem Tablett in der Tischmitte stehen zwei silberne Kerzenleuchter.

Der Tag neigt sich seinem Ende zu. Bevor die Sonne vollends untergeht, bedeckt die Grossmutter den Kopf mit einem Seidentuch, nimmt die Streichhölzer in die Hand und zündet die Schabbes-Kerzen an. Die Grossmutter bedeckt die Augen und spricht den Segen über die Kerzen, es folgt das stille Gedenken an die eigene Familie. Die Grossmutter segnet die Enkelin, und dann singen beide das Lied, um die einziehende Schabbath-Königin zu begrüssen: Lechá Dodí likrát Kalá, „Auf mein Freund, der Braut entgegen!"

Dann ist es vorbei mit der Stille. Der Grossvater kommt aus der Synagoge, Deborahs Eltern und ihre Freunde mit dem ebenfalls siebenjährigen Sohn Jonathan treffen ein. Man nimmt Platz am Tisch, aber noch wird nicht gegessen. Es folgt das ganze Zeremoniell, das einer Mahlzeit am Schabbath-Vorabend vorausgeht, denn ein für den Schabbath festlich gedeckter Tisch ist wie ein Altar, und da stürzt man sich nicht einfach so auf das Essen: Die Engel und der Schabbath werden begrüsst. Das geschieht mit einem volkstümlichen Lied. Darauf folgt der Segen über den Wein, dem sich das symbolische Händewaschen anschliesst. Das Brot wird gebrochen, und hier, wie bei den vorherigen Handlungen, wird der Segen darüber gesagt. Nachdem es mit Salz bestreut ist, reicht Deborah das Körbchen mit den Brotstückchen herum. Alle wünschen sich: „Schabbath Schalom!" „Schabbath und Frieden!" Jetzt darf gegessen werden. Grossvater erzählt, wie es war, damals, als er selbst noch ein Kind war und mit seiner Familie in Polen lebte, wie es war, als sich die ganze Familie am Freitagabend um den festlich gedeckten Tisch versammelte, und wie sie die traditionellen Melodien sangen und anschliessend die traditionellen Speisen assen - beinahe so wie an diesem Abend, da Deborah mit ihren Eltern und Grosseltern und ihren Freunden am Schabbes-Tisch sitzt.

Es ist spät geworden. Das Essen ist aufgegessen, die Geschichten sind erzählt. Ein wunderschöner, friedlicher Schabbath hat begonnen. Deborah geht mit den Eltern nach Hause.

Ergänzt wird diese stimmungsvolle Schilderung durch eine zweite Erzählung über den Schabbath, diesmal in den Worten eines siebenjährigen Mädchens: Denise Bendrien wünscht: „Git Schabbes, Dvorale!" Sie fasst sich wesentlich kürzer, trotzdem ist ihr keines der für den Schabbath-Beginn wesentlichen Dinge entgangen, nicht die einzelnen Speisen für den Schabbath, von denen Dvorale kosten darf, nicht das Anzünden der Schabbes-Kerzen und auch nicht der Segen über den Wein und der Segen über die Challot. Glücklich liegt Deborah zum Schluss in ihrem Bett, den Bauch voller guter Speisen und den Kopf voll mit den Schabbath-Melodien. Wie im Traum hört sie noch den Segen ihrer Mutter: „Schlaf gut, mein Engel. Git Schabbes, Dvorale!"

Eingeschoben zwischen die beiden Erzählungen ist ein Nachwort von Rachel Herweg, die das Gelesene würdigt und einen Ausblick in die jüdische Zukunft wagt. Dem folgt eine Transkription der hebräischen Segenssprüche und Lieder und ihre deutsche Übersetzung. Ein ausführliches Glossar erklärt geduldig den einigen wohl unbekannten Wortschatz. Eingestreut in beide Erzählungen sind Vignetten der Künstlerin Anna Adam und Abbildungen von Ritualgegenständen, die die Künstlerin Veronika Urban eigens für das Buch fotografiert hat. Beide veranschaulichen den Ablauf der Schabbath-Feier am Familientisch.

Eine schöne, eine gelungene Einführung in das Thema jüdische Feiertage und wie man sie begeht. Denn die Bräuche sind nur scheinbar vergessen, Deborah und andere lernen sie wieder und geben sie hoffentlich weiter.