Die spektakulären Überreste der antiken Synagoge von Sardes wurden 1962 bei archäologischen Forschungen entdeckt; sie stellen bis heute das bedeutendste Denkmal antiken Judentums in der gesamten kleinasiatisch-ägäischen Region dar.
Die Ausgrabungsstätte liegt beim Dorf Sart, rund zehn Kilometer westlich der modernen Stadt Salihli, 70 Kilometer östlich von Izmir (griech. Smyrna) in der kleinasiatischen Provinz Manisa in Westanatolien. Seit dem 7. vorchristlichen Jahrhundert ist Sardes als Hauptstadt des antiken Königsreichs Lydien bekannt, wo 560–546 der sagenhaft reiche König Midas regierte. 133 v. Chr. gelangte Lydien ans Römische Reich. Nach der Zerstörung der Stadt im Jahr 17 durch ein verheerendes Erdbeben wiedererrichtet, prosperierte Sardes bis in die Zeit des Byzantinischen Reichs und fiel erst dem Mongolensturm unter Timur Lenk 1402 zum Opfer.
Detail des Fussbodenmosaiks; in der Inschrift ist mit Λεόντιοι vermutlich der Stamm Juda gemeint. Foto: Markus Köllner, 2012. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mosaic_inscription_from_Sardis,_Synagogue_-_Forecourt,_western_side.jpg?uselang=de
Unter den Seleukiden gelangten jüdische Veteranen bereits im 3. vorchristlichen Jahrhundert nach Sardes; vornehmlich aus Babylonien folgten sie einer Einladung des Königs Antiochus III. Ein Bericht des jüdischen Historikers Flavius Josephus aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert über ein Dekret des römischen Proquestors Lucius Antonius verweist glaubhaft auf die Existenz einer Synagoge in den Jahren 50/49 v. Chr. Die Nutzung der heute archäologisch ergrabenen Überreste als Synagoge der jüdischen Gemeinde datiert hingegen vermutlich erst ins 4. bis 6. nachchristliche Jahrhundert. Die Rekonstruktionsergebnisse der Restaurierungen ab 1965 zeigen ein Bauwerk, das wohl nach dem Erdbeben im späten 1. und frühen 2. Jahrhundert im Zentrum der antiken Stadtanlage entstanden ist und erst später von der jüdischen Gemeinde übernommen wurde, mit den beachtlichen Ausmassen von 120 Metern Länge und 18 Metern Breite im Typus einer römischen Basilika, das vermutlich bis zu eintausend Personen fassen konnte. Als die persischen Sassaniden Sardes im Jahr 616 eroberten, wurde die Synagoge zerstört, die jüdische Gemeinde hörte zu existieren auf.
Blick ans westliche Ende des Synagogenraums. Foto: Carole Raddato, 2015. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ancient_synagogue_(Sardis)?uselang=de#/media/File:Sardis_Synagogue,_late_3rd_century_AD,_Sardis,_Lydia,_Turkey_(18897218314).jpg
Zum Hauptartikel: Robert Schild,
Romanioten in der Türkei, Seite 4f.
Der Eingang zur Synagoge erfolgte aus einer Vorhalle im Komplex des früheren Gymnasiums. Foto: Quintucket, 2012. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:
Sardis_synagogue_2.jpg?uselang=de
Nachlese
Siren Bora: Anadolu Yahudileri. Istanbul: Gözlem Gazatecilik 2017.