Die Grundsteine des Welser Gedenkens an die Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus stammen aus den 1980er- und 1990er-Jahren. In den 2000er-, 2010er- und 2020er-Jahren wurden diese fortgeführt und ausgebaut.
Nachzulesen ist diese umfangreiche Vorgeschichte unter anderem in den DAVID-Ausgaben Heft 94 – 09/2012 („Wels: Eigener Themenweg erinnert an Verfolgte und Opfer des Nationalsozialismus“), Heft 128 – 03/2021 („Ein neues und ein altes Mahnmal für KZ-Opfer in Wels Serie, Teil II“) sowie Heft 131 – 12/2021 („Gedenkinitiativen in Wels Serie, Teil III“).
Novemberpogrom-Gedenken
Wichtiger Bestandteil der Welser Erinnerungskultur ist die in diesen Beiträgen erwähnte Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Diese städtische und überparteiliche Veranstaltung findet alljährlich im November auf Einladung von Bürgermeister Dr. Andreas Rabl beim Mahnmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus statt. Regelmässig wirken daran Welser Bildungs- und Kultureinrichtungen mit.
Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht im November 2024: Am Rednerpult Vizebürgermeister Gerhard Kroiß, links Schüler der Mittelschule 8 Wels-Lichtenegg, rechts der Hans-Sachs-Chor Wels. Nicht im Bild Gastredner OR ObstdhmfD Prof Mag. Peter Steiner.
Gedenkstein KZ Wels II
Während der COVID-19-Pandemie fand das Novemberpogrom-Gedenken aufgrund der Sicherheitsmassnahmen in eingeschränkter Form statt – 2020 etwa in Form einer Kranzniederlegung ohne Publikum. Dafür wurde unmittelbar zuvor als Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse im KZ Wels II bei einer – Corona-bedingt ebenfalls ohne Publikum stattgefundenen – Gedenkveranstaltung ein Gedenkstein beim Park vor dem ehemaligen Messebüro von Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und Messepräsident Hermann Wimmer enthüllt.
Elfriede-Grünberg-Schule
Elfriede Grünberg ist eines der bekanntesten Opfer des Nationalsozialismus aus Wels. An die 1942 deportierte und ermordete jüdische Jugendliche und ihre Angehörigen erinnern seit 2008 „Stolpersteine“ vor dem ehemaligen Wohnhaus ihrer Familie (Knorrstrasse 3) sowie bereits seit 2000 ein von der Welser Initiative gegen Faschismus verliehener Preis. Am Montag, 25. September 2023 beschloss der Welser Gemeinderat zudem einstimmig, eine Schule nach dem jüngsten Opfer des NS-Holocaust aus Wels zu benennen.
Präsentation Band IV der Forschungsreihe „Nationalsozialismus in Wels“ durch v.l. Mag. Karin Bachschweller (Stadtarchiv), Bürgermeister Dr. Andreas Rabl, den damaligen Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, MBA und Mag. Michael Kitzmantel (Stadtarchiv) im Jahr 2020.
Buchreihe „Nationalsozialismus in Wels“
Das Jahr 2020 brachte mit Band IV auch den Abschluss der der von der Stadt herausgegebenen Forschungsreihe „Nationalsozialismus in Wels“. Nach den ersten drei Bänden 2008, 2012 und 2015 umfasst das unter Federführung des Stadtarchivs erstellte Werk 252 Seiten mit neun wissenschaftlichen Aufsätzen von sieben Autoren. Schwerpunkte bilden die kommunale Politik und das Jahr 1945. Zudem werden Zeitzeugenaussagen über die Todesmärsche ungarischer Juden durch Thalheim und Wels in den historischen Kontext gestellt sowie das erwähnte KZ Wels II unter Mitwirkung des namhaften Historikers Florian Freund wissenschaftlich aufgearbeitet.
Enthüllung Gedenkstein KZ Wels II im November 2020 durch Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und den damaligen Messepräsidenten Vizebürgermeister a.D. Hermann Wimmer.