Eshkol Nevo: Wir haben noch das ganze Leben.
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke.
München: dtv premium 2010.
436 Seiten, Euro 15,40.-
ISBN 978-3-423-24790-0
Die Fussballweltmeisterschaft ist wieder einmal zu Ende, und das wird sicherlich von vielen bedauert. Auch im zweiten Roman von Eshkol Nevo spielen Fussballweltmeisterschaften eine nicht unwesentliche Rolle, jedoch findet hier das Entscheidende in der Zeit zwischen zwei Weltmeisterschaften statt, nämlich Leben, und nicht Fussball.
Amichai, Churchill, Ofir und Juval - Schulfreunde aus Haifa, 28 Jahre alt und nach Tel Aviv übersiedelt - beschliessen nach der Fernsehübertragung des Endspiels 1998, jeder solle in drei kurzen Sätzen seine Erwartungen für die nächste Zukunft aufschreiben. Diese unterschiedlichen Wünsche, auf Zetteln notiert und in einer Dose aufbewahrt, sollen dann bei der nächsten Weltmeisterschaft vorgelesen werden. Bis dahin wird sich das Leben der vier Freunde grundlegend verändert haben, und es wird sich zeigen, dass sich zwar in gewisser Weise die wichtigsten Wünsche erfüllt haben werden, doch für keinen so, wie er es erhofft hatte. Es werden vier entscheidende Jahre für die Protagonisten, ebenso wie für Israel, denn während dieses Zeitraumes wird die zweite Intifada ausbrechen. Obwohl das die vier jungen Männer, die in Tel Aviv versuchen, ein alltägliches Leben, unabhängig von der politischen Situation zu führen, nur am Rande betreffen wird.
Eshkol Nevo hat in einem Interview darauf hingewiesen, dieses Buch versuche so zu tun, als sei Israel ein ganz normaler Ort, was es aber natürlich nicht ist. Wie schon der erste Roman von Eshkol Nevo ist auch dieser sowohl poetisch wie auch humorvoll und gehört sicher zu den besten, die zum Thema Freundschaft geschrieben worden sind.