1938 Weggewiesen. Vom Gestern ins Heute geholte Schicksale jüdischer Schüler und Schülerinnen am Realgymnasium Wien 7. Hg. v. Vera Karin Cerha/ Christopher Treiblmayr.
Wien: Löcker Verlag 2010.
270 Seiten, Euro 22,00.-
ISBN 978-3-85409-525-5
In den letzten Jahren begannen einige Wiener Schulen - konkret, engagierte Lehrer mit ihren Schülern - das Schicksal der 1938 aus ihren Schulen vertriebenen Schüler zu erforschen. Von einigen dieser Projekte erschienen die Ergebnisse auch in Buchform. In diese Reihe stellt sich auch das hier besprochene Buch. Es dokumentiert ausführlich die 2007 begonnene Kontaktaufnahme einer Klasse des Gymnasiums Kandlgasse mit den ehemaligen Schülern, zwei in der Folge zusammengestellte Ausstellungen, die Besuche, Feierlichkeiten und die Korrespondenzen. Insgesamt gelang es der Klasse, zu 19 von 97 vertriebenen Schülern und Schülerinnen Kontakt aufzunehmen.
Vera Karin Cerha, die seit 1980 im Gymnasium Kandlgasse unterrichtet, beklagt im Buch die mangelnde Unterstützung derartiger Projekte durch die Öffentlichkeit und die Medien. Das jüdische Leben im Bezirk Neubau vor 1938 beschreibt Eva Blimlinger in ihrem Beitrag des Buches. Renate Göllner stellt für den historischen Hintergrund der jüdischen Sammelschulen, in die die Schüler nach der Vertreibung im April 1938 gehen mussten, einen Auszug aus ihrem 2009 publizierten Buch zu diesem Thema zur Verfügung.
Die im Mittelteil dokumentierten Biographien der vertriebenen Schüler zeigen nicht nur eindrucksvolle Lebensschicksale, sondern auch, wie in buchstäblich letzter Minute derartige Projekte noch gemacht werden können. Der prominenteste vertriebene Schüler des Gymnasiums war Georg Kreisler. Auch er war sehr beeindruckt von dem Projekt und stellte sich den Fragen der heutigen Schüler und Schülerinnen.