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Das Buch der Bücher

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Sebastian Moll: Die christliche Eroberung des Alten Testaments.

Berlin: Berlin University Press 2010.

80 Seiten, Euro 25,00.-

ISBN 978-3-940432-80-3

  

Für die Angehörigen aller christlichen Konfessionen von heute ist es selbstverständlich, dass die Bibel aus zwei Teilen besteht, nämlich dem Alten und dem Neuen Testament. Das war nicht immer so. Besonders in den ersten Jahrzehnten nach der (auch schriftlichen) Verbreitung der Lehren des Jesus von Nazareth war es in vielen Kreisen seiner Anhänger umstritten, ob der Tanach, die Bibel der Juden, auch für sie als Heilige Schrift relevant sei.

Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts hat sich das Christentum bereits vollständig vom Judentum getrennt. Es gab wohl eine gewisse Struktur christlicher Gemeinden, aber keine „Kirche" als Bewahrerin der christlichen Lehre, keinen verbindlichen Kanon christlicher Schriften. Die ersten uns heute bekannten Quellen der Auseinandersetzung christlicher Theologen mit schriftlichen Zeugnissen des Ein-G'tt-Glaubens seit Abraham stammen aus dem ersten Drittel des zweiten Jahrhunderts (christlicher Zeitrechnung). Die innerkirchlichen Widerstände gegen die Aufnahme des sogenannten Alten Testaments waren nicht unerheblich: Es gab Gegner in den eigenen Reihen, und man begab sich damit auch in einen ständigen Konflikt mit den Juden. Ende des zweiten Jahrhunderts war die Frage entschieden. Die „Eroberung des Alten Testaments" war eine entscheidende Weichenstellung auf dem Weg zu einer Jahrhunderte währenden Judenfeindlichkeit innerhalb der Kirche. Der sogenannte Antisemitismus war aber ursprünglich eigentlich ein „Antijudaismus", religiös begründet, doch in keiner Weise rassistisch.

Der evangelische Theologe Sebastian Moll untersucht die Periode der Einbindung des Tanach in die neue Religion mit wissenschaftlicher Akribie und verdienstvoller Offenheit. Molls Büchlein findet zu Recht Beachtung auch in jüdischen Kreisen.