Sophie Roth: Für mein Schurlikind. Tagebuch 1940 -1944.
Herausgegeben und kommentiert von Evelyn Adunka
Reihe anders erinnern, Band 7
Wien: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2012
93 Seiten, Euro 12,00
ISBN:978-901602-48-1
Sophie Roth (1901-1974) und ihre Familie suchten im Sommer 1939 verzweifelt nach Auswanderungsmöglichkeiten aus Österreich. Besonders tragisch war in diesem Fall, dass der elfjährige Sohn Richard Georg - Schurli genannt - kurz davor an Knochenhautkrebs erkrankt war und es im Rothschildspital keine weitere angemessene medizinische Therapie für ihn gab. Zu dieser Zeit war das Rothschildspital das einzige Spital, in dem Juden noch betreut werden durften. Schliesslich gelangte Familie Roth nach einer mühsamen Flucht nach England, wo die Eltern sich geeignete Behandlungsmöglichkeiten für das kranke Kind erhofften. Aber trotz der kurz nach der Ankunft erfolgten Aufnahme in einem Spital in Manchester und der Bemühungen der dortigen Ärzte, starb der geliebte Sohn einige Wochen später. Sophie Roth, schwerst erschüttert, beginnt ein Jahr nach ihrer Abreise aus Österreich ein Tagebuch auf zwei Zeitebenen zu führen. Einerseits schreibt sie über Ereignisse, die ein Jahr vorher stattfanden, wie die letzten Tage in Wien, die Reise nach England, vor allem aber über Krankheit und Tod ihres Kindes. Zugleich berichtet sie aber auch von ihrem gegenwärtigen Alltag in einem vom Krieg gezeichneten England und ihren ständigen Sorgen um Ehemann und den älteren Sohn Erwin, die als „enemy alien" in verschiedenen Lagern interniert sind. Das überaus traurige Tagebuch endet 1944, angefügt ist ein kurzes Reisetagebuch, das Sophie Roth schrieb, als sie erstmals 1958 wieder Österreich besuchte.
Evelyn Adunka plant in den nächsten Jahren ein Buch über die Familie Landau-Roth (Sophie Roth wurde als Sophie Landau geboren) herauszugeben.