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ARCHIV JOSEPH SCHMIDT Sponsoren gesucht für die Übergabe an die Zentralbibliothek Zürich

Alfred A. Fassbind, Gründer und Kurator des Joseph Schmidt-Archives, hat es sich seit 40 Jahren zur Lebensaufgabe gemacht das Andenken an den berühmten Tenor (1904-1942) zu bewahren.

Inhalt

Der Tenor Alfred A. Fassbind hat die Hinterlassenschaft von Joseph Schmidt (1904–1942) in akribischer Weise zusammengetragen. Es handelt sich dabei lückenlos um alle Schallplatten, die Filme, Kritiken, Konzertprogramme, bis zu den Polizeirapporten und den wenigen Utensilien, die der verfolgte Sänger in die Schweiz mitgebracht hat. Da das Schicksal dieses weltberühmten Tenors in tragischer Weise mit der Schweiz verbunden ist, ist es Herrn Fassbind ein Anliegen, dass der Nachlass in unserem Land bleibt und nicht auf Auktionen einzeln verstreut wird. Welche Werte damit verbunden wären, zeigt sich etwa daran, dass von den berühmten Gesangsgrössen wie Caruso, Gigli, Björling, Callas et cetera Autografen käuflich erworben werden können, nicht jedoch von Joseph Schmidt und wenn, dann oft zu fast unerschwinglichen Preisen.

Herr Fassbind hatte bereits entsprechende Angebote. Es liegt ihm jedoch sehr daran, dass das ganze Archiv geschlossen zusammenbleibt und für Ausstellungen oder auch Studienzwecke zur Verfügung steht. Desgleichen liegt ihm der Standort Zürich am Herzen, gerade wegen der unrühmlichen Rolle, welche die Schweiz und vor allem die damaligen Verantwortlichen in Zürich spielten. Nicht zuletzt auch, weil dieser Ausnahmesänger seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Unterer Friesenberg in Zürich gefunden hat.

Mit der Bitte um Sponsorengelder verbindet sich die Hoffnung, dass ein Weg gefunden werden kann, das Joseph Schmidt-Archiv mit der Übergabe an die Zentralbibliothek Zürich auch für zukünftige Generationen zu sichern. Nach einer Besichtigung des Archivs von Herrn Fassbind erklärte der hierfür zuständige Verantwortliche der Musikabteilung, Herr Dr. Heinrich Aerni, dass er noch selten ein so gut aufbereitetes Archiv gesehen hätte wie das Joseph Schmidt-Archiv.

 

Die Zentralbibliothek ist bereit, dieses zu übernehmen, doch steht dafür leider kein Budget zur Verfügung. Dies ist der Grund, weshalb ich mir namens von Herrn Fassbind erlaube, an Sie zu gelangen. Abschliessend möchte ich darauf hinweisen, dass es sich hierbei  nicht um ein übliches anwaltliches Mandat handelt. Ich unterstütze Herrn Fassbind unentgeltlich, da ich seine Verdienste für das Joseph Schmidt-Archiv schätze. Es ist mir gerade wegen der traurigen Umstände des Todes dieses Künstlers, den mein Vater, der Musiker war, noch gekannt hat, ein Anliegen, dass der Nachlass von Joseph Schmidt für die Zukunft erhalten bleibt.

            Wer war Joseph Schmidt?

Joseph Schmidt zählte in den 1930-er Jahren zu den berühmtesten Sängern der Welt. Ausgebildet wurde er in seiner Heimatstadt Czernowitz und in Berlin. Seine Stimme hatte nebst einem unverkennbaren Timbre einen metallischen Kern mit strahlenden Spitzentönen. Dies ermöglichte ihm, Werke von Mozart bis Verdi zu interpretieren. Sein Repertoire umfasste 43 Opernpartien und ähnlich wie damals Richard Tauber gestaltete er auch Operetten. Leider war Joseph Schmidt von kleiner Statur, was ihm eine Bühnenlaufbahn verunmöglichte. Hier kam dem Sänger jedoch das aufkommende Medium Rundfunk entgegen. Dank des Radios eroberte er in Kürze die deutschen Sendeanstalten, welche live die grossen Werke der Opernliteratur ausstrahlten, wobei die Tenorrollen sehr oft mit Joseph Schmidt besetzt wurden. Parallel dazu entwickelte sich die Schallplattenindustrie. Innert sechs Jahren wurden von Schmidt 140 Titel aus Opern, Operetten, italienischen Canzonen und Filmschlager aufgenommen. Durch seine Präsenz über den Rundfunk in Europa wurde er zum eigentlichen Gesangsstar seiner Zeit. Ab 1931 war Schmidt auch auf der Kinoleinwand zu sehen. Dort konnte seine Körpergrösse überspielt werden, denn im Vordergrund stand seine strahlende Stimme. Bis 1936 war er Hauptdarsteller in sieben Filmen, wobei die Titelmelodien von Ein Lied geht um die Welt oder Heut‘ ist der schönste Tag in meinem Leben immer noch bekannt sind.

 

Bedingt durch die Machtergreifung der Nazis wurde dem jüdischen Sänger jegliches Auftreten im Rundfunk verboten. Sein letztes Konzert fand am 24. Januar 1937 in Berlin statt. Seine Filme und Schallplatten gelangten auch in die U.S.A. Nach seinem Debut am 7. März 1937 in der New Yorker Carnegie Hall und zwei Tourneen durch die Vereinigten Staaten offerierte man ihm für 1940 einen Vertrag für 40 Konzerte. Das hätte Schmidt ein sorgenfreies Leben in der neuen Welt ermöglicht, doch er kehrte – die drohende Gefahr nicht ahnend – nach Europa zurück. Nach seiner Flucht aus Wien über Belgien und Frankreich gelangte er schliesslich im Oktober 1942 illegal in die Schweiz. Als staatenloser jüdischer Flüchtling – inzwischen mittellos – wurde er in das Lager Girenbad im Zürcher Oberland interniert. Infolge einer nicht behandelten Angina Pectoris verstarb er – nur 38-jährig, am 16. November 1942 an Herzversagen.

Ergänzende Informationen

Die von Alfred A. Fassbind verfasste Biografie „Spuren einer Legende“ erschien erstmals 1992 im Schweizer Verlagshaus, 2012 in erweiterte Form im Römerhof-Verlag, die Zweitauflage 2021 im Zürcher Verlag Rüffer und Rub „Sein Lied ging um die Welt“ als Taschenbuch.

www.josephschmidt-archiv.ch      

Sammelkonto: BANK AVERA, IBAN: CH16 0685 0170 3702 3466 3

Mit freundlichen Grüssen,