Philipp Mettauer, Barbara Staudinger (Hg): „Ostjuden" - Geschichte und Mythos.
Innsbruck, Wien, Bozen: Studien Verlag 2015.
232 Seiten, Euro 24,90
ISBN 978-3-7065-5411-4
Der Band „Ostjuden" - Geschichte und Mythos enthält zehn ausgewählte und überaus unterschiedliche Beiträge zur gleichnamigen Sommerakademie des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs im Jahr 2011.
Anna Lipphardt von der Universität Freiburg weist darauf hin, dass es sich bei dem Begriff Ostjuden um einen spezifischen Terminus der deutschen Sprache und seit jeher um einen Distanzierungsbegriff handelt.
Barbara Staudinger befasst sich mit Nathan Birnbaum und den Versuchen des Rabbiners Joseph Samuel Bloch und der von ihm mitbegründeten Österreichisch-israelitischen Union, die galizischen Juden in Wien zu integrieren.
Gertrud Pickhan von der FU Berlin verweist auf die geniale Dekonstruktion der Begriffe Ost- und Westjuden durch Joseph Roth und zeigt auf, dass der Historiker Gottfried Schramm noch 1968, ausgerechnet in einer Festschrift für Wolfgang Abendroth, den nationalsozialistischen „Judenforscher" Peter-Heinz Seraphim unkritisch rezipierte. Im zweiten Teil ihres Beitrages wirft Pickhan mithilfe des 1935 in jiddischer Sprache publizierten, 2012 neu edierten und übersetzten Romans Grenadierstrasse des Psychiaters und Schriftstellers Fischl Schneersohn einen Blick auf die vielfältigen Varianten ostjüdischen Lebens, die im Gegensatz zu den Stereotypen eines homogenen Ostjudentums stehen.
Weitere Beiträge des empfehlenswerten Bandes handeln unter anderen vom Chassidismus im 18.Jahrhundert, vom Ölrausch und dem proletarisch-jüdischen Leben, von Mädchenhandel und dem Leben der Ostjuden in Palästina.
Im letzten Aufsatz kommt die Wiener Germanistin Marianne Windsperger wieder auf die Literatur zurück und analysiert das Bild des Shtetls bei Dara Horn, Daniel Mendelsohn und Jonathan Safran Foer.