Ausgabe

Charlotte. Roman

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David Foenkinos: Charlotte. Roman

Aus dem Französischen von Christian Kolb

München: DVA Belletristik 2015

240 Seiten, gebundenes Buch mit Schutzumschlag

Euro 18,50 [A] | Euro 17,99 [D] | CHF 24,50 [CH]

ISBN: 978-3-421-04708-3

  

Seit vielen Jahren beschäftigt sich der französische Schriftsteller und Drehbuchautor David Foenkinos (Jahrgang 1974) mit dem Schicksal der Malerin Charlotte Salomon.1 1917 in Berlin geboren, wächst Charlotte Salomon in einer grossbürgerlichen jüdischen Familie auf. Als sie neun Jahre alt ist, nimmt sich ihre Mutter Franziska das Leben und das traumatisierte Kind wird von verschiedenen Kindermädchen betreut. 1933 verliert ihr Vater, ein angesehener Chirurg, die Lehrbefugnis, später kann die Tochter zu ihren Grosseltern nach Villefranche in Südfrankreich fliehen. Dort malt sie einen Zyklus mit über tausend Gouachen expressionistischen Stils, in denen sie Szenen ihres Lebens nacherzählt. 1943 werden sie und ihr Geliebter denunziert, und Charlotte kommt in Auschwitz um. Kurz vor ihrer Deportation hatte Charlotte Salomon ihre Werke einem Vertrauten mit den Worten „Das ist mein ganzes Leben" übergeben. Wie durch ein Wunder überleben ihre Gemälde den Zweiten Weltkrieg und befinden sich heute im Joods Historisch Museum in Amsterdam. Mehr als sechzig Jahre später sieht David Foenkinos ihre Bilder in einer Ausstellung. Die Malerin ist für ihn bis zu diesem Zeitpunkt eine Unbekannte, doch beim Anblick ihrer Gemälde wird er vom Gefühl einer alten Vertrautheit berührt. In dem Werk erkennt er ein Thema, das ihn seit Jahren bewegt; die Überwindung von Trauer. In den folgenden Jahren begibt sich Foenkinos auf die Spuren der Malerin, reist an die Orte ihres Lebens und sucht nach der richtigen Sprache, um über sie zu schreiben. Er findet eine Form, indem jeder Satz in einer neuen Zeile beginnt.

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„Was für Erinnerungen hat Charlotte an ihre frühe Kindheit?

Sind es Farben oder Gerüche?

Wahrscheinlich hauptsächlich Töne.

Die Lieder, die ihre Mutter gesungen hat.

Franziska hat eine Engelsstimme und spielt auf dem Klavier.

Die Musik begleitet Charlotte von ihrem zartesten Alter an.

Später blättert sie die Seiten der Partituren um."2

Im Herbst 2014 erscheint der Roman Charlotte im französischen Gallimard Verlag und wird unter anderem mit dem französischen Literaturpreis Prix Renaud ausgezeichnet. Das Buch beginnt mit einem Eintrag Franz Kafkas in sein Tagebuch: „Derjenige, der mit dem Leben nicht lebendig fertig wird, braucht die eine Hand, um die Verzweiflung über sein Schicksal ein wenig abzuwehren ..." 3 Foenkinos Roman gelingt dies in berührender Weise.

 

1  siehe auch Claus Stephanis Beitrag „Den anderen Menschen zum Trotz". Zur Ausstellung Charlotte Salomon im Salzburger Rupertinum, S. 56

2  David Foenkinos: Charlotte. München 2015, S. 18

3  Franz Kafka: Tagebücher 1910-1923, 19. Oktober 1921