Ausgabe

Jüdische Artefakte im Museum St. Peter an der Sperr, Wiener Neustadt

Eveline Klein

Beide jüdischen Gemeinden, die eine im Mittelalter bis um 1500 und die Gemeinde, die erst in den 1870er Jahren neuerlich entstand und unter der nationalsozialistischen Herrschaft vertrieben und grausam ermordet wurde, haben Wiener Neustadt entscheidend geprägt. Ihre Zeugnisse zählen zu den wichtigen Exponaten der städtischen Sammlung im Museum St. Peter an der Sperr.

Inhalt

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Tora-Krone (Keter), Silber, Wien 1932, Leihgabe IKG Wien an Museum St. Peter an der Sperr

„Gehört der Chewrat Menachem Awelim der heiligen jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt sie möge bestehen. Im Jahre 692 nach der kleinen Zeitrechnung. Der geringe Jesaja Jaul, der Sohn von Mordechai und Feigele, der Vorsteher der Bruderschaft war.“

„Heilig sei der Herr“ (Johannes Reiss, 2016).

Die Tora-Krone wurde mit unzähligen anderen Kultusgegenständen in der Pogromnacht 1938 geraubt und kam durch ungeklärte Umstände in eine Eisentruhe der städtischen Sammlung, wo sie erst 2016 wieder entdeckt wurde.

 

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Grabstein der Tirnka, Tochter des Jizchak, Frau des Jona, gestorben 27.10.1350, Klosterhof Museum
St. Peter an der Sperr

Im Zuge der Bauforschungsarbeiten für die NÖ Landesausstellung 2019 wurde in einer Mauer des 19. Jh. an den Kasematten ein mittelalterlicher Grabstein gefunden. Das Geheimnis dieses ungewöhnlich grossen Steines (170 x 110 x 28) konnte bisher nicht gelüftet werden. Der Name der Verstorbenen gab zwar zu Spekulationen Anlass, ihre Identität konnte jedoch nicht zweifelsfrei belegt werden.

 

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„Judenspott“, Steinrelief mit Fassungsresten,um 1500, Museum
St. Peter an der Sperr

Die bewegende Geschichte der mittelalterlichen Gemeinde erzählt von berühmten Rabbinern wie Rabbi Israel Isserlein bar Petachja (1390-1460) und von einer blühenden, tief gläubigen Gemeinschaft, die im Zentrum der Stadt lebte. Acht wertvolle Urkunden im Stadtarchiv geben Auskunft über den jüdischen Alltag. Die zunehmende Judenfeindlichkeit fand in der Zeit um 1500, als Maximilian I. die Juden aus der Stadt auswies, ihren Ausdruck in der Darstellung des „Judenspott“. Das Steinrelief, ursprünglich an einem Haus auf dem Hauptplatz, zeigt die herabwürdigende Darstellung von Juden, die an den Zitzen eines Schweines saugen.