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Ursula Prokop: Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938
Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag 2016
274 Seiten, 94 s/w- und 32 farbige Abbildungen, gebunden
Euro 35.00
ISBN 978-3-205-20265-3
Die Wiener Kunsthistorikerin Ursula Prokop, die auch hier in der Zeitschrift DAVID immer wieder über das Werk Wiener jüdischer ArchitektInnen geschrieben hat, hat nun einen Gesamtüberblick zu diesem Thema vorgelegt. Im ersten Teil des Buches widmet sie sich den grossen Schülern Friedrich von Schmidts, dem Erbauer des Wiener Rathauses, Max Fleischer, Wilhelm Stiassny und Karl König. Unter den Schülern Karl Königs vor dem Ersten Weltkrieg beschreibt Prokop das Werk von Ernst Lindner, Oskar Marmorek, Ignaz Reiser, Arthur Grünberger und Hartwig Fischel, einem Enkel des Wiener Rabbiners Isaak Noa Mannheimer, der 1942 in London starb. An die Schüler Karl Königs in der Zwischenkriegszeit, Josef Frank, Oskar Strnad und Oskar Wlach, die Prokop unter dem Titel zweite Wiener Moderne beschreibt, wurde dagegen nicht nur seit der imposanten Ausstellung über Frank im Wiener MAK wieder erinnert. Prokop widmet sich weiters dem Kreis um Adolf Loos, Konvertiten wie Ernst Lichtblau, berufliche Partnerschaften mit Nichtjuden und drei Frauen als Pionierinnen der Architektur (Ella Briggs, Liane Zimbler und Friedl Dicker).
Ein Kapitel beschreibt das Werk jener Architekten, die Opfer der Shoah wurden, Friedrich Schön, Stefan Fayans und Josef Sinnenberg. Auch drei Erfolgsgeschichten der Emigration, Friedrich Kiesler, Richard Neutra und Victor Gruen, werden kurz skizziert. Ein Irrtum ist zu berichtigen: die Kunsthistorikerin Else Hoffmann schrieb sich Else Hofmann. Ein bedauerliches Thema ist Prokops Auflistung von nicht notwendigen Demolierungen nach 1945, zum Beispiel die Villa von Richard Beer-Hofmann, die Villa Kuffner und die Villa Regenstreif. Das Buch enthält zahlreiche historische und neue Fotos und ist eine sehr empfehlenswerte Einführung in ein von der Kulturgeschichte lange vernachlässigtes Thema.