Der jüdische Friedhof von Krems wurde 1880/81 eingeweiht. Seine beiden Vorgängerareale aus dem späten Mittelalter und dem 19. Jahrhundert sind mittlerweile nicht mehr erkennbar. Seit der Demolierung der Kremser Synagoge 1978 ist der neueste Friedhof die einzige noch erhaltene jüdische Kultstätte der einst über Jahrhunderte blühenden Gemeinde. Das knapp 3.000 Quadratmeter grosse Areal erstreckt sich entlang der Wiener Strasse unter der Auffahrt auf die Donaubrücke östlich der Stadt. 177 Grabstellen sind bekannt; der letzte Tote wurde 1971 dort bestattet.
Bemerkenswert sind vor allem die vielen Portraitdarstellungen auf den Grabsteinen: Miniaturportraits der Verstorbenen auf kleinen Porzellan-Medaillons finden sich auf zahlreichen Stelen angebracht. Im Vergleich zu den übrigen jüdischen Friedhöfen in Wien und Niederösterreich einzigartig, stellt diese Grabtradition eine bemerkenswerte Abweichung vom an und für sich strengen Bilderverbot der jüdischen Religionsgesetze dar. Daneben findet sich ein eindrucksvolles Denkmal für die jüdischen gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges, das vom Schwarzen Kreuz gepflegt wird.
Heute ist der Friedhof vor allem ein Ort des Erinnerns an eine zerstörte Gemeinde. 1988 wurde er renoviert. Im Eingangsbereich errichtete der Künstler Hans Kupelwieser 1995 ein Mahnmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Kremser Juden in Gestalt eines Schriftbandes. Seit 2004 stehen bei den Hauptalleen Büchervitrinen mit Schrifttum zur vernichteten Gemeinde, ein Projekt der Künstler Clegg & Gutmann. Eine Reihe von Schulprojekten hat sich seither mit dem Areal auseinandergesetzt und sich aktiv an der Bewuchspflege beteiligt.
Adresse: Krems, Wiener Strasse 115; Schlüssel beim Autohaus vis-à-vis des Einganges, Informationen unter www.judeninkrems.at
Alle Fotos: T. Walzer, mit freundlicher Genehmigung.
Blick von der Wiener Strasse zum Eingangsbereich des jüdischen Friedhofes Krems.
Denkmal für die Kremser jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Mahnmal von Hans Kupelwieser für die 1938-1945 vertriebenen und ermordeten Kremser Juden.
Mahnmal von Hans Kupelwieser für die 1938-1945 vertriebenen und ermordeten Kremser Juden, Detail.
Das ehemalige Friedhofswärterhaus, Zustand 2009.
Grabstein der Anna Schafranek.
Grabstein der Anna Die Miniaturportraits auf den Grabsteinen sind typisch für den jüdischen Friedhof Krems
Mahnmal: In Schaukästen ist Wissen von und über Juden gesammelt, wie die Encyclopedia Judaica.