Ausgabe

NACHKOMMEN VERTRIEBENER BESUCHTEN NÖ. LANDESHAUPTSTADT

pr-Text

Content

Auf Initiative von Dir. Martha Keil vom St. Pöltner Institut für jüdische Geschichte Österreichs besuchten von 26. bis 29. Juni 2016 über 90 Nachfahren von in der NS-Zeit aus St. Pölten und Umgebung vertriebenen oder ermordeten Familien die niederösterreichische Landeshauptstadt.

Menschen aus vielen Staaten Europas, aus Israel, den USA, aus Mexiko und Argentinien haben sich Ende Juni in der Stadt Ihrer Vorfahren, aus der eben diese 1938 bis 1945 vertrieben (und vielfach ermordet) wurden, getroffen und wurden im St. Pöltner Rathaus von Vizebürgermeister Ing. Franz Gunacker empfangen. Für die allermeisten von ihnen war es der erste Besuch in St. Pölten.

„Ich heisse Sie alle - auch im Namen der Bevölkerung und der Stadtverwaltung - herzlich willkommen in der Landeshauptstadt St. Pölten und wünsche Ihnen einen interessanten Aufenthalt mit zahlreichen Aufschlüssen über St. Pöltens jüdische Geschichte, die auch und vor allem die Geschichte Ihrer Familien ist", erklärte der Vizebürgermeister in seinen Begrüssungsworten.

Die Initiative für diesen quasi historischen Besuch ging von Dr. Martha Keil, Direktorin des in der ehemaligen St. Pöltner Synagoge angesiedelten Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, und ihrem Team aus.

h110_031

„Mein Dank gilt auch zahlreichen Schülerinnen und Schüler des BORG St. Pölten und des Gymnasiums Josefstrasse. Sie haben im Rahmen eines „Sparkling Science"-Projektes, begleitet von Experten des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, die Schicksale jüdischer St. Pöltner Familien erarbeitet und sie haben die Nachfahren an die Orte und Lokalitäten geführt, wo deren Familien vor 1938 lebten", erklärte Vizebürgermeister Ing. Gunacker.

Die israelitische Kultusgemeinde St. Pölten umfasste 1938 circa 1.200 Mitglieder, davon rund 400 in der Stadt St. Pölten. Nach dem sogenannten Anschluss an Nazi-Deutschland im März 1938 wurde die Mitglieder der Kultusgemeinde entrechtet, beraubt und schliesslich, sofern sie nicht emigrieren, das heisst flüchten konnten, deportiert: 275 Männer, Frauen und Kinder wurden in den nationalsozialistischen Todeslagern ermordet.

Buchtipp zum Thema:

Christoph Lind: „... es gab so nette Leute dort": Die zerstörte jüdische Gemeinde St. Pölten. St. Pölten 1998, ISBN 3-85326-101-9

Ehemalige Synagoge St. Pölten (© Josef Vorlaufer).

Die ehemalige St. Pöltner Synagoge stand am Programm des Besuches.