Evelyn Adunka
Isabella Sommer: Alfred Grünfeld (1852–1924). Der „Pianist Wiens“.
Wien: Hollitzer Verlag 2022.
425 Seiten, Euro 40,00.-
ISBN 978-3-99012-544-1
https://www.hollitzer.at/en/book/alfred-gruenfeld-1852-1924
Der Pianist und Komponist Alfred Grünfeld wuchs als Sohn eines Lederhändlers in Prag auf. Sein mütterlicher Grossvater Elias Pick war Kantor in Böhmen. Nach Studien in Prag und Berlin lebte Grünfeld ab 1873 als Salonpianist und „Lyriker am Klavier“ in Wien, wo er mit Johann Strauss befreundet war. Er blieb, umsorgt von seiner Schwester Emma, die auch seinen Nachlass betreute, unverheiratet. Umfangreiche Konzertreisen, teils mit seinem Bruder Heinrich, der ebenfalls Musiker war, führten ihn in viele europäische Länder, nach Russland und in die U.S.A. Mit der jüdischen Gemeinde blieb er immer verbunden, ab 1888 war er auch Freimaurer. Bei vielen jüdischen Wohltätigkeitsveranstaltungen spielte er unentgeltlich. Er engagierte sich auch als Jurymitglied der von Nathaniel Rothschild gestifteten Jüdischen Künstlerstiftung und als Mitglied des Kuratoriums der Gesellschaft für Sammlung und Conservierung von Kunst- und historischen Denkmälern des Judenthums, dem Trägerverein des Jüdischen Museums, „für dessen Bestrebungen er stets reges Interesse verkündete“. Die Musikkritikerin Elsa Bienenfeld, die mit Grünfeld befreundet war, schrieb: „Dass er Jude war, hat er niemals verleugnet, vielmehr mit Stolz sich dazu bekannt.“
Die Musikwissenschaflerin und Johann Strauss-Spezialistin Isabella Sommer hat in beeinduckend genauen Recherchen die Welt der Salons des jüdischen Grossbürgertums und des Adels rekonstruiert, in denen Grünfeld seine grosse Karriere entfalten konnte. Im Anhang enthält das Buch einen Werkkatalog von rund 100 Kompositionen und Tonaufnahmen des Musikers sowie einige Feuilletons „Alfred Grünfeld erzählt“.