Ausgabe

Spurensuche in Krems

Monika Kaczek

Im Jänner 2015 veröffentlichte Martin Loinig, damals Schüler des Piaristengymnasiums Krems, seine Vorwissenschaftliche Arbeit mit dem Titel Spurensuche. Die jüdischen Schülerinnen und Schüler am Piaristengymnasium Krems (1918–1945) und ihre Schicksale. Sie wurde im Rahmen des von der Stadt Krems ausgeschriebenen Zeitgeschichtewettbewerbes als bester Beitrag mit dem Ehrenring „Summa cum laude“ prämiert.1

Inhalt

Im Rahmen einer Initiative der Stadt Krems zur Erinnerungsarbeit behandelt Martin Loinig zunächst die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Krems von 1818 bis 1938. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Antisemitismus in der Zwischenkriegszeit, konkret in Krems, in den Jahren 1848 bis 1938. Darüber hinaus liefert der Verfasser einen Überblick über die Geschichte des Piaristengymnasiums. Anhand der Schülerverzeichnisse in den Jahresberichten konnte er die Religionszugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler bestimmen. In den 1920er Jahren schwankte die Zahl jüdischer Schülerinnen und Schüler zwischen zwei und vier, während die Zahl im Jahr 1930/1931 auf fünf anstieg.2

Als letztem jüdischem Schüler gelang es Kurt Hruby 1938, mit Erfolg zu maturieren, jedoch durfte er nach dem sogenannten Anschluss im März 1938 das Schuljahr nur noch als Hospitant beenden. Kurt Hruby ist einer der 16 jüdischen Kremserinnen und Kremser, deren Schicksale in der Vorwissenschaftlichen Arbeit beleuchtet werden. Er wurde am 27. Mai 1921 als Sohn von Rosa Kohn und des Musikers Max Hruby geboren. Da Max Hruby in der NS-Zeit als sogenannter Vollarier galt, konnte er seine inhaftierte jüdische Frau durch Bestechung aus dem Gefängnis freikaufen. Nach einer missglückten Flucht in die Schweiz gelang es Kurt Hruby, nach Palästina fliehen, wohin ihm seine Mutter später nachfolgen konnte. Nach dem Besuch einer Rabbinerschule konvertierte Kurt Hruby zum Katholizismus und wurde 1960 zum Priester geweiht. Er starb am 5. September 1992 im französischen Vulaines-sur-Seine.3 Weitaus tragischer zeigt sich vermutlich das Schicksal von Blanka
Bleicher
, die am 8. Mai 1905 im böhmischen Dorf Fláje (dt. Fleyh) geboren wurde. Es konnte nicht geklärt werden, wann die Familie nach Krems zog, allerdings war ihr Vater Dr. Sigmund Bleicher in der niederösterreichischen Gemeinde Furth bei Göttweig als Arzt tätig. Blanka Bleicher besuchte das Piaristengymnasium in den Schuljahren 1917/1918 und 1918/1919 (als Repetentin). Dann verliert sich ihre Spur. 

Dem Verfasser Martin Loinig gebührt grosses Lob für sein engagiertes Werk, das Vorbildwirkung für andere Forschende zeigt. 

 

Die Autorin dankt Dir.in Mag.a Bärbel Jungmeier, MSc, Schulleitung BG und BRG Krems, für die Zurverfügungstellung der Abbildung. Weitere Informationen über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Krems finden sich auf der Homepage von Robert Streibel: http://judeninkrems.at/

 

Nachlese

Loinig, Martin: Spurensuche. Die jüdischen Schülerinnen und Schüler am Piaristengymnasium Krems (1918–1945) und ihre Schicksale, VWA, Krems, Jänner 2015, https://www.krems.at/fileadmin/Dateien/Downloads/Bildung/VWA_LOINIG.pdf

 

Anmerkungen

1 vgl. erinnern.at Jahresbericht 2015https://www.erinnern.at/media/alle-jahresberichte-webdateien/jahresbericht_erinnern-at_2015_web.pdf, S. 31.

2 vgl. Loinig, 2015, S. 11f.

3 vgl. ebd., S. 15f.

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Gedenktafel für jüdische Schülerinnen und Schüler der Schule. 

Foto: BG/BRG Krems, mit freundlicher Genehmigung.