Ausgabe

»Und meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems« Else Lasker-Schüler zum 75. Todestag

Monika Kaczek

„Ich bin in Theben (Ägypten) geboren, wenn ich auch in Elberfeld zur Welt kam im Rheinland. Ich ging bis elf Jahre zur Schule, wurde Robinson, lebte fünf Jahre im Morgenlande, und seitdem vegetiere ich (. . .). In Gedanken im Himmel, betreue ich die Stadt Theben und bin ihr Prinz Jussuf. Meine Bücher laufen so herum und werden einmal im Meer ertrinken.“

(Else Lasker-Schüler)

Inhalt

Die Dichterin und Künstlerin Else Lasker-Schüler wurde als Elisabeth Schüler am 11. Februar 1869 in Elberfeld (heute ein Stadtteil von Wuppertal) als jüngstes von sechs Kindern geboren. Ihr Vater Aaron Schüler (1825–1897) war ein Privatbankier, der aus einer assimilierten jüdischen Familie stammte. Elsa, die bereits mit vier Jahren lesen und schreiben konnte, galt als Wunderkind. Nach dem Abbruch des Lyceums West erhielt sie Privatunterricht im Elternhaus. Ein schwerer Schlag für die Dreizehnjährige war der Tod ihres Lieblingsbruders Paul am 27. Juli 1890; im selben Jahr starb auch die Mutter Jeanette.

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Else Lasker-Schüler als „Prinz Jussuf von Theben, 1912(https://de.wikipedia.org/wiki/Else_Lasker-Schüler/media/Datei:Else_Lasker-Schüler_as_Prince_Yussuf.jpg ; gemeinfrei

Nach der 1894 geschlossenen Ehe mit dem Arzt Berthold Lasker zog Else Lasker-Schüler mit ihrem Mann in die Metropole Berlin, wo sie Zeichenunterricht nahm und Kontakte zu progressiven Gruppierungen suchte. 1899 kam Sohn Paul zur Welt, der 1927 an Tuberkulose stab. Bald wurde sie zur „Königin der Bohème“ ausgerufen. Ihre Lyrik wurde immer stärker avantgardistisch. Mit ihrem zweiten Ehemann Herwarth Walden (eigentlich: Georg Lewin), dem Gründer der Zeitschrift Der Sturm, prägte sie als Dichterin die expressionistische Literatur und Kunst ihrer Zeit. In Der Sturm erschien auch eines ihrer bekanntesten Gedichte Ein alter Tibetteppich, das von Karl Kraus in Die Fackel abgedruckt wurde. Mit dem Expressionisten Franz Marc verband sie eine enge Freundschaft. Aus einer Mischung von syrisch-ägyptischen, griechischen, jüdischen und christlichen Ideen schuf sich Else Lasker-Schüler einen eigenen Mythos. Ihr Alter Ego wurde „Prinz Jussuf von Theben“.

Am 19. April 1933 emigrierte Else Lasker-Schüler nach Zürich, wo sie ein Arbeitsverbot erhielt. Bereits 1934 und 1937 besuchte sie Palästina – ihr „Hebräerland“.  1938 zog sie endgültig nach Jerusalem, wo sie in einem privaten Zimmer in Untermiete lebte. Zu ihrem Freundeskreis zählten Martin Buber, Samuel Hugo Berman und Ernst Simon, dem sie ihren letzten Gedichtband Das blaue Klavier – Neue Gedichte (1943 veröffentlicht) widmete.

 

Elsa Lasker-Schüler starb am 22. Jänner 1945 in Jerusalem.

 

„ Und meine Seele verglüht in den Abendfarben
Jerusalems.“ (Aus dem Gedicht Sulamith)

 

Bei ihrem Begräbnis am Fusse des Ölbergs in Jerusalem wurde nicht nur das Kaddisch gesprochen, sondern der Oberrabbiner rezitierte auch aus Ich weiss, einem ihrer letzten Gedichte:

 

„Ich weiss, dass ich bald sterben muss
Es leuchten doch alle Bäume
Nach längst ersehntem Julikuss

 

Fahl werden alle Träume –
Nie dichtete ich einen trüberen Schluss
in den Büchern meiner Reime.

 

Eine Blume brichst du mir zum Gruss –
Ich liebe sie schon im Keime.
Doch ich weiss, dass ich bald sterben muss.

 

Mein Odem schwebt über G‘ttes Fluss
Ich setze leise meinen Fuss
Auf den Pfad zum ewigen Heime“