Ausgabe

„Labyrinth“ Pessach und die Suche nach Wahrheit

Věra Leininger

Für Pessach, wo an die Befreiung aus Ägypten und an das 40-jährige Wandern in der Wüste erinnert wird, möchte das Bild „Labyrinth“ die Suche nach Wahrheit zeigen – die Bedeutung und Ethik der Torah, die symbolisch versteckt an einem unbekannten Ort, umgeben von Wüste, Bergen, umrahmt durch Gräber und Mauern, im Schatten der Olivenbäume weilt.

Inhalt

Das Bild „Labyrinth“ ist Teil der Ausstellung „Im Lo Achshav Ematai“‭ ‬– „Wann, wenn nicht jetzt“, (Rabbi Hillel in Pirkei Avot), die Prags existierende und nicht mehr existierenden Synagogen und Versammlungsorte zeigt.

Diese Ausstellung der Künstlerin Věra Leininger fand erstmals im Mai 2018 in der Synagoge Na Palmovce in Prag-Libeň statt und wurde unter der Leitung von Václav Špale von der Vereinigung Serpens organisiert.

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Věra Leininger, Massada, Acryl auf roher Leinwand, 200x200 cm, 2018. Die Massada-Festung ist eine archäologische Stätte in der Wüste Judäas im heutigen Israel, wo sich Herodes um ca. 15. v. u. Z. einen villenartigen Palast mit Thermen hoch auf einer Naturplattform über dem Toten Meer erbauen liess. Während des „Jüdischen Aufstandes“ gegen die Römer um 74 n. u. Z. (nach dem Bericht des Flavius Josephus) hielten sich hier jüdische Krieger und ihre Familien auf und gaben bis zum tödlichen Ende nicht auf. Die imposanten archäologischen Funde der Massada Festung haben bis heute eine erhebliche symbolische Bedeutung für das Land Israel.

 

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Věra Leininger, Labyrinth, Acryl auf roher Leinwand, 200x200 cm, 2018

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Věra Leininger, Dormitzer Kottondruckfabrik, Acryl auf roher Leinwand, 60x60 cm, 2018. In der Prager Neustadt und im Stadtteil Karolinenthal (heute Karlín) entstanden im 19. Jh. viele Wirtschaftsgebäude. So befand sich dort ab 1822 bis in die 1870er Jahre (neben anderen, wie Ledergerbereien und später Mühlen) auch die Kottondruckfabrik der Familie Dormitzer. Die Nähe zum Wasser war für den Betrieb – für das Bleichen und Färben der Stoffe – wichtig. Auf dem Bild sind die noch um 1890 existierenden Mühlen zu sehen. Die Mitglieder der geadelten Familie Dormitzer gründeten mehrere Wohltätigkeitsvereine, z.B. für Mädchenbildung, und beteiligten sich am Aufbau der Synagoge im Prager Stadtteil Lieben (ab 1864). Ihnen gehörte bis 1873 auch das Haus des Deutschen Kasinos an der Prager Chaussee Am Graben.

 

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Věra Leininger,  Zigeiner Synagoge, Acryl auf roher Leinwand, 60x60 cm, 2018. Die in der sog. Assanierung der Prager Altstadt und Judenstadt um 1905 abgebrochene Synagoge (nach ihrem Erbauer genannt) wurde vor 1613 von Golda und Salomon Salkind Zigeiner erbaut. Nach dem Brand im Jahr 1689 wurde sie durch Zacharia Bunzel neu errichtet und nach erneutem Brand im Jahr 1754 im frühbarocken Stil grosszügig aufgebaut. Seit 1883 wurde sie für den damaligen reformierten G‘ttesdienst benutzt; am 13. Juni 1896 hatte hier auch Franz Kafka seine Bar Mitzvah. Die Überreste des Baus sind noch in den Kellern der heutigen Häuser in der Bílková Strasse zu finden.

 

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Věra Leininger, Portheimka, Acryl auf roher Leinwand, 60x60 cm, 2018. Das vom Architekten Dienzenhofer 1728 im barocken Stil aufgebaute Lustschloss im heutigen Prager Stadtteil Smíchov wurde 1815 zusammen mit den dahinter liegenden bis zum Fluss Moldau führenden Gärten von den Gebrüdern Porges (später Edle von Portheim) gekauft. Auf dem Gelände wurde auch ihre Kottondruckfabrik errichtet und bestand bis in die 1870er Jahre. Heute ist der nördliche Teil des im Rokoko-Stil umgebauten Lustschlosses, wo die Gebrüder mit ihrer Familie gewohnt hatten, neben der St. Wenzel Kirche, deren Türme hinter der Portheimka herausragen, erhalten.  Nach der Verstaatlichung 1945 befand sich dort eine Galerie, und heute, nach der Renovierung in den 1990er Jahren, finden dort regelmässig Kulturveranstaltungen statt.

 

Alle Abbildungen: Věra Leininger, mit freundlicher Genehmigung.


Demnächst, ab April 2020, sollte die Ausstellung in der Synagoge der nordböhmischen Stadt Děčín/Aussig zu sehen sein. Wegen der aktuellen Situation muss diese Ausstellung bis auf weiteres (Herbst) verschoben werden.