Die Pinkas-Synagoge in der Siroká Strasse 3 zählt neben der Altneuschul und dem alten jüdischen Friedhof zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Prager Judenstadt. Sie geht auf einen Ritualbau aus dem späten 15. Jahrhundert zurück. 1535 wurde die heutige Synagoge vom damaligen Besitzer des Grundstücks, Aron Meschullam Zalman Horowitz errichtet. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts ist das Gebäude nach einem weiteren früheren Hausbesitzer, Israel Pinkas, benannt.
Blick in den Hauptraum.
Zwischen 1607 und 1625 finanzierte Juda Tzoref de Herz einen Anbau im Renaissance-Stil, in dem die Frauenschul untergebracht ist. Kunsthistorisch bedeutend ist vor allem das Hauptportal im reinen Frührenaissance-Stil. Der langschiffige Hauptraum mit einem spätgotischen Netzgewölbe und Masswerk-Fenstern wurde mit Dekors der Spätrenaissance ausgestattet. In der Pinkas-Synagoge waren jahrhundertlang die Reliquien von Schlomo Molcho untergebracht (vgl. DAVID, Heft 79, 2008). Gleich anschließend, hinter der Pinkas-Synagoge, erstreckt sich der alte jüdische Friedhof Prag.
Aussenansicht von Norden. Unmittelbar neben der Pinkas-Synagoge liegt der alte jüdische Friedhof Prag.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das tief gelegene Gebäude immer wieder überflutet, zuletzt im Sommer 2002. Nach massiven Hochwasserschäden 1758 und 1771 wurden Bima und Aron ha-Kodesch im barocken Stil erneuert. Die Bima wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit einem schmiedeeisernen Rokoko-Gitter versehen. Das Gebäude diente bis September 1941 als Synagoge, 1954 - 1959 wurde es in eine Gedenkstätte für die ermordeten Juden Böhmens und Mährens umgewandelt.
Zu beiden Seiten des Aron ha-Kodesch sind die Namen einiger Ghettos und Lager aufgelistet, wohin die böhmischen und mährischen Juden deportiert und in denen die meisten von ihnen auch ermordet wurden. Alle übrigen Wände im Erdgeschoss des Gebäudes sind mit den Namen, Geburts- und Sterbedaten der Opfer bedeckt. 77.297 Personen sind nach Familien und letzten Wohnorten alphabetisch aufgelistet. Das eindrucksvolle Mahnmal für alle Toten, denen kein Grabmal mehr errichtet werden konnte, ist in ganz Europa einzigartig.
Aron ha-Kodesch mit den Namen jener Ghettos und Lager, in denen die böhmischen und mährische Juden ermordet worden sind.
Zwischen 1960 und 1968 war die Synagoge der Öffentlichkeit zugänglich, danach blieb sie geschlossen. Sie ist erst seit einer Generalsanierung und der Restaurierung der Inschriften 1992-1995 als Teil des Jüdischen Museums in Prag wieder zu besichtigen. Im ersten Stock des Gebäudes sind die Theresienstädter Kinderzeichnungen ausgestellt.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung Jüdisches Museum in Prag.