Sonderausstellung im Sigmund Freud Museum, ab 23. März 2018
Die letzte Ausstellung vor dem Umbau des Sigmund Freud Museums widmet sich der Literatur: Ab 23. März legt PARALLELAKTIONEN. Freud und die Literaten des Jungen Wien die Spuren frei, die die Psychoanalyse im Werk der Schriftsteller Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten hinterlassen hat.
Sigmund Freud, um 1906 © Sigmund Freud Privatstiftung
Die Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Literatur im Wien der Jahrhundertwende können als eine Art „Parallelaktion“ aufgefasst werden: Obwohl der Nervenarzt Sigmund Freud und die „Nervenkünstler“ des Jungen Wien mit ihren Erkundungen der menschlichen Seele ähnliche Ziele verfolgten, sind offizielle Allianzen kaum belegt und persönliche Beziehungen eher die Ausnahme. Freuds Theorie inspirierte die Literaten jedoch massgeblich, wie die Ausstellung anhand von ausgewählten Schriften, Werken und Briefen nachzeichnet.
Aus der Distanz verfolgte auch Freud aufmerksam das Schaffen seiner Zeitgenossen: Er berichtete Arthur Schnitzler – einem der frühesten Leser der Traumdeutung, der selbst sein Leben lang die eigenen Träume notierte – in einem Brief von 1922 von seinem langen Zögern, ihn persönlich zu kontaktieren und begründete dies mit einer „Doppelgängerscheu“. Karl Kraus äusserte ein profundes Verständnis und eine jahrelange Wertschätzung der Lehre Freuds, bevor seine kritische Auseinandersetzung in Polemik und Angriff überging. Hugo von Hofmannsthal teilte mit Freud die Faszination für die Antike und mythologische Figuren. Auch Felix Salten, Autor der anonym verfassten Josefine Mutzenbacher wie auch von Bambi, dessen Artikel für die Neue Freie Presse Sigmund Freud regelmässig las, teilte mit den psychoanalytischen AkteurInnen zentrale Themen. Die Sonderausstellung entsteht in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Theorie der Biographie als Teil des Ausstellungsensembles „Das Junge Wien. Natur plus X“, an dem sich mehrere Institutionen aus Wien und Salzburg beteiligen.
Sigmund Freud Museum 2020
Die Ausstellung markiert das Ende für das Sonderausstellungsprogramm des Sigmund Freud Museums in seiner derzeitigen Erscheinung: Ab Mitte 2019 wird das Museum geschlossen, um 2020 neu eröffnet zu werden: Museum und Bibliothek werden barrierefrei zugänglich, die Ausstellungsfläche erweitert und eine Neuaufstellung der Museumspräsentation vorgenommen. Erstmals werden auch die privaten Räume der Familie für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In der Praxis von Freud vermittelt die Möblierung des Wartezimmers die Atmosphäre eines Interieurs des 19. Jahrhunderts. Die museale Präsentation im Arbeitszimmer der Praxis widmet sich der psychoanalytischen Theoriebildung und klärt über die umfassenden Tätigkeiten des „Vaters der Psychoanalyse“ als Kulturtheoretiker auf. In Freuds Behandlungsraum werden Kernthemen der psychoanalytischen Praxis verhandelt, dabei stehen der Therapiealltag sowie die Behandlungsmethoden im Fokus. Der Leerstelle, die durch die Abwesenheit der Couch in diesem Raum zurückgeblieben ist, kommt in der neuen Dauerausstellung eine besondere Bedeutung zu. Das Fehlen dieses zur Ikone der Psychoanalyse avancierten Möbels kennzeichnet das Museum als einen entkernten Erinnerungsort und liefert den Verlusten, die unsere Geschichte schrieb, ein Sinnbild: Freuds Flucht vor dem Nationalsozialismus steht stellvertretend für Millionen Geflüchteter und Ermordeter.
Die „erste“ Ordination im Hochparterre der Berggasse 19, die Freud Mitte der 1890er-Jahre eingerichtet hatte, wird zum Präsentationsraum der Contemporary Art Collection des Sigmund Freud Museums, die zu den renommiertesten Konzeptkunst-Sammlungen Österreichs zählt.
Crowdfunding mit Respekt.net:
Der Verein Respekt.net hat eine Crowdfunding-Kampagne initiiert, um das Projekt an diesem einzigartigen Standort zu unterstützen: Mehr auf www.respekt.net