Espen Søbye: Kathe - Deportiert aus Norwegen. Aus dem Norwegischen von Uwe Englert.
Berlin: Assoziation A 2008.
192 Seiten, Euro 18,50.-
ISBN 978-3-935936-70-5
Nach den Erinnerungen Anne Franks liegt mit dem Buch Kathe - Deportiert aus Norwegen ein weiteres berührendes Dokument über die Lebensgeschichte und das Schicksal eines jungen jüdischen Mädchens vor. Kathe Lasnik wurde zusammen mit ihren Eltern 1942 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Allein, die 15-jährige Kathe Lasnik hatte keine Gelegenheit, ihre Erlebnisse und Gedanken angesichts der drohenden Deportation durch die Nationalsozialisten 1941 selbst zu Papier zu bringen. Das Buch ist vielmehr auf den Einsatz von Espen Søbye zurückzuführen, der in alten Akten zufällig auf den Namen Kathe Lasnik stösst und daraufhin zu recherchieren beginnt. Die Erinnerungen ehemaliger Freunde, Schulkameraden und Bekannten des Mädchens wurden vom Autor wie ein Mosaik zusammengefügt und so die Lebensgeschichte von Kathe Lasnik nacherzählt. Espen Søbye beschreibt Kathes Kindheit in einem jüdischen Stadtteil Oslos und ebenso die Vorurteile, mit denen die Familie auch vor der nationalsozialistischen Besatzung konfrontiert wird. Im Zentrum stehen die Ereignisse ab April 1940 als sich nach dem Überfall deutscher Truppe die Lage für die jüdische Bevölkerung zuspitzte. Die Geschichte Kathes ist eingebettet in die Geschichte ihrer Familie: Ihre Eltern, Elias Lasnik und Dora Meszansky, waren 1908 aus dem damals russischen Wilna über Deutschland nach Norwegen geflohen. Elias Lasnik hatte Angehörige in der norwegischen Stadt Kristina, die dem jungen Paar, das das nur Jiddisch, ein bisschen Russisch und Hebräisch sprach, unter die Arme griffen bis beide eine Anstellung gefunden hatten.
Espen Søbye verknüpft geschickt die Biografie mit der Geschichte der Juden in Norwegen. Das Erscheinen des Buchs führte in Norwegen zu einer Debatte über Kollaboration und Antisemitismus während der Zeit der deutschen Besatzung. Søbye schreibt in sachlich, nüchternem Stil, dramatisiert nicht. Doch gerade dadurch wirkt die Geschichte der Kathe Lasnik umso stärker und lässt den Leser nicht mehr los. Eine gelungene Biografie, die durch die reiche Bebilderung und die informativen Nachwörter zusätzlich bereichert wird.