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Jüdisches Budapest

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Julia Kaldori: Jüdisches Budapest/Jewish Budapest. Einleitung von Györgi Dalos.
Wien: Mandelbaum Verlag 2004.
240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Euro 17, 80
ISBN 3-85476-111-2

In letzter Zeit wird vermehrt über das ungarische Judentum berichtet, leider vor allem im Zusammenhang mit Antisemitismus. Budapest hat heute eine der grössten jüdischen Gemeinden Europas, deren Institutionen seit den letzten zwei Jahrzehnten auch für ein zunehmend religiöses und kulturelles Angebot sorgen. Aber wie Julia Kaldori im Vorwort anmerkt, ist nicht nur das jüdische Selbstbewusstsein wieder erwacht, sondern auch ein offener Antisemitismus in Teilen der ungarischen Bevölkerung.
Die „Verirrungen“ der ungarischen Politik und die Wirtschaftskrise lassen manchen für die Zukunft der Juden in Ungarn fürchten. Diese leben heute vor allem in Budapest, wo sie nach 1900 fast ein Viertel der Bevölkerung stellten. Im Holocaust wurden durch den Terror der Nazis und Pfeilkreuzler zwei Drittel der in Ungarn lebenden jüdischen Bevölkerung ermordet und die Provinzgemeinden wurden zur Gänze vernichtet.
Die Synagoge in der Dohány utca, zweitgrößte der Welt und prächtig renoviert, lässt die glanzvolle Vergangenheit vor dem Holocaust erahnen. Aber wie in ganz Budapest stehen auch im ehemaligen jüdischen Viertel neben renovierten Häusern noch viele verfallene Gebäude. So ist die einst prachtvolle, von Otto Wagner entworfene Rumbach Synagoge zwar teilweise renoviert, aber trotzdem in einem sehr traurigen Zustand.
Der vorliegende Band ist, wenn auch inzwischen etwas veraltet, immer noch der einzige Stadtführer speziell für das jüdische Budapest und bietet neben einem historischen Abriss eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Sehenswürdigkeiten, auch von manchem, was heute nicht mehr existiert. Wie immer sind die Stadtführer des Mandelbaum Verlag aber auch mit praktischen Hinweisen wie Adressen von koscheren Restaurants, Lebensmittelgeschäften usw. ausgestattet.