Die ehemalige Synagoge St. Pölten wurde am 17. August 1913, dem Vorabend des 83. Geburtstags von Kaiser Franz Joseph I., eingeweiht. Sie ist eine der wenigen Synagogen Österreichs, die die Novemberpogrome und den Krieg zwar verwüstet und beschädigt, aber doch als Gebäude überstanden haben. Ihre Gemeinde wurde allerdings unwiederbringlich vernichtet. Trotzdem wurde das verwaiste Haus 1980-1984 durch Bund und Land Niederösterreich renoviert. Seit der Unterbringung des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs im „Bedenkjahr" 1988 dient es als Gedenkstätte und Veranstaltungsraum, insbesondere für Schulprojekte.
Innensicht der ehemaligen Synagoge St. Pölten. Foto: Marius Höfinger, Herzogenburg. Mit freundlicher Genehmigung Institut für jüdische Geschichte Österreichs.
Die Ausstellung im Stadtmuseum veranschaulicht nicht nur die Errichtung, Zerstörung und Renovie-rung der Synagoge, sondern auch ihre Bedeutung für die 1940 aufgelöste jüdi-sche Gemeinde. Kein einziger Ritualgegenstand - Torarollen, Ker-zenleuchter, Textilien - hat die NS- und Nachkriegszeit überlebt. Umso kostbarer sind die wenigen noch erhaltenen Ob-jekte, vor allem Gemeinde- und Gebetbücher, Fo-tos und Dokumente, die das einstmals blühende Gemeindeleben bezeugen.
Auch ein grosses Ölgemälde von Franz Joseph I. blieb erhalten, das die Kaisertreue der jüdischen Gemeinden der Habsburger Monarchie und unter ihnen der St. Pöltener veranschaulicht. Der genaue Ort seiner Aufstellung, ob im Eingangsbereich oder in den Amtsräumen der Kultusgemeinde, ist leider nicht bekannt. Im Februar 2013 entdeckte ich zufällig auf der Website des Interview- und Fotoprojekts „Centropa" unter einer anderen Ortsangabe ein Foto, das einen Sensationsfund darstellt: Es stammt vermutlich aus dem Jahr 1936 und zeigt den unversehrten Innenraum der Synagoge St. Pölten, den Toraschrein mit Parochet, Kerzen- und Wandleuchter, Bima mit Pultdecke und Sitzbänke. Bis zu diesem Fund wussten wir über ihr Aussehen vor der Zerstörung nichts.
Begleitend werden Filmstationen diejenigen Feste des Lebens- und Jahreszyklus zeigen, die in der Synagoge ihren Ort haben. Eine Gedenkinstallation der Wiener Künstlerin Renate Stockreiter, die auch die grafische Gestaltung der Ausstellung innehat, ein Katalog und Veranstaltungen vertiefen die Exponate. Gefördert wird die Ausstellung von der Stadt St. Pölten, dem Land Niederösterreich, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich und dem Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus.
Eröffnung: 13. November 2013, 19 Uhr, Stadtmuseum St. Pölten, Prandtauergasse 2
Laufzeit: 14. November 2013 bis 30. April 2014
Öffnungszeiten: Mi-So 10:00-17:00; 24.-26. und 31.12: geschlossen
Links der Veranstalter: www.injoest.ac.at; www.stadtmuseum-stpoelten.at/