Die wahrscheinlich schon seit dem Spätmittelalter bestehende jüdische Gemeinde zu Rosenberg an der Moldau (heute Rozmberk nad Vltavou, Tschechische Republik) war eine der vielen kleinstädtischen jüdischen Gemeinden in den Ländern der Böhmischen Krone. Wie manch andere dieser Gemeinden genoss auch jene in Rosenberg hohes Ansehen unter den Juden des Habsburgerreichs, obwohl sie selbst in ihrer Blütezeit nie mehr als etwa 100 Seelen zählte.
Grabstein Holzbauer, aufgestellt 2006. Foto: Elfa Beate Spitzenberger 2013. Mit freundlicher Genehmigung Verein „Wider das Vergessen“.
Die Rosenberger Juden hatten, auch darin den meisten anderen kleinstädtischen jüdischen Gemeinden des Königreichs gleich, bereits früh ihren eigenen Friedhof, eine Synagoge und bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar einen Rabbiner. Um 1900 setzte der Niedergang der Rosenberger Gemeinde ein, in der Zwischenkriegszeit schmolz sie auf weniger als ein halbes Dutzend Familien zusammen. Die meisten der verbliebenen Rosenberger Juden wurden nach 1938 Opfer der NS-Gewaltherrschaft, kaum einer von ihnen entkam der Katastrophe.
Blickrichtung Süden, Grabstätten Holzbauer, auf Eisenständern montierte Bronzetafel der in den KZs Dachau und Auschwitz ermordeten drei männlichen Mitglieder der Familie. (Tafel heute angebracht auf eigenem Grabstein). Foto: Gerhard Gruber, um Jahresende 1996. Mit freundlicher Genehmigung Verein „Wider das Vergessen“.
Die jüdischen Friedhöfe in Rosenberg
Ihren Friedhof legten die Rosenberger Juden wahrscheinlich schon vor dem Jahre 1500 an. Nicht nur die Rosenberger selbst, auch Juden aus der näheren Umgebung begruben hier ihre Toten. Nach 1880 wurden auf dem bestehenden, bereits stark überbelegten Friedhof keine Beerdigungen mehr vorgenommen. Etwa zwei Kilometer ausserhalb der Stadt errichtete man an der Staatsstrasse nach Krumau (Ceský Krumlov, Tschechische Republik) einen neuen. Auf dem alten Friedhof sind bis heute etwa zehn Grabsteine erhalten, der älteste stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der neue Friedhof umfasst rund 100 Grabstätten. Die letzte jüdische Beerdigung fand in Rosenberg 1950 statt, jene von Frau Hilda Holzbauer. Sie hatte die Shoa überlebt, drei ihrer nahen männlichen Verwandten, vielleicht ihre Söhne, wurden 1944/45 in Auschwitz und Dachau ermordet.
Blick über den gepflegten neueren jüdischen Friedhof von Rosenberg. Foto: Elfa Beate Spitzenberger. Mit freundlicher Genehmigung Verein „Wider das Vergessen“.
Die jüdischen Denkmale in Rosenberg nach der Zeit der NS-Gewaltherrschaft
Da die Rosenberger jüdische Gemeinde mit Frau Holzbauers Ableben erloschen war, verkleinerte man den neuen Friedhof auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Grösse, errichtete eine Schlackenziegelmauer, und trug überzähliges Mauerwerk sowie das Tahara-Haus ab. In der Folge geriet der Friedhof für Jahrzehnte nahezu in Vergessenheit, seit 1996 wird er vom Linzer Verein Wider das Vergessen im Zusammenwirken mit dem Eigentümer, der jüdischen Gemeinde zu Prag, gepflegt. Der neue jüdische Rosenberger Friedhof blieb so erhalten, hingegen ist die wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert stammende Synagoge verloren: nach 1938 nutzte man sie als Werkstätte oder Wohnraum, 1966 wurde sie abgetragen.
Die jüdischen Gemeinden in Oberösterreich und ihre Verbindung zu Südböhmen
Seit dem Spätmittelalter war Juden der Aufenthalt in Oberösterreich untersagt, sie konnten jedoch Einreisebewilligungen für Geschäftsreisen erlangen. Kam es bei solchen Fahrten zu Todesfällen, wurden die Toten nach Rosenberg überführt und dort beigesetzt. Als nach 1848 Juden die Ansiedlung in Oberösterreich gestattet wurde, zogen auch jüdische Familien aus Südböhmen in das Erzherzogtum zu und gründeten hier eigene Gemeinden, die sich nach 1860 auch Friedhöfe und Synagogen schaffen konnten. Die verwandtschaftlichen Beziehungen nach Südböhmen blieben bis zur Zeit der NS-Gewaltherrschaft aufrecht.
Heute ist die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Charlotte Herman, Obfrau des Linzer Vereines „Wider das Vergessen". Der Verein kooperiert eng mit „Matana" als Eigentümervertreterin in Sachen Pflege des Friedhofs Rosenberg: Um das Jahr 2000 gründete die Prager jüdische Gemeinde, die seit Mitte der 1990er-Jahre subsidiär alle jüdischen Objekte in jenen Orten in der Tschechischen Republik übernommen hat, in denen es keine eigene jüdische Gemeinde mehr gibt, eine Gesellschaft „Matana" zur Betreuung der übernommenen Liegenschaften.
Rettungsmassnahmen
Die Mitglieder des heutigen Vereins „Wider das Vergessen" haben bereits 1996 mit der Pflege des Friedhofs begonnen. Dieser war damals völlig von Gestrüpp überwuchert, etwa ein Drittel der Grabsteine waren umgestürzt, manche Grabstätten eingebrochen. Die ersten Arbeiten waren daher das Entfernen des Gestrüpps und die Instandsetzung der Grabstellen. In der Folge galt unser Augenmerk der allgemeinen Pflege des Friedhofs, sowie insbesondere der Sanierung der Umfassungsmauern. Im Jahre 2002 stürzte ein Teil der strassenseitigen Umfriedung (Trockensteinmauer) auf einer Länge von etwa 20m ein; wir haben uns damals am Wiederaufbau der Mauer mit der Hälfte der Kosten beteiligt. Im Jahre 2010 wurde die einsturzgefährdete, hangseitige Mauer saniert, ab Mitte des vergangenen Jahres bis heute wurden ein neues Tor, ein behindertengerechter Zugang, sowie eine kleine PKW-Abstellfläche errichtet.
Aus drucktechnischen Gründen wird auf die Wiedergabe der diakritischen Zeichen verzichtet.
Spenden werden an den Linzer Verein „Wider das Vergessen", Hypo Bank Linz, BLZ 54000, Kto. 6625131 erbeten.