Emile Schrijver/Falk Wiesemann u. a.(Hrsg.): Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection
Zürich: Scheidegger u. Spiess 2012
336 Seiten, 54 Euro
ISBN 978-3-85881-332-9
Vor drei Jahren wurde der prominente Schweizer Unternehmer und Investor René Braginsky gebeten, seine Collection, entstanden aus einer mehr als drei Jahrzehnte dauernden Sammlertätigkeit, erstmals in einer Ausstellung zu zeigen. Seine Zustimmung dazu sei ihm nicht leicht gefallen, schreibt René Braginsky im Vorwort, denn es bedeutete, für längere Zeit auf die Sammlung in seinem privaten Alltag zu verzichten.
Als Ort der ersten Ausstellung wählte man die Bibliotheca Rosenthaliana, die, zur Universitätsbibliothek Amsterdam gehörend, über eine der grössten Sammlungen jüdischer Schriften in Europa verfügt. Erst durch diese erste Ausstellung und den dazu gehörigen Katalogs mit dem Titel A Journey through Jewish Words: Highlights from the Braginsky Collection of Hebrew Manuscripts and Printed Books wurde von der Fachwelt erkannt, welch bedeutende und qualitätsvolle Stücke René Braginsky erworben hatte. Es folgten gut besuchte Ausstellungen in New York, Jerusalem und schliesslich die Rückkehr nach Zürich, wo im dortigen Landesmuseum der Öffentlichkeit vorerst die letzte Gelegenheit geboten wurde, die Braginsky Collection zu sehen.
Allen, die diese Möglichkeit nicht hatten, bietet der zur Zürcher Ausstellung nun auch in Deutsch erschienene Katalog einen Einblick in diese einzigartige Sammlung der jüdischen Schriftkultur. Wenn die Herausgeber auch einen nicht zu wissenschaftlich gestalteten Katalog wollten, so wird doch jedes abgebildete Exponat genau beschrieben und mit ausführlicher Hintergrundinformation versehen. Unter den aus vielen Ländern stammenden Kostbarkeiten, die in einen Zeitraum von 700 Jahren entstanden, sind die reich verzierten Megillot (Estherrollen) und Ketubbot (Heiratsverträge) besonders prachtvoll. Als Beispiel sei hier die Megilla aus Frankreich, die im 19. Jahrhundert entstand, zu erwähnen, die am Titelbild abgebildet ist, oder die Ketubbot aus Italien des 17. und 18. Jahrhunderts.
Wenn auch der Schwerpunkt der Sammlung auf illustrierten Handschriften liegt, so wurden auch zahlreiche Druckwerke aufgenommen. Nur in der Ausstellung in der Schweiz waren Bücher von christlichen Hebraisten zu sehen, unter den „nichtjüdischen" Schriften weiters zum Beispiel ein aus dem Jahr 1755 stammendes Doktordiplom der Universität Padua, das für einen jüdischen Studenten ausgestellt wurde.
Die Braginsky Collection gilt heute als die vielleicht wichtigste Sammlung dieser Art weltweit, sie wird laufend erweitert, und dieser wundervolle Band gibt einen Einblick in diese einmaligen Zeugnisse der jüdischen Schriftkultur.