Sigmund Freud lebte 47 Jahre in der Berggasse 19. Dort behandelte er seine Patienten, in den Räumen verfasste er seine Fallgeschichten ebenso wie theoretische Schriften, zum Beispiel „Die Traumdeutung". Seit nunmehr 40 Jahren - das Museum wurde im Juni 1971 im Beisein von Sigmund Freuds Tochter Anna eröffnet - besteht dort, an Wiens vermutlich berühmtester Adresse, das Sigmund Freud Museum. Der Begründer der Psychoanalyse musste 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen und starb 1939 im Exil in London.
Waren im Eröffnungsjahr 8.000 Besucher zu verzeichnen, so besichtigen das in den neunziger Jahren schrittweise erweiterte Museum mittlerweile 70.000 Gäste jährlich. In diesem klassischen Wiener Gründerzeithaus präsentiert das Sigmund Freud Museum eine Dokumentation über Freuds Leben und Werk, illustriert mit persönlichen Gegenständen. In einem Videoraum ist einzigartiges privates Filmmaterial der Familie Freud aus den dreissiger Jahren zu sehen. Originale Gegenstände aus dem Besitz Freuds, das Wartezimmer seiner Praxis und Teile seiner umfangreichen Antikensammlung lassen das Umfeld, in dem die Patienten analysiert wurden und eine neue Wissenschaft entstand, spüren.
Erinnerungsreste, Lesestörungen - 40 Jahre Sammlungstätigkeit
Mit der Bestandspräsentation „Erinnerungsreste, Lesestörungen - Aus der Sammlung des Sigmund Freud Museums" liefert das Museum einen Überblick über 40 Jahre Sammeltätigkeit: Mit 38.000 Exemplaren an historischen und aktuellen Büchern beherbergt die Berggasse 19 die grösste psychoanalytische Studienbibliothek zur Psychoanalyse in Europa sowie mit 50.000 Objekten ein umfassendes Archiv. Die Sammlung basiert auf einer umfangreichen Bücherschenkung durch Anna Freud. Ihre Schenkungen aus dem Nachlass ihres Vaters waren es auch, die dem Museum einen Bestand an Originalen verschafften, da Freud seine sämtlichen Besitztümer mit in die Emigration nach London nahm. Besonderen Wert legte sie darauf, dass eine Bibliothek und ein wissenschaftliches Zentrum eingerichtet werden sollten. Deshalb rief sie zu einer Bücherspende unter internationalen Psychoanalytikern auf, um einen Grundstock an Fachliteratur zu sichern.
Sie selbst hatte 1923 in der Berggasse 19 eine eigene psychoanalytische Praxis eröffnet, zwei Jahre später begann sie am Lehrinstitut der Wiener Psycho-analytischen Vereinigung Kurse über Kinderanalyse zu halten. Die Erfahrungen aus ihrer Praxis verarbeitet sie in ihrem ersten Buch „Einführung in die Technik der Kinderanalyse" (1927). Viele Exponate der Ausstellung beschäftigen sich mit ihrem Wirken. Die Materialien, die sie dem Museum schenkte, setzen sich aus Beständen der von ihr geleiteten Hampstead Nursery, aus der Sammlung Storfer, dem ins Exil nach Shanghai geflüchteten Leiter des Internationalen Psychoanalytischen Verlags, und ihren privaten Büchern zusammen.
Die Präsentation wurde von Lydia Marinelli erarbeitet und ergänzt die ständige Ausstellung um Archivalien. Erstausgaben und Korrekturmanuskripte Sigmund Freuds werden ebenso gezeigt wie Arbeiten des Psychoanalytikers Richard Sterba, der in die USA emigrierte und dadurch die Arbeit an seinem „Handbuch der Psychoanalyse" abbrechen musste.
Sigmund Freud Museum
Berggasse 19, 1090 Wien
www.freud-museum.at
täglich 9-17 Uhr
Juli - September 9-18 Uhr